20 - Paris ° Tag 4

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Tania:

"Schick mir bitte die Bilder", fragte ich ihn an der Türschwelle zum Mädchenzimmer.
"Sicher", grinste Timo vergnügt. "Für dich mache ich alles."

"Jaja, ich weiß...", erwiderte ich.

"Bin dann mal weg. Muss noch Bilder versenden!", verabschiedete er sich.

"Es ist früh am Morgen, du hast noch Zeit!"

"Sonst vergesse ich das noch."

"Ach stimmt, so sind Jungs ja!", neckte ich ihn.

"Pfft, als ob du nie was vergisst."

"Ne, bin halt krass."

"Ja, klar."

Und dann war er weg. Timo hat doch ein Einzelzimmer bekommen. Was ich nicht verstehe, es gab noch genug Platz in Maurice' Zimmer. Und dort hätte er auch einfacher Fotos machen können.
Lehrer und Zimmer richtig aufteilen sind zwei komplett verschiedene Dinge. Die kennen sich nicht.
Ich ging zurück zu meinem Bett. Meine Mitbewohnerinnen waren schon wach und unterhielten sich, hörten Musik oder duschten bereits.

Ich checkte mein Handy auf Bilder, die Timo mir jetzt gleich zukommen lassen sollte. Ich wollte mich Maurice rächen.
Dafür, dass er mit Laura rumgemacht hat.
Wie er mir einfach fremdgeht!
Aber er hat sich sowieso nie für mich interessiert...
Immer abgesagt hat er.
Ich werde ihn mit den Bildern erpressen, aber so richtig!
Wenn er mit Laura rumknutscht, werde ich das auch mit Timo tun, er muss gar nicht neidisch sein.
Und Laura wusste nicht mal etwas davon, was ein Betrüger...

Maurice:

"Broo... Ich habe so Schmerzen an der Brust...", stöhnte Maurice und streckte sich. "Woher die wohl kommen?"

"Wir brauchen gar nicht darüber zu reden...", meinte ich nur im Halbschlaf.
Ich gähnte.
"Wieso wachen wir eigentlich immer vor dem Wecker auf?"

"Keine Ahnung, aber drüben scheinen auch schon welche wach zu sein...", meinte Daniel und setzte sich auf.

"Wie haben fast acht", murmelte ich mit einem Blick auf mein Handy. "Sollen wir uns schon fertig machen?"

"Weiß nicht", brummelte er verschlafen und warf sich wieder aufs Bett.

"Maurice... Wegen gestern...", fing er an.
Ich murrte.
"Mir ist das etwas unangenehm, ich hoffe, dir nicht auch...", erwiderte ich verlegen.

"Deswegen wollte ich mit dir darüber sprechen", flüsterte er nun.
"Wie...- Wie lange hast du... Diese, ich sag mal Gefühle?", erkundigte er sich im Flüsterton.

"Weiß nicht... Die letzten Wochen halt etwas extremer."

"Ahh..."

"Sind wir dann...", er räusperte sich kurz.
"Immernoch... nur Freunde?"

Ich weiß es nicht.
Also wirklich nicht.
Ich spüre da eine gewisse Anziehung, die mit jedem Tag stärker und intensiver wird, die ich aber auch verstecken möchte und nicht unbedingt jeder sehen soll. Wenn man das nicht sonst auch tut.

"Können... Wir vielleicht später darüber reden? So früh am Morgen kann ich da glaub ich noch nicht die richtige Worte finden...", sagte ich ihm.

Er nickte und musterte mich wieder.
Ich musterte ihn ebenfalls.
Das heißt, wenn ich Maurice liebe, bin ich schwul, oder?
Ich möchte das aber nicht so gerne sagen...
Was würden die anderen sagen?
Was würde Tania sagen?
Ach, was die denkt, kann mir am Arsch vorbeigehen. Ich muss nicht verstehen, was das zwischen uns war.

"Und was machen wir heute schönes?", brummelte ich gelangweilt und stand schließlich auf.

"Frau Sieden meinte gestern, dass wir heute ein Französisches Sterne-Restaurante besuchen oder so. Wahrscheinlich mit Workshops. Hört sich doch eigentlich interessant an, oder?

"Weiß nicht. Ist Kochen denn so deins? Ich habe da immer ein wenig Angst, mich zu verbrennen oder so", lachte ich.

"Och, ich koche oft. Aber ein Meister bin ich auch nicht."
Er rappelte sich auch auf und kramte nach Klamotten.

"Gehst du duschen?"

"Ja...?"

"Darf ich zuerst?"

"Gerne, Ladys First."

Ich bekam einen bösen Blick ab bevor dieser hinter der Badezimmertür verschwand.

Timo:

Argh, diese App laggt wieder des Todes!
Aber zum Glück hatte ich ein Einzelzimmer und meine Ruhe...

Auf dem Laptop zog ich ein paar Bilder in den Vordergrund, um sie zu bearbeiten.

Das muss auf jeden Fall so echt wie möglich wirken!

Laura und Maurice sollten richtig knutschen. Und zum Glück spielt sie mit.
Wie ich ihn verabscheute, schon seit der Grundschule.
Immer angeben musste er.
Immer war er besser.
Und jeder mochte ihn, und das unbegründet. Er hatte keine besonderen Eigenschaften.
Ich fügte noch ein paar Effekte zum Foto hinzu, bevor ich es herunterladete und schließlich Tania sendete.
Sie antwortete direkt.

Tania
Was hat das denn so lange gebraucht?

Timo
Internet, sorry.

Tania
Mein Internet ist gar nicht so schlecht. Aber vielleicht liegts auch daran, dass unser Zimmer besser platziert ist.

Timo
Mach nicht doch nicht so neidisch :(

Dieses Mädchen ist der Inbegriff von Naivität. Ich könnte ihr alles erzählen, und sie würde es glauben.
Und damit kann man viel anfangen

You Know Me | boyxboy✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt