Letter

152 12 1
                                    

Taehyung

Der Wecker klingelt. Mühevoll stehe ich auf und husche ins Bad, um mich fertig zu machen. Nachdem das erledigt ist, packe ich meine Sachen und laufe zur Tür raus.

Ich sitze schon im Unterricht, als mir auffällt, dass ich mein Buch im Schließfach vergessen habe.
Und schon wieder muss ich laufen.

Seufzend melde ich mich und kriege gleich danach die Erlaubnis unseres Lehrers, zu den Spinden zu gehen.

Es dauert zum Glück nicht lange, weshalb ich kurz darauf mit dem gefundenen Buch in den Unterricht zurückkehre. Gerade rechtzeitig, denn unser Lehrer hat wohl heute so einen Tag, wo man nur Aufgaben im Buch bearbeiten muss.
Da muss man immer so viel schreiben!

Und die können sich ja glücklich schätzen. Müssen nachher nur die Lösungen unter die Dokumentenkamera legen, im Gegensatz zu uns Schülern, die einen Handkrampf kriegen, nur weil wir auch noch alles bis ins kleinste Detail aufschreiben müssen...

Doch dann passiert etwas Überraschendes. Als ich mein Buch aufschlage, fällt ein Zettel raus.
Nanu?
Was ist das denn?
Wie ist der da reingekommen?

Aber vor allem, wer zum Teufel hat den überhaupt da reingelegt? Alles Fragen, die ich gerade nicht beantworten kann. Sowas sollte man immer auf später verschieben, Taehyung...

Neugierig öffne ich den Umschlag und bin nochmals überrascht über die Sorgfalt des Briefes. Sogar in einem Umschlag. Das Papier darin ist akkurat gefaltet.
Wer gibt sich denn so viel Mühe?

Gespannt auf den Inhalt falte ich das Papier auseinander.
Sorgsam bedacht, nichts zu zerknicken. Wäre ja auch schade. "Was hast du denn da, Taehyung?", reißt mich die Stimme meines Lehrers aus den Gedanken. Ausgerechnet jetzt!

"Nichts.", antworte ich. Zugleich versuche ich den Brief so hastig wie möglich wieder zusammen zufalten. Dabei kann ich leider nicht darauf achten, wie sorgsam es ist. Schon mal eine Entschuldigung von mir an den Absender.

Doch das Interesse meines Lehrers ist geweckt und er bahnt sich einen Weg durch die Tischreihen zu mir durch.
Du bist so unvorsichtig, Taehyung! Hättest du doch bloß noch ein bisschen gewartet.

Jetzt zieht mir dieser Blödi dieses Ding ein und er verschließt es wahrscheinlich für immer in einem seiner Aktenschränke, Grund genug mich bis zu meinem Tod elendig zu fragen, was in diesem Brief drinsteht. Tragisch...

An meinem Tisch streckt er auffordernd seine Hand aus.
Warum haben Lehrer überhaupt das Recht, solche Sachen von ihren Schülern abzunehmen? Nun gut.

Ergeben lege ich ihm meinen Brief in die Hand und zu meinem Entsetzen macht er sich sofort daran, den Brief wieder herauszuholen, bis ich ihn empört aufhalte. So eine Unverschämtheit!

"Halt Stopp! Sie dürfen das nicht öffen. Briefgeheimnis!"
Immerhin gibt es sowas in unserer modernen Welt noch...

Mein Lehrer kneift die Augen zusammen. Damit hat er jetzt wohl nicht gerechnet. "Ha!", möchte ich sagen. Auch Kim Taehyung kann mal schlaue Antworten von sich geben!

Zu meiner Erleichterung hat er dem nichts mehr beizufügen und fordert mich stattdessen auf, mich meinen Aufgaben zu widmen.

Ich nicke nur, fange aber trotzdem nicht gleich an, sondern beobachte ihn noch, wie er zurück zum Pult geht und meinen Brief in eine seiner vielen Schubladen steckt. Ich wusste es!

Hätte ich nicht geschaut, würde er mir nachher einfach verklickern wollen, er habe ihn weggeworfen. Jaja.
Pech für ihn. Ich weiß, was hier abgeht.

Irgendwann muss ich dann doch mit meinen Aufgaben anfangen, weswegen ich auch sehr erleichtert bin, als eine geschlagene Stunde später die Klingel zur Pause ertönt.

Sofort schnappe ich mir meine Sachen, packe meine Aufgaben zusammen und laufe zur Tür.
Kapiert habe ich eh nichts, da muss ich wohl zu Hause noch einen Blick drauf werfen, ansonsten bleibe ich zurück und kapiere gar nichts mehr.

Gerade als ich durch die Tür hindurch laufen will, stoppe ich grinsend und drehe um.
Nein, nein mein Freundchen.
Fast hast du es gsschafft, mich meinen Brief vergessen zu lassen, aber nicht mit mir!

Ich mache eine Kehrtwende, um zum Pult zurückzulaufen, wo ich mich dann lässig abstütze.

Der Lehrer, welcher die Tafel putzt, dreht sich um, stöhnt gernervt auf, als er mich sieht, läuft aber dennoch in meine Richtung. "Ich möchte meinen Brief zurück.", fordere ich sogleich.
Mit einem letzen genervten Blick macht er die Schublade auf, um mir den Brief zu übergeben.

Grinsend nehme ich diesen entgegen und winke ihm noch fröhlich zu, bevor ich zur Tür herausspaziere.
Man hätte seinen Blick sehen müssen. Sowas bessert meine Laune doch gleich auf.

Nachdem die Pause vorbei ist, suche ich mir eine ruhige Ecke, um den geheimnisvollen Brief zu öffnen. Langsam halte ich es nicht mehr aus. Da kommt mir eine Idee.
Welcher Ort könnte besser als die Toilette sein?

Auf dem super bequemen Klodeckel sitzen, die erfrischendende Luft einatmen, das findet doch ausnahmslos jeder toll.

Auf dem Weg zur Toilette begegne ich meinen Freunden, die ich heute den ganzen Tag nicht gesehen habe, lasse sie aber entgeistert stehen und setze meinen Weg fort. Einen Blick über die Schulter riskiere ich aber doch.

Hobi steht mit verdutztem Gesicht da, den Arm erhoben, um mir vermutlich zur Begrüßung einen Handschlag zu geben. Namjoon und Jin sind beide komplett verwirrt, Yoongi teilnahmslos, aber trotzdem kann man auf die Entfernung eine kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen erkennen.

Irgendwie tun sie mir ein bisschen leid, weswegen ich dann doch die Hand hebe, um ihnen zu winken. Zögerlich erwidern alle mein Winken und machen gerade Anstalten auf mich zuzulaufen, als sie von jemandem aufgehalten werden.

Automatisch huscht ein Lächeln über mein Gesicht, sobald ich sehe, dass Jungkook und Jimin schüchtern zu ihnen aufschließen. Jetzt würde ich doch ganz gerne umdrehen, doch ich überlege es mir anders.
Prioritäten setzen, Taehyung!

Auf dem Klodeckel sitzend öffne ich den Brief ungeduldig. Hastig falte ich das Papier auseinander und werfe einen Blick drauf. Erstmal staune ich über die schöne Schrift. Wow!

So schön möchte ich auch schreiben können! Endlich komme ich dazu, den Text zu lesen, doch was ich da lese, nimmt mich total mit.

Lieber Taehyung 💓, schon lange beobachte ich Dich aus weiter Ferne und habe mich jetzt schlussendlich selbst überredet, einen so wunderbaren Brief an Dich zu schreiben.

An dieser Stelle stoppe ich zum ersten Mal. Verstehe ich das alles richtig? Was ist das denn bitte? Seufzend lese ich weiter...

So gerne möchte ich dir persönlich sagen, was ich fühle, doch Du musst verstehen, ich bin sehr schüchtern. Außerdem bist Du so wunderbar mit deinem ganzen Wesen, wahrhaftig ein Geschenk Gottes. Du bist eines Engels gleich und ich kriege Dich einfach nicht aus dem Kopf. Ich hoffe, Du verstehst mich und schenkst mir Deine glorreiche Aufmerksamkeit durch diesen Brief. Wann wir uns treffen, steht in den Sternen geschrieben, doch bis dahin genieße ich Deine vollkommene Schönheit aus der Ferne. Sei mir nicht böse.

In Liebe... 💘💌

Geschockt starre ich auf den Brief. Hektisch reibe ich mir über die Augen. Was ist das denn? Ein Liebesbrief?! Ich dachte, sowas gibt es nur in kitschigen Filmen und so?
Falsch gedacht, Taehyung.

Als was soll ich denn sonst den Brief auf meinem Schoß nennen? "Taehyung?", ertönt Jungkooks Stimme. Jetzt bin ich erst recht verwirrt.
Was macht der denn noch hier?
Hat ausgerechnet er etwa den Brief geschrieben?

Möchte er meine Reaktion testen?

"Ist alles okay?", hakt er nach, als von mir keine Antwort kommt.
Das kann doch echt nicht sein, oder...

                        

Soooo

Und?
Glaubt ihr, dass Jungkook den Brief geschrieben hat?

;)

Taekook 🖤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt