Sleepover

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Jungkook

Sobald die Sonne untergegangen ist, wird es kalt. Ich ziehe die Decke enger um mich, fange aber trotzdem langsam an zu frösteln.

Taehyung bemerkt es und schlägt freundlicherweise vor, jetzt schlafen zu gehen, da es ja schon spät sei und wir morgen in die Schule müssten. Also stimme ich zu und wir krabbeln beide in das Zelt hinein. "Das ist aber ziemlich klein!", stelle ich fest, als ich mich ein wenig umschaue.

Viel zu sehen gibt es ja nicht. Eigentlich ist hier überhaupt kein Platz für zwei Luftmatratzen mit jeweils einem Schlafsack. "Doch, doch. Das klappt schon.", meint Taehyung, sieht aber selbst nicht so ganz überzeugt aus.

Und wir machen uns an die Arbeit.

Nach einigem Ruckeln und endlosem Herumgezerre sind beide Luftmatratzen schlussendlich aufgepumpt und die Schlafsäcke beide aufgerollt und ausgebreitet darauf. Erleichtert lasse ich mich auf meine Luftmatratze fallen, das ist aber wohl mit ein wenig zu viel Schwung gewesen, denn das einzige, was ich noch höre ist ein lauter Knall und dann lande ich mit meinem Hintern schmerzhaft auf dem steinharten Boden.

Sofort stehe ich entsetzt wieder auf, doch man kann eh nichts mehr machen. Die Luftmatratze hat wohl entschieden, ausgerechnet dann zu platzen, wenn ich mich einmal ein bisschen ausruhen möchte.

Ungläubig wandert mein Blick zu Taehyung, der einfach nur fassungslos dasteht und schließlich in hysterisches Gelächter ausbricht.

"Das, ...das ist jetzt ...echt nicht passiert!", sagt er zwischen mehreren Japsern. Er hört sich so komisch an, dass ich es irgendwann auch nicht mehr aushalten kann und ebenfalls angefange, zu lachen.

Es dauert einige Zeit bis wir uns beruhigt haben, denn sobald wir uns in die Augen gesehen haben, sind wir wieder vor Prusten fast auf dem Boden gekrochen.
Wir wussten nicht einmal, was noch so lustig war, aber was soll's.

Auf jeden Fall sitzen wir jetzt beide schwer atmend auf der einen übrig gebliebenen Luftmatratze und schauen ziemlich planlos durch die Gegend.

"Taehyung, ich kann auch auf dem Boden schlafen...", schlage ich schließlich halbherzig vor. Das dringende Bedürfnis nach Rücken- und inklusive Nackenschmerzen habe ich jetzt nicht, aber ansonsten gibt es ja keine Alternative. "Naja, wir könnten auch zusammen auf der Luftmatratze schlafen...", schlägt er schließlich zögernd vor.
"Wie...? Was? Zusammen?", stottere ich fragend.
"Ja..."

Er schaut im Raum herum und umso mehr er darüber nachdenkt, desto besser scheint ihm die Idee zu gefallen. Ich jedoch weiß nicht so recht, was ich sagen soll. Zusammen?
Auf diesem schmalen Ding, das man als Luftmatratze bezeichnen soll? Es könnte schon passen, aber es wird sehr eng werden. "Jungkook?"
"Hmm?" "Und?"
Was soll ich sagen?

"Ist okay.", presse ich schlussendlich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. "Mmhh.", antwortet er. "Ich mach mich dann mal fertig. Also...", meine ich. "Ich kann kurz rausgehen, damit du dich umziehen kannst."

Dankend nicke ich. Als er das Zelt verlassen hat, fahre ich mit meinen Händen durch meine Haare.
Ach, Jungkook.
Das wirst du schon überleben, eine Nacht neben deinem Crush ist gar nichts...

Sobald ich mich umgezogen habe, schaue ich hinaus und winke Taehyung wieder herein, der draußen vor dem Zelteingang sitzt. Auch er trägt die Klamotten, die er für uns beide mitgebracht hat. Mir sind sie noch ein wenig zu groß, aber ihm scheinen sie zu passen.

Beide stehen wir am Ende vor der Luftmatratze. "Rechts oder links?", fragt er. "Was?" "Ob du die rechte Seite oder die linke Seite nehmen möchtest?", wiederholt er verständlicher.
"Achso. Ähm, rechts?"
Er nickt und legt sich hin.

Ich schlüpfe ebenfalls unter den Schlafsack, den wir ausgebreitetet über uns legen, sozusagen als Decke.

Ich kann absolut nicht einschlafen. Sein Atem verrät mir, dass er ebenfalls noch wach ist. Langsam lasse ich den ganzen Tag noch einmal Revue passieren. Heute ist so viel passiert. Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Das hilft mir auch nicht gerade weiter beim Einschlafen.

Sogar meine Beine schmerzen noch von der Wanderung. Es war viel zu anstrengend für eine normale Person wie mich. Anscheinend macht er mehr Sport und ist dadurch auch so gut gebaut. Vielleicht sollte ich mal ins Fitnessstudio gehen oder so...

Nach etwa einer halben Stunde bin ich immer noch nicht eingeschlafen, sondern liege wach auf der Seite.

Irgendwann fängt es an, unbequem zu werden und ich drehe mich auf die andere Seite. Überraschenderweise liegt Taehyung mit dem Gesicht jetzt zu mir und schaut nicht wie erwartet in die andere Richtung.
Unsere Blicke treffen sich. "Kannst du auch nicht schlafen?", fragt er leise. "Hmm..."

Ganz vorsichtig, wie um mich nicht zu erschrecken, hebt er die Hand und legt sie auf meinen Rücken. Als ich nichts dagegen mache, umarmt er mich. Seine Wärme geht auf mich über und seine Hand streichelt sanft über meinen Rücken. "Du solltest schlafen, Jungkook. Ansonsten bist du morgen früh zu müde für die Schule.", flüstert er.
Ach ja. Schule...

Stimmt, da war ja noch was.
Aber wie soll ich schlafen können?

Obwohl ich dachte, nicht einschlafen zu können, bin ich dann doch relativ früh ins Traumland übergegangen, wahrscheinlich aufgrund der regelmäßigen Atemzüge meines Gegenübers.

Es ist irgendwie ziemlich entspannend und beruhigend gewesen.
Genau das, was ich gebraucht habe.

Gefühlte 10 Minuten später kitzeln schon die ersten Sonnenstrahlen meine Wange und ich bemerke, dass das Zelt offen ist und die Sonne durch den Eingang hereinscheint.
Verwirrt schaue ich mich um. Wo ist Taehyung?

Inzwischen liege ich nämlich alleine im Bett, denn Taehyung ist wohl schon draußen. Also stehe ich seufzend auf, stoppe aber sofort wieder. Aua!
Meine Beine! Ich glaube, ich habe den schlimmsten Muskelkater meines Lebens...

Vorsichtig humple ich eher, anstatt ich laufe, nach draußen und sehe Taehyung, der an einem, wie es scheint, Campingtisch sitzt.
Auf dem Tisch stehen zwei Plastikbecher Kaffee und Frühstück.

Mein Magen knurrt und verrät mich damit. Taehyung dreht sich lächelnd zu mir, stutzt dann aber, als er meine schmerzerfüllte Miene sieht.
"Alles gut.", winke ich ab, als er schon aufstehen und mir helfen möchte.

Am Tisch angekommen setze ich mich erleichtert hin. "Wie hast du geschlafen?", möchte er wissen. "Super!", nuschle ich mit vollem Mund. Er ist so toll. Nicht nur diesen Tripp hat er organisiert, nein, sogar ein Zelt und Frühstück.
Und was noch toller ist, er ist mit mir hier.

Zufrieden genießen wir unser Frühstück und packen dann schnell unsere Sachen zusammen, denn die Pflicht ruft und wir wollen ja nicht zu spät kommen.

Die Fahrt verläuft ziemlich schweigend, aber es ist eher die Art von entspanntem Schweigen.
Nicht allzu lange Zeit später sind wir schon an der Schule und er umarmt mich nochmal, bevor er sich verabschiedet und sich unsere Wege trennen.

Taekook 🖤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt