Decision

95 10 3
                                    

Ich hoffe, es verwirrt euch nicht, dass dieses Kapitel nochmal aus Taehyungs Sicht ist und nicht aus Jungkooks, da ich es davor immer abwechselnd gemacht habe. Also viel Spaß! 💟

                          

Taehyung

"Wusstest du davon?", schreie ich aufgebracht. "Von was?", antwortet mein Gegenüber. "Dass dieses Mädchen, welches du für mich ausgesucht hast, meinen Freund bedroht hat, damit er sich von mir trennt?!"

"Ja" Dieses eine Wort reicht aus, um meine Welt erzittern zu lassen. Irgendwie habe ich es schon erwartet, aber es jetzt aus seinem Mund zu hören, ertrage ich nicht.

"Du bist so ein Arschloch!", rufe ich und gehe auf ihn los. Doch bevor ich meine Faust in sein Gesicht rammen kann, werde ich von hinten am Kragen gepackt und von seinen Securitymännern mit viel Gegenwehr ans andere Ende des Zimmers befördert.

"Kriege deine Gefühle unter Kontrolle, mein Sohn.", sagt er gelassen und faltet seine Hände dabei auf seinem Schoß. "Deine Zukunft liegt in meiner Hand. Du bist mein einziger Sohn.
Ich werde mir nichts von dir sagen lassen, denn das Beste für dich ist immer noch, was ich für dich aussuche."

Schnaubend reiße ich mich los und renne von seinem Anwesen herunter.
Durch die prunkvolle Eingangstür, vorbei an der Parkbucht, wo mehrere Autos stehen, bis hin zum Tor.
Ein letztes Mal schaue ich zurück, bevor ich mich umdrehe und gehe.
Er weiß immer alles besser.

Ich hasse ihn.

Als mein Vater sollte er mich doch unterstützen, aber was macht er?
Lieber plant er mein Leben, so wie er es will und fragt mich kein einziges Mal, was ich denn eigentlich möchte.

Plötzlich spüre ich einen Tropfen auf meiner Wange. Überrascht lasse ich meine Hand zu meinem Gesicht wandern und stelle fest, dass es eine Träne ist.

Langsam rollt sie meine Wange herunter und tropft schließlich auf meinen Pullover.
Doch bei dieser einen bleibt es nicht. Meine Dämme sind gebrochen und immer mehr Tränen bahnen sich ihren Weg über mein Gesicht.
Fast stelle ich mir sogar vor, ihre salzige Bitterkeit schmecken zu können, die meinem Leben so sehr ähnelt.

Schluchzend setze ich mich an den Straßenrand und vergrabe den Kopf in meinen verschränkten Armen.

Ich bin verzweifelt.
Noch nie habe ich mich in so einer schwierigen und aussichtslosen Situation wiedergefunden.
Aber das Leben ist nicht immer schön, es gibt auch ein paar dunkle Seiten, die einem das Leben zur Hölle machen, und wie es aussieht, stecke ich gerade in solch einer fest.

Doch ewig kann ich mich auch nicht in meiner Verzweiflung baden und so beschließe ich, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Es so zu leben, wie ich es möchte und nun vollständig meinen Vater aus meinem Leben zu verbannen.

Entschlossen stehe ich auf.

Das Wichtigste in meinem Leben ist Jungkook. Ohne ihn kriege ich nichts zustande.

Doch um mit ihm wieder zusammensein zu können, muss ich erst mal das andere Problem aus der Welt schaffen.

Das Mädchen.

Ich spüre wieder diese unfassbare Wut in mir aufsteigen.
Sie hat mir alles kaputtgemacht.

Doch mein Kopf ist leer.

Wie soll ich das bitteschön hinkriegen?

Sekunden später kommt mir die zündene Idee.

Hektisch krame ich mein Handy aus der Hosentasche und wähle einen meiner ersten Kontakte.

"Geh schon ran...", murmle ich gestresst.

"Ja?", ertönt es.

Nur knapp kann ich ein erleichtertes Aufseufzen unterdrücken.

"Namjoon-hyung, ich brauche dich", flüstere ich in das Gerät an meinem Ohr.

Mehrere Stunden später betreten wir sein Zimmer.
Staunend sehe ich mich um.
Obwohl ich schonmal hier war, haut mich die riesige Wand von Bildschirmen jedes Mal aufs Neue um.

"Setz dich", meint er und weist einladend auf den sehr bequem aussehenden Schreibtischstuhl hin.

Dankend lasse ich mich fallen und strecke meine Beine aus.
Auch er setzt sich hin und dreht anschließend seinen Stuhl in meine Richtung.

"Soo...", sagt er gedehnt. "Was möchtest du von mir?"
Schuldbewusst nage ich an meiner Unterlippe. Anscheinend weiß er, dass er mir schon wieder einen Gefallen tun muss.

"Was ist es diesmal?", fragt er nochmal nach, als ich immer noch nicht antworte.

Kurz zögere ich, denn ich kann ja nicht immer wieder hier herkommen und ihm von meinen Sorgen erzählen, in der Hoffnung, er kann mir helfen.

Aber dieses Mal...

"Mir ist niemand anderes eingefallen außer dir und mit deinem einzigartigem Talent und deiner Intelligenz- ", fange ich an.
Mein Redefluss wird gestoppt, als er abwehrend die Hände hebt.

"Okay okay. Ich habe verstanden.
Du musst mir nicht gleich so schmeicheln, ich helfe dir auch so. Schließlich bist du einer meiner besten Freunde."
"Aber eigentlich hat es mir schon gefallen, wie du mir Komplimente gemacht hast...", fügt er mit einem Lächeln und Augenzwinkern hinzu, weswegen ich mit meinem Fuß spielerisch nach ihm trete.

Lachend weicht er aus und schaut mich danach wieder ernst an.
"Dir ist aber schon klar, dass ich das nicht für jeden mache...
Außerdem könnten wir beide mächtig Ärger bekommen, wenn es jemand herausfindet."

Zögerlich nicke ich.
Darüber habe ich auch schon nachgedacht, jedoch ist es ja nicht für irgendjemanden, sondern für Jungkook.

"Wir machen es", sage ich mit fester Stimme.
"Gut", nickt er.

Meine Augen können kaum seinen schnellen Fingern folgen, die mit einer Geschwindigkeit über die Tastatur fliegen, wo mir die Haare zu Berge stehen.

Irgendwann gebe ich es auf, ihm bei irgendwas behilflich sein zu können, da ich eh keine Ahnung von den ganzen Zahlenreihen, die in Massen auf den Bildschirmen verteilt sind, habe, und so drehe ich mich mit dem Stuhl im Kreis, was überraschenderweise einen Riesenspaß macht.

"Stillhalten, Tae", ruft Namjoon plötzlich. Beleidigt, mein Spiel unterbrechen zu müssen, will ich mich gerade beschweren, doch er lässt mich nicht zu Wort kommen.

"Ich glaube, ich bin drin!", jubelt er.
Sofort schaue ich auf den Bildschirm und tatsächlich!
Er hat es geschafft!
"Ich wusste es!", rufe ich.

Grinsend wirft er mir einen Seitenblick zu, fokussiert sich danach jedoch wieder auf die Bildschirme.

Er durchsucht mehrere Ordner und es dauert wieder eine halbe Ewigkeit, bis er ein paar Sachen anklickt, sie auf einem Stick speichert und mir diesen daraufhin in die Hand drückt.

Zufrieden strahlt er mich an.
"Viel Glück damit, Tae", wünscht er mir noch, bevor ich ihn dankend umarme und aufstehe.

"Ich lade dich mal zum Essen ein!", meine ich und sprinte los.

In meiner Hand halte ich die ganzen Beweise, was dieses Mädchen ihm angetan hat.

"Die kommt mir nicht davon..."

Taekook 🖤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt