» Chapter One «

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Georges PoV

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Irritiert starrte ich auf mein Handy, ehe mein Blick sich wieder zum Schildladen des Restaurants wandte, auf dem groß Reese stand. Sollte das ein schlechter Scherz sein? Wurde ich etwa von diesem Typen hereingelegt? Ein junges Mädchen im Restaurant beobachtete mich schon eine Weile, bevor sie zu mir herauskam.
,,Entschuldigen Sie, kann ich Ihnen weiterhelfen?'' fragte sie mich freundlich, was ich zum Kotzen fand. Jeder Mensch wusste doch, dass jede Freundlichkeit nur aufgezwungen und gespielt war.

,,Wohnt hier irgendwo ein Clay Reese?'' fragte ich sie.
,,Die Haustüre zu den Wohnungen befindet sich dort'' lächelte und zeigte sie mit ihrem Finger auf einen kleinen Eingang an der Seite neben dem Restaurant. Wieso zur Hölle wohnte der Typ in einem Gebäude, indem sich direkt ein Restaurant mit seinem Nachnamen befand? Da konnte man ja nur wahnsinnig werden. Ohne ihr einen weiteren Blick zu würdigen, lief ich zum Eingang und suchte auf den Namensschildern Reese.

,,Hallo?'' ertönte eine männliche Stimme.
,,George hier, wegen der Zimmerbesichtigung.''
,,Zweite Etage'' ertönte seine Stimme ein weiteres Mal, ehe er mir per Knopfdruck die Türe öffnete. Während ich das Innere des Hauses betrat, verzog sich meine Miene augenblicklich. Ich konnte nicht glauben, dass meine Eltern mir das wirklich antaten.

,,Wir unterstützen das nicht mehr, George. Du wirfst nicht nur das Geld aus allen Taschen, sondern auch dein Leben. Als unser Sohn repräsentierst du unsere Familie ebenso wie wir es tun. Es wird Zeit, dass du lernst, was es bedeutet auch, ohne wohlhabende Eltern zu leben, mit deinen 20 Jahren.''

Auf eigenen Beinen, als würde ich ohne sie nicht klarkommen. Ich brauchte sie nicht, um mein Leben zu leben. Ich kam auch gut ohne sie und den ganzen Bling Bling Kram zurecht. Sie behandelten mich, als wäre ich irgendein verwöhnter Bengel, der kein Plan vom Leben hatte. Okay, vielleicht war ich auch verwöhnt, doch ich wusste sehr wohl, wie das Leben auch ohne all den Kram sein konnte. Mich deshalb herauszuwerfen, um mir eine Lehre zu erteilen, war der größte Schwachsinn, den sie je getan hatten.

,,Zweite, nicht dritte Etage'' wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich die Treppen hinauflief. Ich hatte schon gar nicht mehr mitbekommen, dass ich an dem Typen vorbeigelaufen war. So drehte ich mich um und lief die paar Stufen wieder hinunter, ehe ich ihm in die Wohnung folgte.

Er fing an mir alles zu zeigen, doch es interessierte mich, um ehrlich zu sein wenig. Lange würde ich hier nicht bleiben, bald würden sie sich sowieso wieder beruhigt haben. Ich brauchte einfach nur eine Bleibe für die Zeit, um ihnen zu zeigen, dass ihr Sohn kein totaler Versager in der wahren Außenwelt war.

,,Das wäre dann dein Zimmer, die Einrichtung kann natürlich entsorgt werden, wenn sie dir nicht gefällt, die ist noch vom Vorbesitzer'' sagte und zeigte er zuletzt.
,,Cool, kann ich noch heute einziehen?'' fragte ich unbekümmert, er starrte mich für einen Moment perplex an.
,,Uhm...normalerweise würde ich es mir erst noch überlegen, aber da momentan sonst niemand Interesse hat und du es dir leisten kannst, denke ich schon'' sagte er, was mich beinah zum Schmunzeln brachte. Im Gegensatz zu ihm hätte ich mir das ganze Gebäude leisten können.

Für einen Augenblick starrten wir uns schweigend an.
,,Brauchst du Hilfe beim Tragen von irgendetwas?'' fragte er.
,,Nein, ich behalte die Einrichtung und Klamotten kaufe ich mir neu.''
,,Okay. Dann herzlich willkommen, Mitbewohner'' hielt er mir seine Hand hin, die ich mehr oder weniger gezwungen entgegennahm, bevor er es sich noch anders überlegen würde. Ich musste erst herausfinden, wie dieser Typ drauf war und solange welche Fassade er auch immer mit sich trug, mitspielen.

Wir klärten noch die restlichen Sachen, wie die Zahlung der Miete, Schlüssel und anderen Kram.
,,Ich denke das war alles, hast du sonst noch fragen?'' fragte er letztlich.
,,Ja, wieso trägt das Restaurant da unten deinen Nachnamen?'' Er fing plötzlich an zu lachen.
,,Das Restaurant gehört meiner Mutter, dort arbeite ich auch als Kellner'' antwortete er.
,,Kellner?'' entfuhr es mir irritiert.
,,Ja, wieso?'' hackte er mit einem skeptischen Blick nach.

,,Siehst nicht aus wie ein Kellner'' zuckte ich mit den Schultern.
,,Wie sieht denn ein Kellner aus?'' fragte er mich.
,,Tragen die nicht Schürzen oder sowas?'' Plötzlich fing er wieder an zu lachen.
,,In der Arbeitszeit, ja. Aber doch nicht im Privatleben.''
,,Du bist witzig, das könnte noch lustig werden'' sagte er, während er aufstand und sich streckte.
,,Also, ich habe Spätschicht heute, deshalb muss ich gleich runter. Wenn was ist, kannst du dich trotzdem jederzeit bei mir melden'' legte er mir seine Telefonnummer aufgeschrieben auf einem Zettel hin, wie altmodisch.


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Here we go 🙆‍♀️



Wealthy DetourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt