» Chapter Five «

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,,George, wir haben verschlafen'' murmelte ich selbst noch wie in Trance und versuchte ihn zu wecken. Es waren bereits zwei Wochen vergangen, seit er hier eingezogen war und die letzten Tage waren wir tatsächlich zu ganz guten Freunden geworden. Anfangs strebte er sich noch davor und wollte eher den Einzelgänger spielen, doch ich ließ das nicht zu. Alleine weil er im Restaurant meiner Mutter arbeitete, wo wir alle wie eine Familie waren. Da passte ein Einzelgänger nicht herein.

Letzte Nacht hatten wir ein wenig getrunken, viel gesprochen, gezockt und uns ein paar Videos auf YouTube angeschaut. Im Großen und Ganzen war es wie ein typischer Männerabend und mein Gefühl sagte mir, dass dieser Abend uns noch einmal zu besseren Freunden werden ließ. So toll dieser Abend aber auch war, hatte er nun einen Nachteil, und zwar, dass wir beide verschlafen hatten. Nilo und Amber schoben seit einer Stunde schon eine Überschicht, während wir seelenruhig weiterschliefen. Tatsächlich hatte ich noch nie verschlafen, aber für alles gab es ein erstes Mal, nicht?

,,George'' rüttelte ich ein weiteres Mal an ihm, doch er rührte sich kein bisschen. So viel wie er getrunken hatte, wunderte es mich aber auch nicht. Ich bezweifelte schon, dass wir unsere Schicht vernünftig führen konnten. Meine Mutter würde mir auch so höchstwahrscheinlich den Hals schon umdrehen.

,,Okay, ich mach' mich als erster fertig. Steh währenddessen bitte auch langsam auf'' entgegnete ich ihm und machte mich auf den Weg ins Badezimmer. Nur wenige Minuten später öffnete sich, ohne zuvor zu klopfen, die Türe und George kam hereingeschlendert. Er schnappte sich seine Zahnbürste und fing neben mir ebenfalls an, seine Zähne zu putzen. Dabei hielt er seine Augen geschlossen, er war definitiv noch nicht richtig wach.

Ich wusste nicht, ob mich die Tatsache, dass wir völlig normal zusammen nebeneinander die Zähne putzten, irritieren sollte oder die, dass er einfach hereingekommen war und es mich nicht einmal störte. Bei Yanik, meinem ehemaligen WG-Partner, hatte ich relativ viel Wert auf meine Privatsphäre gelegt. Selbst wenn er einfach in mein Zimmer gekommen war, ohne vorher anzuklopfen, hatte ich ihn angemeckert. Dabei tat George genau dasselbe, doch nie hatte ich ihn auch nur einmal darauf angesprochen.

Vielleicht lag es aber auch daran, dass wir uns so gut verstanden. Mit Yanik war ich nie wirklich auf einer Wellenlänge gewesen. Es war einfach nur ein Zusammenleben, aber keins miteinander. Mit George arbeitete ich selbst zusammen, wir sahen uns praktisch durchgehend und doch war ich bisher nicht einmal genervt oder fühlte mich gestört von ihm. Eher im Gegenteil, er brachte mich mit seiner einzigartigen Art ständig zum Lachen.

Ich beobachtete ihn durch den Spiegel vor uns. Seine Haare zeigten in alle Richtungen und seine Körperhaltung senkte sich immer weiter, dass ich schon befürchtete, er würde gleich ins Waschbecken fallen. Als ich mich selbst anschaute, erwischte ich mich dabei, wie ich über seinen Anblick schmunzelte.

Als er unerwartet seine Augen öffnete und durch den Spiegel direkt in meine schaute, fühlte ich mich aus irgendeinem Grund peinlich ertappt. Als hätte ich ihn zu lange angestarrt. Doch noch immer kam ich von seinem Anblick nicht los, so gefesselt war ich. Vermutlich, weil auch für mich diese Art von Zusammenleben neu war, denn im Vergleich zu Yanik war es mit ihm ein Miteinander.

,,Meinst du ich kann noch schnell unter die Dusche springen?'' fragte er mich, während er sich zu mir drehte und somit den Blickkontakt durch den Spiegel unterbrach. Eigentlich waren wir schon mehr als spät dran, aber da es genau der Fall war, machten ein paar Minuten mehr auch keinen Unterschied mehr, also nickte ich.
,,Aber mach nicht zu lang'' entgegnete ich ihm, ehe ich das Badezimmer verließ.

Auf dem Weg zu meinem Zimmer fiel mir ein, dass ich mein Handy im Badezimmer vergessen hatte. Unüberlegt und wahrscheinlich von ihm schon angeeignet, stürmte ich zurück ins Badezimmer und griff nach meinem Handy. Erst danach realisierte ich, dass er sich schon bis auf seine Boxershorts ausgezogen hatte.
,,Sorry'' entschuldigte ich mich und schloss die Türe wieder. Ich spürte die Hitze in meinen Wangen, doch nahm es in dem Augenblick gedanklich kaum wahr.


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Wealthy DetourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt