» Chapter Seven «

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Als wir von der Nachtschicht nach Hause kamen, spielten wir noch ein paar Runden an der Konsole im Wohnzimmer. Nach der letzten Runde legte ich den Controller zur Seite, nahm einen Schluck aus meiner Coladose und lehnte den Arm auf der Couchlehne ab, während ich mich zu Clay drehte.

,,Dieser Yanik, von dem du erzählt hast'' fing ich an und erlangte seine Aufmerksamkeit.
,,Was war er für ein Typ?'' fuhr ich fort. Er runzelte die Stirn und schien verwundert.
,,Woher kommt plötzlich diese Frage?'' lachte er irritiert. Ich zuckte mit den Schultern. Vermutlich wollte ich einfach nur wissen, inwiefern wir uns unterschieden und ob er mit ihm auch so close war.

,,Er ist ganz anders als du, wirklich viel hatte ich mit ihm persönlich auch gar nicht zu tun'' antwortete er schließlich grob.
,,Was heißt ganz anders als du?'' fragte ich nach.
,,Er hat zum Beispiel die Türen nicht einfach aufgerissen'' fing er an zu lachen.
,,Das machst du doch auch'' verteidigte ich mich.
,,Ja, seit du hier wohnst'' gab er zu.

,,Willst du etwa sagen, ich hätte einen schlechten Einfluss auf dich?'' neckte ich ihn mit hochgezogener Augenbraue.
,,Naja, ich bin zuvor auch noch nie zu spät zur Arbeit gekommen'' grinste er provokant.
Auch mir entfuhr ein Grinsen.

,,Was für einen Einfluss habe ich denn noch auf dich?'' lehnte ich mich zu ihm herüber und schaute ihm direkt in die Augen. Dahinter steckten keine Absichten, ich wollte ihn nur etwas ärgern. Doch ich realisierte, wie es herüberkam und lehnte mich wieder zurück. Dass es ihn aber aus der Bahn geworfen zu haben schien, war nicht zu übersehen. Seine Wangen waren errötet und er wirkte wie in Trance. Womöglich, weil es so unerwartet kam.

Er räusperte sich.
,,Wir sollten langsam schlafen gehen, wenn wir nicht wieder verschlafen wollen'' sagte er und stand auf. Warum hatte er es plötzlich so eilig? Es war erst ein Uhr, sonst waren wir auch länger aufgeblieben, ohne zu verschlafen. Oder fühlte er sich wegen vorhin unwohl? Nun ja, ich konnte es ihm wohl nicht übel nehmen, ich war selbst überrascht.

Nachdem bestimmt um die 20 Minuten vergangen waren, die wir uns bereit in unseren Zimmern befanden, lief ich in den Flur und in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen. Als ich den Flur gerade zurücklief und an Clays Türe vorbeilief, hörte ich Geräusche, die wie Stöhnen klangen. Neugierig lehnte ich mein Ohr an seine Türe, es war ganz klar ein Stöhnen und das ein männliches. War er sich etwa ein am Herunterholen?

,,Fuck...'' Das war definitiv seine Stimme und anscheinend ging es echt zur Sache. Was hatte ihn den so plötzlich angeturnt? Musste wohl ein guter Porno sein. Da ich mir allmählich seltsam dabei vorkam, ihm beim Befriedigen zuzuhören, lief ich zurück in mein Zimmer und versuchte sein mir noch immer durch die Wände hörendes stumpfes Stöhnen zu ignorieren.

Ich lag im Bett und versuchte zu schlafen, doch sein Stöhnen kam mir immer lauter vor. War ihm nicht bewusst, dass man ihn hören konnte? Unsere Zimmer waren nicht weit voneinander entfernt, schräg gegenüber. Sein leises Stöhnen hatte ich zuvor tatsächlich nicht einmal wahrgenommen, doch nun konnten ihn wahrscheinlich selbst die Nachbarn hören.

Ich konnte sein beschämendes Gesicht schon kaum abwarten, wenn ich ihm erzählen würde, dass ich ihn klar und deutlich gehört hatte. Ich schätzte Clay nicht als jemanden ein, dem schnell oder vieles peinlich sein würde, doch manchmal war es ihm deutlich anzusehen und irgendwie mochte ich es ihn zu necken. Vielleicht war es einfach ein Ding unter Freunden, ich wusste es selbst nicht. Ich hatte noch nie so eine Freundschaft mit jemand anderen, wie ich es mit ihm hatte. Sie wirkte einfach ganz anders im Vergleich zu allen anderen, viel inniger.

Je mehr ich darüber nachdachte und die Tatsache in Augenbetracht nahm, dass ich ihn gar nicht kennengelernt hätte, wenn meine Eltern mich nicht herausgeworfen hätten, traf mich irgendwie. Es war ein komisches Gefühl so etwas zuzugeben, aber ich war wirklich froh ihn als Freund zu haben. Ich hatte das Gefühl, vieles von ihm zu lernen und zugleich zu mir selbst zu finden. Ein ich, dass nicht einmal ich kannte.


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Wealthy DetourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt