» Chapter Twenty-One «

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» destruction « 

Ich stand vor dem Tor, das mein eigentlich prächtiges Zuhause um schmückte. Ich atmete einmal tief durch, ehe ich das Gelände betrat und den Weg zum Tor der Hölle entlanglief. Dieser Weg, dieses Gebäude, diese Gegend - es fühlte sich plötzlich alles so fremd an. Als würde es nicht mehr zu mir gehören.

,,Was war jetzt so wichtig, dass ich unbedingt herkommen musste?'' entgegnete ich durch das riesige Wohnzimmer, indem meine Eltern bereits saßen. Als sie mich anschauten, musterten sie mich von oben bis unten. Es war zwar schon inzwischen drei Monate her, dass ich sie oder sie mich gesehen hatten, doch groß verändert hatte ich mich eigentlich nicht.

,,Setz dich, George'' kam es von meinem Vater, der auf die Couch gegenüber deutete.
,,Du wirkst anders'' sagte meine Mutter.
,,Inwiefern?'' fragte ich unbekümmert.
,,Erwachsener.''
,,Willst du sagen, ich war es sonst nicht?'' zischte ich.
,,Warst du es?'' stellte sie provokant eine Gegenfrage, woraufhin ich die Augen verdrehte. Mir war inzwischen auch bewusst, wie ich vorher drauf war und mich alles andere als erwachsen verhielt, doch das hieß nicht, dass ich es vor ihr auch zugeben musste. Sie würde es mir nur immer und immer wieder vor Augen halten.

,,Also?'' hackte ich ungeduldig nach, ich wollte schließlich nicht einmal hier sein. Ich wollte auch Clay überhaupt nicht alleine mit Yanik lassen, bevor er ihn doch noch umstimmen oder andere Sachen versuchen würde.

,,Es gibt ein neues Wohngebiet, das wir kaufen wollen'' begann mein Vater.
,,Und jetzt? Wo liegt das Problem? Was hat das mit mir zu tun?''
,,Die Bewohner dieses Wohngebietes wehren sich gegen den Kauf erheblich, sodass es schwieriger wird. Wir haben dich orten lassen und herausgefunden, dass du dich momentan in genau diesem Gebiet befindest'' fuhr er fort.

,,Und da kommst du ins Spiel'' fing meine Mutter nun an.
,,Du wirst sicherlich schon eine Menge Leute dort kennengelernt haben. Wenn du sie umstimmen könntest zu gehen, wäre das schon eine sehr große Hilfe. Desto weniger Leute sich dagegen wehren, desto einfacher wird es, die Genehmigung für das Wohngebiet zu bekommen.''

,,Moment, was?'' entfuhr es mir kopfschüttelnd.
,,Ihr wollt, dass ich die Leute dazu bringe ihr Zuhause zu verlassen, damit ihr daraus wieder irgendein dämliches Einkaufszentrum oder Häuser für irgendwelche reichen Säcke bauen könnt?'' fassungslos starrte ich sie an.

Ihre Augen weiteten sich, sie wirkten verwundert und schockiert zugleich. Stimmte ja, noch nie hatte mich irgendetwas von dem, was sie taten, wirklich bekümmert. Sollte ich etwas erledigen, tat ich es ohne mit der Wimper zu zucken, selbst wenn es genau so etwas gewesen war. Doch das war ich nicht mehr.

,,Was ist in dich gefahren? Gefällt es dir etwa plötzlich in diesem Loch zu leben?'' fragte meine Mutter mit einem schon angewiderten Gesichtsausdruck. Meine Hände ballten sich zu Fäusten.
,,Der Ort, den du als Loch bezeichnest, fühlt sich wenigstens wie ein echtes Zuhause an.''
,,Mach dich nicht lächerlich'' fing sie an zu lachen.
,,Seit wann kümmern dich denn andere Menschen so sehr? Der Ort, an dem du dich gerade befindest, ist nicht dein Zuhause, sondern nur ein vorübergehender Ort'' fügte sie hinzu.

,,Das entscheidest nicht du'' entfuhr es mir.
,,Aber natürlich, die Karten liegen in unserer Hand. Ob du uns hilfst oder nicht, wird dieses Gebiet früher oder später uns gehören'' machte sie sich lustig.
,,Nicht, wenn ich ihnen helfe'' sagte und stand ich auf.
,,Was soll das heißen?'' wandte mein Vater ein.
,,Stellst du dich gegen deine eigene Familie, um irgendwelchen Menschen zu helfen?''
,,Es sind nicht irgendwelche Menschen, außerdem verstehen sie mehr von Familie als ihr es je könntet. Ihr zerstört Menschen und Familien, das ist alles, was ihr könnt'' war das letzte, was ich sagte, ehe ich ging.

Ich konnte nicht glauben, was sie von mir verlangten. Es machte mich noch wütender zu wissen, dass es nicht das erste Mal war und ich, wenn ich nie dort gelandet wäre, es sogar einfach getan hätte. Mich unter die Menschen zu mischen, ihre Herzen zu gewinnen, nur um diese und mehr zu zerstören. Noch weniger konnte ich glauben, dass sie ausgerechnet dieses Gebiet kaufen wollten. Dort befand sich das Restaurant, um das sich Clays Mutter so sehr bemühte. Clays Zuhause, mein Zuhause. Ich durfte nicht zulassen, dass sie all das zerstörten und selbst wenn es hieß, dass ich dafür meine vermeidliche Familie zerstören musste.


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Wealthy DetourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt