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,,Sollte nicht einer dazwischen gehen?'' kam es von Amber, die mit mir das Szenario vor dem Restaurant beobachtete, ich zuckte nur mit den Schultern. Nilo schien Yanik eine ziemliche Ansage zu machen. Selten erlebte ich ihn so aufgebracht, er und George mussten wohl auch gute Freunde geworden sein. Eigentlich verstand George sich mit jedem hier super, wurde mir mal so wirklich bewusst. Aber würden sie ihn auch immer noch mit denselben Augen sehen, wenn sie wüssten, wer er eigentlich wirklich war? Machte es Nilo überhaupt nichts aus?
Ein junger Typ lief an ihnen ins Restaurant vorbei hinein und kam direkt zur Theke gelaufen, mit seinen Augen auf mich fixiert.
,,Bist du Clay?'' fragte er mich, Amber musterte uns von der Seite.
,,Ja, warum?'' entgegnete ich ihm. Er legte mir einen Zettel auf die Theke und ging wieder, ohne noch ein Wort zu sagen. Irritiert starrte ich ihm hinterher.
,,Wer war das?'' fragte Amber.
,,Keine Ahnung'' zuckte ich erneut mit den Schultern.,,Clay...es tut mir leid, dass du so erfahren musstest, aus welcher Familie ich stamme, dass ich dir nie die Wahrheit über mich erzählt habe. Bevor ich dich kennengelernt habe, war ich eine völlig andere Person. Eine Person, mit der du freiwillig nie ein Wort gewechselt hättest. Je mehr ich dich kennengelernt und Zeit mit dir verbracht habe, desto mehr hast du meine Welt auf den Kopf gestellt. Du hast mich aus meiner Scheinwelt gezogen und zu dem gemacht, der ich jetzt bin. Du hast mir gezeigt, was es bedeutet zu lieben, sich um andere Menschen zu sorgen und zu kümmern und nicht nur sich selbst. Von dir konnte ich mehr mit meinen 21 Jahren lernen als von sonst jemanden. Bitte gib mir die Chance mich persönlich erklären zu können, ich will dich nicht verlieren. Im Moment ist alles ziemlich kompliziert und anstrengend bei mir, doch das wichtigste für mich bist du.''
Immer wieder las ich seine Worte und schluckte. Es beruhigte mich nun zu wissen, dass nichts von ihm gespielt war, dass ich ihm nicht egal war. Ob er es wirklich so meinte, wie es dort stand, würde ich zwar noch herausfinden. Doch ich hoffte wirklich, dass er nicht mit mir spielte. Mein Herz würde das nicht mitmachen. In der Ecke des Zettels stand eine Adresse und eine Uhrzeit.
,,Und, was steht da?'' riss Amber mich aus meinen Gedanken.
,,Nur eine kleine Nachricht vom Nachbarn'' log ich und steckte den Zettel ein. Sie verschränkte die Arme und zog eine Augenbraue in die Höhe, doch sagte nichts weiter dazu.
,,Wo ist George eigentlich? Taucht der heute nochmal zur Arbeit auf oder muss ich wieder Überstunden machen?'' rief sie, während Nilo wieder hereingekommen war, nachdem er Yanik vertrieben hatte.
,,Ich mach' das schon, geh nach Hause'' entgegnete Nilo ihr zuversichtlich, woraufhin Amber sich natürlich freute und nach hinten abdüste, um ihre Sachen zu packen.,,Was wollte er?'' fragte ich Nilo, der sich gegen die Theke lehnte und durch die Haare fuhr.
,,Er wollte sich bei George entschuldigen, damit er keine Anzeige bekommt'' grinste er spöttisch.
Als er George erwähnte, fiel mir der Zettel wieder ein, den ich soeben in die Hosentasche gesteckt hatte. Ich holte ihn heraus und hielt ihn Nilo hin. Er las sich ihn durch, ehe er ihn mir wiedergab.,,Wirst du hingehen?'' fragte er nach.
,,Wie sollte ich nicht hingehen können? Immerhin schuldet er mir Antworten.''
,,Soll ich mitkommen?'' fragte er nun.
,,Ich schaff' das schon, ist schließlich nur George'' lächelte ich ihn dankend an.Die Uhrzeit auf dem Zettel war direkt nach Ladenschluss. Er kannte mich inzwischen so gut, dass er wusste, dass ich in der Arbeitszeit nicht gegangen wäre. Je schneller die Zeit verging, desto nervöser wurde ich. Seit sich unsere Blicke im Krankenhaus für zwei Sekunden getroffen hatten, hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Es fühlte sich selbst merkwürdig an, ihn mit all diesem Wissen wiederzusehen. Als wäre es ein völlig anderer George.
Als ich am Treffpunkt ankam und ihn von weitem schon sehen konnte, schoss mein Puls in die Höhe. Er lief in meine Richtung, als er auch mich zu sehen schien. Letztlich trennten uns nur noch zwei Schritte voneinander. Er wollte nach meiner Hand greifen, doch wie ein Schutzmechanismus machte ich einen weiteren Schritt nach hinten. Er senkte seinen Blick und nickte.
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Wealthy Detour
FanfictionGeorge wird aus seinem goldenen Käfig geworfen, um das echte Leben kennenzulernen. Er findet Unterschlupf bei Clay, einem einfachen Kellner, der im Restaurant seiner Mutter arbeitet. Da George der Geldhahn zugedreht wird, muss er anfangen zu arbeite...