17. Fragmente der Unschuld

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Sie warf einen panischen Blick auf Gidim-Zu, dessen Augen, wie in einer diabolischen Verzückung gefangen, mit unverhohlener Spannung und gebanntem Interesse auf den Kopfzeichner gerichtet waren

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Sie warf einen panischen Blick auf Gidim-Zu, dessen Augen, wie in einer diabolischen Verzückung gefangen, mit unverhohlener Spannung und gebanntem Interesse auf den Kopfzeichner gerichtet waren. Die Dunkelheit pulsierte im Raum, und das Licht selbst flüsterte von den tiefen Mysterien, die sich entfalteten. Gidim-Zu's Blick, gleich einer morbid faszinierenden Vision, enthüllte keine Spur von Verwunderung, sondern erwartete voller Ungeduld das Unvermeidliche, als sei es ein längst prophezeiter Moment in den Annalen der düsteren Schicksale.

»Es scheint, dass eine Schar der Zu-Kur, bewandert in der Kunst der Kymatik, sich an der Rettung beteiligt hatte. Eine kurze Uneinigkeit entbrannte, ob man den Knaben lediglich in die Stadt geleiten sollte. Möglicherweise war er gebissen worden.«

Zelias Erinnerungen erwachten zu neuem Leben, und das Chaos in ihr entflammte von Neuem. Die Wahlmöglichkeiten waren dürftig. Es handelte sich immerhin um ein Kind. Keine Bisswunden waren sichtbar, und doch lastete eine unsichtbare Bedrohung. Sie hätte es nicht ertragen können, ihn zurückzulassen, damit er demselben grausamen Schicksal wie Atlan anheimfiel? Allein gelassen, einsam und einem schleichenden Tode preisgegeben? Die Vorstellung allein ließ ihre Seele erzittern. Nein, das kam nicht in Frage. So hatte sie kurzerhand einen der Zu-Kur außer Gefecht gesetzt, eine Fähigkeit, die ihr regelmäßig Aufträge für die Scions sicherte. Die Erinnerung an das blutige Spektakel dieser Tat ließ ihre Hände zittern.

»Nun ja, es scheint so, als wenn einer der Zu-Kur daraufhin zurückgelassen wurde. Und in einer tragischen Ironie des Schicksals selbst gebissen worden ist, unfähig, sich zu verteidigen... Obsidian!«

Ein kollektiver Atemzug wurde unter den Anwesenden hörbar angehalten. Obsidian, weithin bekannt dafür, die kymatischen Kräfte zu neutralisieren, war ein seltenes Gut, geschützt von der Regierung, um die Macht ihrer Kymisten, insbesondere der Auranen, zu sichern. 

Darüber hinaus erforderte der Kampf mit Obsidian gegen einen ausgebildeten Kymisten eine spezielle Ausbildung in der Technik, die genauen Energiemeridiane eines Menschen zu kennen. Vielleicht konnte man mit etwas Glück einem Kymisten seine Kräfte nehmen, solange der Stein ihn berührte, doch um einen Menschen vollends zu lähmen, mussten die Energiekanäle vollständig blockiert werden.  

Plötzlich tat sich der Boden unter Zelia auf. Ihre Gedanken wirbelten herum, als würden sie den Nebel vor ihr selbst in Bewegung setzen und ihre Identität enthüllen. Er war gebissen worden? Wegen ihr? Und auch wenn es nicht das erste Leben war, das sie genommen hatte – dieses Mal gab es keinen höheren Zweck, zu dem sie sich berufen fühlen konnte. In ihrer Unfähigkeit, den Jungen dort zurückzulassen, hatte sie unvernünftig gehandelt und ein Leben gegen ein anderes eingetauscht. Die Dunkelheit ihres Gewissens kroch wie ein unheimlicher Schatten durch ihre Gedanken.

Ohne Einverständnis. Ohne Recht. Und mit dem Risiko, beide Leben zu verlieren – schlimmer noch, die ganze Stadt in Gefahr zu bringen, durch diese Irrationalität. Hätte Eladan sie nicht tatkräftig unterstützt, mit tiefem Verständnis ihres geteilten Schmerzes – sie hätte wohl im Zuge ihres erwachten Zweifels sofort gestanden. Doch die nächste Realisation riss ihr den Boden unter den Füßen weg und stürzte sie hinab in die tiefste Finsternis:

вσσк σƒ Tαммυz © [🇩🇪]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt