14. Schleier des Untergrunds

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Als die Höhlenstadt noch in die Umarmung eines tiefen Schlafes versunken war, schritt Zelia nach einer weiteren schlaflosen Nacht durch finstere Gassen

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Als die Höhlenstadt noch in die Umarmung eines tiefen Schlafes versunken war, schritt Zelia nach einer weiteren schlaflosen Nacht durch finstere Gassen. Die Kaputze ihres schweren, dunklen Mantels tief ins Gesicht gezogen, um die Spuren ihres Leids zu verbergen. Antworten mussten her. Und es gab nur einen Ort, wo sie diese finden würde.

In diesen einsamen, von quälenden Gedanken durchwachten Nächten drängten sich die Schatten der Vergangenheit in ihre Träume. Ein besonderer Traum, in dem Taoh spielend und lachend plötzlich von der Dunkelheit verschlungen wurde, hatte ihren Entschluss in unerschütterlichen Stein gemeißelt.

Jeder ihrer Schritte war von größter Umsicht geprägt, als sie die vertrauten, doch nun gefährlich gewordenen Pfade der Mittelstadt durchquerte. Ihr Blick schoss rastlos von einem Schatten zum nächsten, stets wachsam vor möglichen Spähern der Elite oder umherstreifenden Auranen, die ihre Patrouillen zu diesen Stunden verstärkt haben mochten.

Das sanfte Glühen der Leuchtkäfer, im Kontrast zu den Geräuschen der Dunkelheit merkwürdig beruhigend, erinnerte Zelia an die Geschichten ihrer Kindheit. Erzählungen von einer Zeit, als Naraka noch nicht von Schatten verschlungen war, eine Ära der Hoffnung und des Lichts.

Den Legenden nach waren diese Leuchtkäfer mit der Essenz des Lebens durchwoben, das Licht Gaias in ihren Körpern, ein Licht, das niemals von der Dunkelheit verzehrt werden konnte. Es war ein Geschenk, eine Erinnerung daran, dass Gaia niemals zulassen würde, dass ihre Kinder der Verzweiflung erliegen.

Ein flüchtiger Hauch von Hoffnung durchströmte sie, doch dieser wurde schnell von einem eisigen Griff der Realität erstickt. Zelias Gedanken drifteten zu Eladan, dessen Lachen sie sonst in ihren dunkelsten Stunden wie ein ferner Stern geleitet hatte. Doch nun war da kein Stern. Nur das Summen der Leuchtkäfer.

Auf leisen Sohlen näherte sie sich einer kleinen, unscheinbaren Brücke. Der leichte Geruch menschlicher Notwendigkeiten stieg aus der Tiefe unter der Brücke auf.

Zelias Blick wanderte über den Boden, bis sie den kleinen Riss im Gestein entdeckte. Sie positionierte sich präzise darüber, fixierte kurz das Ziel. Ein letzter Blick nach links und rechts – die Luft war rein – und schon sprang sie mit einer fließenden Bewegung über das Geländer.

Im freien Fall intensivierte sich der beißende, penetrante Geruch mit jedem Meter. Das Tosen eines Flusses wurde ohrenbetäubend, nur um kurz vor dem Aufprall alles an ihr vorbeizuspülen. Im nächsten Moment landete sie sanft, als hätte sie ein unsichtbares Netz aufgefangen. Über ihr hörte sie bereits das Rauschen des Wassers, das seinen gewohnten Lauf fortsetzte.

Dies war eine der vielen optischen Täuschungen, ein Meisterwerk des Anführers der SCIONS – dem geheimen Widerstand von Naraka. Jene, die nicht in die Geheimnisse eingeweiht waren, erwartete ein geruchsintensives Wasserabenteuer ohne Wiederkehr, sobald sie in diesen unterirdischen Kanal gezogen wurden. Nun befand sie sich unter diesem Netzwerk aus Aquädukten und Kläranlagen, das die Stadt wie Lebensadern durchzog.

вσσк σƒ Tαммυz © [🇩🇪]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt