24. Kollision

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Für einen Moment hielt sie inne. Der faule Geschmack begann bereits, sich langsam auf ihrer Zunge auszubreiten, begleitet von ersten Impulsen, diese Abscheuligkeit heraus zu würgen. Doch wie gebannt blickte sie stattdessen auf diese mysteriöse, kleine Kaputzengestalt mit den schimmernden grünen Augen.

Zuerst wurde ihre Zunge Taub. Der Schmerz ließ bereits nach.Ihr Kopf wurde leicht und erwärmte sich. Als dann das bleiche Licht des Unbekannten sich über das Schlachtfeld ergoss, wo das Chaos der sterbenden und kämpfende Seelen hallte, fand das Mädchen, dessen unterer Leib unter der gewaltigen Last eines der Trümmer zerquetscht war, einen Funken von verzweifelter Entschlossenheit. Ihr entging nicht die Ansammlung eines trüben, düsteren Nebels, der ihr die Kehle zuschnürte und ihre Gedanken im Fieberdelirium umspulte. Die grünen Augen schienen an Intensität zu gewinnen und für einen moment fühlte sie, als würde sich eine Verbindung zwischen ihnen auftun. Es war, als wenn ausschließlich und allein diese Aigen tatsächlich mit ihr mit fühlten. Alle anderen waren damit beschäftigt, sie zu dem zu bewegen, was sie für richtig hielten. Diese Augen kannten den Abgrund, diese Augen waren bereits in einer ähnlichen SItuation: Schutzlos. Allein. Machtlos. Und doch stand diese kleine Figur dort, mitfühlend, hoffend.

Etwas in diesem Blick war so voller Mitgefühl, als würden nur diese Augen die Verzweiflung und ihre Lage wirklich nachvollziehen können

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Etwas in diesem Blick war so voller Mitgefühl, als würden nur diese Augen die Verzweiflung und ihre Lage wirklich nachvollziehen können. Augen, die selbst bereits in den tiefen Schlund der Aussichtslosigkeit geblickthaben mussten. Augen, die sie im gegensatz zu allen anderen Augenpaaren nochnicht insgeheim aufgegeben hatten. Oder war dies die bereits beginnende Wirkung des ēru-mūtu Pilzes?

In diesem kurzen Moment der trüben Klarheit und des rasenden Entsetzens des Gefühls, ihr Kopf füllte sich bereits mit jeder Sekunde mehr und mehr mit heißer Luft an, entschied sie sich, den gräulichen Pilz von der Wurzel ihrer Vernichtung auszuspeien und somit ihrem düsteren Schicksal furchtlos die Stirn zu bieten. Sie spuckte den unzerkauten Pilz mit aller Kraft aus.

War es nun der faulige, unerträgliche Geschmack des Todes,die bereits beginnende, betäubende Wirkung des Pilzes – oder das plötzliche Mysterium dieser fremden Gestalt, dass sie lüften wollte, sei es auch nur diese letzte drängende Frage – sterben war keine Option. 

Zelia bemerkte als erstes, das etwas nicht stimmte. Dem Blick des Mädchens folgend, offenbahrte sich ihr schließlich der Schrecken des Augenblicks in voller stärke:

 Zuerst erkannte sieden dunklen Kapuzenmantel. Er gehörte Kamura. Der zweite war eindeutig Taoh zuzuordnen. Der schlimmste aller Fälle war für sie eingetreten:

Ihre gesamte Familie, auf dem Schlachtfeld, mit ihrem Feind und dem Jungen,durch den dieser Krieg in der Unterwelt entfacht wurde. Die Panik überkam ihr Gesicht, sodass auch Kamura diesen schnell bemerkte. Einen solchen Horror hatte er in ihrem Gesicht noch nie gelesen.

Sein Blick folgte dem ihren und auch er erstarrte. Tokat, etwas irritiert von der Entscheidung des Mädchens, widmete ihr noch immer ihre volle Aufmerksamkeit. Es musste jetzt sein. SIe zog ihre Obsidian-Nadeln aus dem mantel, deutete Kamura an, dass es nun zu einem Kampf kommen würde, dass er auf abstand gehen müsse, während Tokat leise mit dem Mädchen sprach!

»Aber ich will leben!«, schrie sie lauthals mit einer solchen leidenschaft, dass alle beteiligten kurz ihren nächsten Schritt vergaßen.

»Junge!«, brüllte Tokat im kommandanten ton und wandt sich Kamura zu. »Du wolltest sie retten. Du wolltest ihr den schmerzlosen weg ausreden. Nun liegt es in deiner vollen verantwortung, dass sie ihre Entscheidung nicht bereut! WIr werden es zusammen tun. Wende dein Kagyra an. Verteile deine Kymatik im Boden, auf mich gerichtet. Ich werde sie aufsaugen und so eventuell die nötige Kraft haben die Trümmer ein wenig an zu heben. Und Ihr, gütige Dame«, er zeigte auf Zelia »Ihr werdet eure Nichte mit aller Kraft herausziehen auf mein Zeichen«

Er wandte sich nun im Flüsterton Kamura zu: »Wenn ihr inneres nur noch von den Trümmern gehalten wird, werde ich sie umgehend erlösen müssen, bevor sie sich entleert! Ist das klar!? Keine weiteren Diskussionen, dies ist nun ein Eintrag in dein Buch des Schicksals. Nun trage die Konsequenz« und trotz des strengen Tons und des dunklen Inhalts seiner Worte hatte Tokat doch auf fast väterliche art und Weise seine Hand auf Kamuras Schulter abgelegt, was sich direkt mit einem kleinen Schub der Zuversicht in Kamura manifestierte - jedoch auch mit höllischer Furcht, was passieren würde, wenn diese Szenario eintritt.

вσσк σƒ Tαммυz © [🇩🇪]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt