30. Des Lebens Tribut

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In der nebelverhangenen Dunkelheit des Tunnels kauerte Taoh mit starrem Blick ins Leere

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In der nebelverhangenen Dunkelheit des Tunnels kauerte Taoh mit starrem Blick ins Leere. Sein Atem ging schnell und leise, während die schiere Angst jeden Muskel in seinem Körper unter Kontrolle hielt. Er war allein – oder zumindest wollte er das glauben. 

Doch unabhängig davon, hallten in seinen Ohren noch immer die qualenvollen Schreie nach, egal wie sehr er seine Finger in die Ohren presste. Es gab keinen Ausweg mehr. Eine Bewegung und schon würde ihn sicher das selbe Schicksal widerfahren. Er hatte es selbst gesehen: Selbst die schmalsten Gänge stellten für dieses riesiger Ungeheuer keine Herausforderung dar. Er würde sich nirgends verstecken können. Und selbst wenn er es schaffte, zu fliehen. Er wüsste nicht ein mal wohin. 

Taoh war absolut am Ende seiner Kräfte und nun, da es ruhiger wurde, bemerkte er, dass er bereits seine Füße in seinen durchnässten Schuhen nicht mehr spürte. Entweder er würde hier jeden Moment das Bewusstsein verlieren, oder grausig und langsam Schicht um Schicht gefressen werden. Die Entscheidung fiel ihm leicht, nach allem, wovon er nun Zeuge geworden war. Nichts in der Welt würde ihn dazu bringen, diesem Wesen noch einen einzigen Grund zu liefern, aus seinem Versteck zu kriechen. 

Für einen Moment schweiften seine Gedanken zu Atlan. Hatten so seine letzten Stunden ausgesehen? War dies das Leben eines Zu-Kurs? Kein Wunder, dass kaum einer zwei Wochen überlebte. Und dies hier konnte unmöglich Xibalba sein. Er musste sich noch immer irgendwo unter Naraka befinden. 

Wie würde wohl der wahre Schrecken von Xibalba aussehen? Weit ausserhalb der Stadt? Was für Schrecken lauerten da draußen noch? Er würde es wohl nie heraus finden. Entweder, weil er hier stirbt, oder, weil er niemals einen Schritt aus den Toren wagen wird! Er wollte nur noch nach Haus. Zu seinen Liebsten. Zu Haus... Seine Liebsten! Auch sie waren noch hier unten gefangen.

Doch ehe er sich in Bewegung setzen konnte, versetzte sein Herz ihm plötzlich einen Stoß, dass er sich fast verschluckte und sein Keuchen unterdrücken musste. Aber warum? Was war passiert? Panisch blickte er sich um. Die Luft schwer von Eisen. Die schimmernden Risse in den Wänden noch immer leicht pulsierend, merkwürdig in Falten gelegt. Blut tropfte teilweise noch von der Decke hinab. Hinterließ zähflüssige Pfützen auf dem Boden, der den wahren Horror offenbarte. Taoh ließ seinen Blick schnell über den Boden schweifen - im verzweifelten Versuch, die Körperteile und Innereien zu ignorieren. 

Etwas stimmte nicht. Etwas gehörte nicht in dieses Bild. Tatsächlich bewegte sich schon wieder etwas im dämmerhaften Zwielicht vor ihm. In den Schatten, verwischt und unsichtbar, glitt etwas, seine Bewegungen fließend wie Wasser, beinahe lautlos. Ein Pilz. Ein riesiger Pilz! Ein riesiger Pilz mit... Beinen!?

Da erinnerte sich Taoh des einen Verfolgers mit dem Zu-Kur Hut. Er hatte zu beten begonnen. Taoh hatte das als stille verzweifelte Hingabe seines Schicksals interpretiert. Wie hatte diese Person überlebt? Und was hatte sie vor?

Vielleicht konnte er ihn aus dieser ausweglosen Situation retten? Doch jetzt, hier in dieser furchterregenden Dunkelheit, rebellierte jeder Instinkt in Taoh dagegen, nach ihm zu rufen. Die Angst, dass der Mann ihn einfach gefangen nehmen könnte, oder schlimmer noch, ihn quälen würde, um zu erfahren, wo er Tammuz finden könnte, war zu stark. Wer würde ihn hier unten schreien hören? Lediglich der Ghoul!

вσσк σƒ Tαммυz © [🇩🇪]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt