27. Auf Leben und Tod

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Zelia griff reflexartig nach dem obsidianen Dolch an ihrer Seite, ihre Augen weiteten sich vor Entschlossenheit und Furcht. Taoh, neben ihr, schwankte unsicher, tastete in der erdrückenden Dunkelheit nach einem Fluchtweg, seine Hände zitterten unkontrolliert. Zelia musterte die Umgebung ein letztes Mal, ihre Gedanken rasten. Die Idee, in dieser undurchdringlichen Schwärze zu rennen, erschien ihr irrsinnig. Ihr Verfolger hingegen, mit seinen leuchtenden Augen, hatte einen klaren Vorteil.

Plötzlich durchbrach ein schriller Schrei die Stille, gefolgt von einer explosionsartigen Entladung. Eine Gestalt schoss aus der Dunkelheit hervor, wild und erbarmungslos, ihre Bewegungen ein Wirbelsturm aus Wut und Zerstörung. Taoh schrie auf, stolperte rückwärts und prallte hart mit dem Hinterkopf gegen die feuchte, kalte Höhlenwand.

Zelia, obwohl von Erschöpfung gezeichnet und von Schmerz durchdrungen, sprang dem Angreifer mutig entgegen. Der Zusammenprall war brutal, ein Tanz auf Messers Schneide, in dem jeder Stoß, jeder Schlag, jede Parade wie ein verzweifeltes Ringen ums Überleben wirkte. Die einzige Lichtquelle in dieser Finsternis waren die Augen ihres Angreifers, die im Kampf bedrohlich glühten.

Die Klänge des Kampfes, das Hecheln, das Aufeinandertreffen von Fleisch und Knochen füllten den engen Raum, während Taoh zusammengekauert in stummer Angst versuchte zu begreifen, was dort in der Dunkelheit vor sich ging. Zelia's Bewegungen waren geübt, aber die Erschöpfung nahm ihr die Genauigkeit, ihr Griff lockerte sich, ihre Schritte wurden schwerer.

Ihr Gegner, wild und unberechenbar, erkannte schnell seinen taktischen Vorteil. Mit einem heimtückischen Lächeln auf den Lippen schloss er vor seinen Angriffen die Augen, um Zelia jede Möglichkeit zur Verteidigung zu nehmen.

Plötzlich, mit einem schmerzhaften Stöhnen, sank sie zu Boden. Ein brutaler Hieb in die Rippen hatte sie hart getroffen, und das Ungeheuer stand nun triumphierend über ihr, bereit, den tödlichen Stoß zu setzen. 

Da mischte sich unter das feurige Rot des Kampfes ein wesentlich stärkeres, gelbes Licht, das kraftvoll aus zwei Augenpaaren im Hintergrund erstrahlte und beinahe blendendes Licht in die enge, düstere Kammer spülte; ein gespenstisches Spiel aus Licht und Schatten, das über die Tunnelwände tanzte. 

Taoh hatte kaum noch Hoffnung auf Rettung. Die letzte Stunde hatte ihn seiner gesamten Kraft beraubt, selbst das Schreien fiel ihm schwer. Panik und Hoffnungslosigkeit hatten seine Realität zermalmt, und sein Herz hämmerte wild in seiner Brust, als er das gelbe Licht erblickte.

Die Gestalt mit den mächtigen, leuchtenden Augen jedoch, zeigte keine Anzeichen, eingreifen zu wollen. Kalt und berechnend verfolgte sie das Geschehen, als wolle sie lediglich, dass alle Anwesenden das Ende dieses Kampfes bezeugen sollten. Die unglaublich kraftvollen Augen warfen Schatten, die in Kombination mit dem schwächeren roten Schimmer wie flackernde Flammen auf den Tunnelwänden tanzten.

»Ama!«, rief Taoh verzweifelt, seine Stimme ein schwaches Echo in der bedrückenden Finsternis. Er wollte ihr helfen, doch seine Beine fühlten sich wie Blei an, die Angst lähmte ihn.

Mit letzter Kraft stieß Zelia den Dolch nach oben und traf den Angreifer in die Seite. Ein wütender Schrei hallte durch die Kammer, doch es schien ihn nicht aufzuhalten. In einem brutalen Reflex trat er zu, und Zelia wurde gegen die Wand geschleudert. Blut rann ihr über das Gesicht, ihre Sicht verschwamm, doch sie kämpfte gegen das drohende Bewusstloswerden an.

»Geh weg von ihr!«, schrie Taoh und warf sich verzweifelt auf den Angreifer. Es war ein törichter Versuch, doch er konnte nicht einfach zusehen. Der Angreifer packte ihn mühelos und warf ihn wie eine Puppe zur Seite. Taohs Körper schlug hart auf dem Boden auf, der Aufprall sandte Wellen des Schmerzes durch seinen geschundenen Körper.

вσσк σƒ Tαммυz © [🇩🇪]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt