22. Die Hand auf der anderen Seite

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Verdutzt ließ Kamura die beiden Jungen zurück – verwirrt und perplex von der ungewohnten Härte in seinen Worten

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Verdutzt ließ Kamura die beiden Jungen zurück – verwirrt und perplex von der ungewohnten Härte in seinen Worten. Auf dem Weg die Treppen hinunter wischte sich Kamura eine einsame Träne von der Wange. Sogleich fokussierte er sich jedoch auf sein Ziel. Zelia war noch immer allein, womöglich in Gefahr. Als er die Tür öffnete, traf ihn der Anblick wie ein Schlag; was aus der Distanz unerträglich war – erweckte hier unten ein Einblick in die Hölle selbst.

Inzwischen waren Feuerkämpfer angekommen. Die Leitungen unter der Stadt waren angezapft – wurden durch lange Rohre gezogen, landeten in einer kastenförmigen Apparatur, aus der ein Kristall funkelte – und das Wasser mit ungeheurem Druck auf die Trümmer warf.

Verletzte lagen auf dem Boden, in den Armen ihrer Liebsten, weinend – einige leblos, andere dem Tode nahe, mit glasigem Blick in die Leere. In was konnte Zelia nur geraten sein, was konnte solch grausame Konsequenzen nach sich ziehen? Ein solches Szenario hatte sich nach Kamuras Wissen seit Anbeginn der Stadt noch nicht zugetragen. Naraka mag von harter Hand geführt worden sein – doch stets friedlich.

Diese Szenerie brach das Gewohnte in solch schierer Kraft, dass die Menschen völlig aufgescheucht in Panik schreiend umherliefen – unwissend, was zu tun ist. Vermutlich hatte die Evakuierung an den Mauern der Stadt vor einigen Tagen – an jenem schicksalshaften Tag, da die Ghouls angriffen – ebenso ausgesehen. Wer sollte es ihnen verübeln. Auf diesen Anblick war keiner gefasst.

Konzentration! Fokus! Wo ist Ama? – erinnerte sich Kamura. Er lief geschwind in Richtung des Ortes, wo der Spalt sein musste. Beinahe trat er in ein Loch, das sich im Boden aufgetan hatte. Kurz starrte er in eine ungewisse Tiefe, die sich unter ihm auftat. Waren unglückliche, taumelnd im Rauch, in eines dieser Löcher gestürzt? Welch grauenvolles Schicksal. Doch er musste weiter. Fokus! Er suchte nach flammendem Haar – doch sogleich erinnerte er sich, dass Zelia sich verborgen hielt.

Er gelang an den Ort, an dem nach seinem Gefühl der Spalt sein musste. Und tatsächlich, fast verborgen, kaum unterscheidbar von den gefallenen Trümmern, war Zelia auf Knien, hinunter fassend. Schreie drangen zu ihr hinauf. Dort waren Kinder. Die Haare stellten sich ihm zu Berge. Diese Schreie ... sie waren nicht einfach Schreie nach Hilfe. Es waren fürchterliche Schmerzensschreie. Wollte er wirklich erblicken, was diese grausamen Geräusche aus diesen zaghaften Körpern entlockte?

Keine Zeit für solche Gedanken. Schon war er herbeigeeilt. Er ließ sich neben Zelia nieder. Ihr Blick offenbarte innerhalb Sekunde eine rasche Abfolge von Gefühlen. Erst Verzweiflung. Dann Zorn. Dann Dankbarkeit. Dann mahnend und schließlich akzeptierend, dass es sich nicht ändern ließ und nun gerade wichtigeres auf dem Spiel stand. Sie teilten einen kurzen, intensiven, leidvollen Blick aus. Dann blickte Kamura in den Abgrund vor ihm, bereit für alles, was ihm dort entgegenblicken mochte – ihm würde es in jedem Fall bessergehen als den armen Seelen da unten – egal, was er dort erblickte. Doch sofort im Moment bereute er diese Entscheidung.

вσσк σƒ Tαммυz © [🇩🇪]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt