Kapitel 25

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Sie waren seit rund 2 Stunden unterwegs in Richtung Nebelschleich. Das herbstliche Sonnenlicht glitzerte in den Baumkronen, die letzten bunten Blätter knisterten leise im Wind, wurden von ihm davon getragen oder flitzen raschelnd über den Boden. Vögel stoben aus dem Gebüsch auf und hin und wieder hörte man eine Krähe rufen. Die Welt wirkte auf Nox so friedlich wie selten zuvor, doch die Hauptstraße, auf der sie sich vorwärts bewegten, war steinig, voller kleiner, scharfkantiger Kiesel, die ihm bei jedem Schritt in die nackten Fußsohlen stachen. In seiner eigentlichen Gestalt hatte er nie Schuhe tragen müssen und nun verstand er auch, was Menschen daran fanden. Es war nicht nur Zierwerk, sie erfüllten durchaus einen praktischen Nutzen. Er verzog das Gesicht, als ihm ein weiter Kieselstein zwischen die Zehen geriet.

„Autsch!" murmelte er leise und schüttelte den Fuß „Wir hätten ein Schiff nehmen können. Ich bin mit einem in die Hauptstadt gekommen und es war nur eine ganz kurze Reise."

„Jaah... und wie ich euch vorhin schon sagte, Überfahrten mit einem Schiff sind nicht umsonst zu haben. Was habt ihr es denn so eilig?" fragte Jane trocken und raffte ihr grünes, raschelndes Kleid ein wenig höher, um nicht damit an einem Ast hängen zu bleiben, der beim letzten Herbststurm auf die Straße gefallen war.

„Wäre es nicht besser, wir würden die ganze Sache schnell zu Ende bringen?"gab Nox zu bedenken.

„Nehmt es mir nicht übel, aber Ihr seid nur Beiwerk. Ihr könnt uns begleiten, da wir den gleichen Weg haben. Aber sobald es richtig losgeht, bringt ihr euch lieber in Sicherheit. Und falls ihr uns im Kampf gar unterstützen wollt ... vergesst es! Ich teile die Belohnung nicht!" schnaubte Jane und warf ihrem Begleiter einen abschätzigen Blick zu. Der starrte genauso abschätzig zurück. Was interessierte ihn Gold? Was er wirklich wollte, war in so greifbare Nähe gerückt, dass das Verlangen danach mehr schmerzte als die spitzen Kieselsteine unter seinen Füßen. Arthur ging voran, das Schwert im Anschlag und sich aufmerksam um blickend, als würden sie gleich in einen Hinterhalt tappen. Ein Hühne aus Muskeln mit der Körperhaltung eines ausgebildeten Kämpfers mit jahrelanger Erfahrung im Zerlegen von Monstern. Unbewusst sah Nox an sich hinunter. Sein schwarzes Gewand, das bisher seine eigene, monströse Gestalt so gut verborgen hatte, war inzwischen eher staubgrau und an einigen Stellen zerschlissen. Seine Hände waren schmal und mit kurzen Fingernägeln, die zu gar nichts Nutze zu sein schienen, genau wie seine dürren Arme und Beine und die schmächtige Brust. Er hatte auch vorher keinerlei Kampferfahrung besessen, da ihm John immer alles abgenommen hatte und nun rächte sich das. In einem fairen Kampf würde er gegen Arthur nicht den Hauch einer Chance haben.

„Ihr verzieht ganz schön das Gesicht" Arthur hatte sich zu ihm umgedreht und mit einem etwas mitleidigen Ausdruck auf Nox hinab gestarrt, den er ihm am liebsten direkt aus dem Gesicht gekratzt hätte.

„Geht euch nichts an, wie mein Gesicht aussieht" erwiderte er mürrisch.

„Aber sehr wohl, wie schnell wir in Nebelschleich ankommen. Lasst euch von Lady Jane nichts einreden, wir sind sehr wohl um Eile bemüht. Je schneller wir dem ganzen bösen Treiben ein Ende setzten, desto sicherer werden die Straßen sein."

„Und ich halte euch nur auf? Oder was wollt ihr mir damit sagen?" erwiderte Nox mürrisch.

„Besonders schnell seid ihr wirklich nicht. Ihr tragt keine Schuhe ..."

„Hah!" machte Jane, nur um Arthur ein mildes Lächeln zu kassieren „Du kommst in diesem Kleid auch kaum voran. Ein kleines Stück von hier entfernt, liegt eine kleine Ortschaft. Dort gibt es nicht viel, aber wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, so findet sich dort eine der besten Schneidereien der ganzen Provinz. Und er hatte auch Schuhe im Angebot."

Das Auge von NoxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt