Kapitel 27

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Die Nacht war kühl und friedlich. Der Regen tropfte leise auf das Dach der alten Scheune und im Inneren war es durchaus wärmer als draußen. Es roch nach trockenem Stroh und dem Esel „Wahrhaftigkeit", den die kleine Abenteurergruppe dort untergestellt hatte. Nox hatte sich eine staubige, kratzige Pferdedecke aus einer der leeren Koppeln genommen und sich neben dem schlafenden Esel ins Stroh gelegt. In seiner eigentlichen Gestalt hätte er das niemals tun können. Allein seine Nähe hätte den Esel zur Flucht verleitet. Der Geruch eines Raubtieres schien ihn nun aber gänzlich verlassen zu haben, denn bei seiner Ankunft hatte Wahrhaftigkeit einzig einmal mit den Ohren gezuckt und sich dann wieder zur Ruhe gelegt.

Die Wärme des Tieres und sein tiefe, ruhige Atem hatten Nox schließlich ebenfalls einschlafen lassen.


Es waren einige Stunden vergangen, als Nox im Halbschlaf ein leises Quietschen hörte. Jemand öffnete vorsichtig und leise das Scheunentor. In der Dunkelheit waren seine Augen nicht mehr besser als die eines gewöhnlichen Menschen und so spähte er angestrengt in Richtung des Tores. Eine schemenhafte Gestalt hielt einen großen Gegenstand in der einen Hand und in der anderen eine kleine Laterne, deren Licht heftig flackerte und kaum ausreichte, auch nur sein Gesicht zu beleuchten. Er kam mit zielgerichteten Schritten auf ihn zu. Neben Nox befand sich ein hoher Stapel Strohballen. Er warf sich zur Seite und rollte dahinter, gerade noch rechtzeitig, um unentdeckt zu bleiben.

„Hallo?" fragte eine Stimme. Es war Arthur. Er schaute sich um, aber er konnte Nox hinter den Strohballen nicht sehen. Nach einem kleinen Moment zuckte er mit den Schultern und wandte sich seinem Esel zu.

„Guten Morgen Wahrhaftigkeit. Es ist noch ein bisschen früh, aber ich wollte schauen, ob man dich auch gut versorgt hat. Hier ..." Seine Stimme wurde ein verschwörerisches Flüstern: „... Ich habe zwei Äpfel für dich."

Er setzte sich zu dem Esel ins Stroh und legte ihm die Pferdedecke über den Rücken. Dann gab er ihm den ersten Apfel, den das Tier voller Leidenschaft mit offenem Maule kaute. Arthur lächelte und streichelte ihm über die Schnauze und klopfte ihm freundlich auf den Hals. Der Esel zuckte mit den Ohren, als wolle er sich bedanken. Der zweite Apfel verschwand in seinem Maul.

„Ruh dich noch ein bisschen aus, wir ziehen erst in zwei oder drei Stunden weiter. Es ist ja nicht deine Schuld, dass ich nicht mehr schlafen kann" sagte Arthur und stand auf. Er stellte die kleine Laterne neben sich ab und klopfte sich das Stroh von den Hosenbeinen. Als er die Laterne wieder aufhob stand plötzlich jemand vor ihm. Arthur stolperte vor Schreck zwei Schritte zurück.

Lieber Himmel, nun habt ihr mich erschreckt. Hier seid ihr also!"

„Wie freundlich ihr zu eurem Esel seid. Er kann sich wohl glücklich schätzen" Nox versuchte seinen Tonfall beiläufig klingen zu lassen, aber es gelang ihm nicht ganz, den bitteren Unterton zu verdecken.

„Warum seid ihr denn nicht der Herberge geblieben? Ich wollte schon nach euch suchen, aber Lady Jane meinte, ihr ... Nun, es war nicht allzu freundlich, was sie sagte."

Nox holte tief Luft und seufzte: „Nun, ich kann es ihr nicht einmal verdenken. Nach der Szene im Gasthaus ..."

Arthur nickte knapp: "Ich will nicht aufdringlich erscheinen, aber ich wüsste gerne, was euch so verärgert hat. Ihr erwähntet das Eulenbiest nahe Nebelschleich. Woher wisst ihr davon? Ihr müsst damals noch ein Kind gewesen sein." Der blonde Hüne versuchte einen gewisse Beiläufigkeit in die Art wie er es sagte zu bringen, aber er fühlte sich plötzlich. als wäre er selbst wieder ein Kind, dass einen dummen Fehler gemacht hatte. Nox innerer Sturm begann sich zu erheben. Er straffte die Schultern und atmete tief durch, bemüht um Ruhe und eine weise Wortwahl.

Das Auge von NoxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt