Kapitel 4

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Aurelia

Sehnsucht nach Liebe. Sehnsucht nach Geborgenheit. Sehnsucht nach Glück. Sehnsucht nach Freiheit.

Wünschte sich nicht jeder von uns Sehnsucht auf solch verschiedene Arten?

Ich fragte mich ob es auf Javier auch zutraf. Er mochte ein herzloses Monster sein, welches seine eigene Ehefrau einsperrte, aber er besaß eine Familie, die ihn liebte. Es beruhte auf Gegenseitigkeit, denn er liebte sie genauso. Er zeigte es nur nicht. Somit spürte er eigentlich auch Geborgenheit, Ende zwanzig Hin oder Her. Glück?

Er war reich, heiß, hatte eine Familie und besaß Mach? Brauchte er da wirklich Sehnsucht danach? Er hatte doch alles, was er brauchte.

Zuletzt Freiheit. Er war nicht frei. Ganz und gar nicht. Javier Hernández war der erst geborene Sohn, somit Nachfolger seines Vaters. Auf ihm lastete eine Menge Verantwortung und Gefahr. Er wurde in diese Welt hineingeboren. Seit seiner Geburt war eine lebendige Zielscheibe.

Er würde niemals frei sein.

Verhielt er sich deswegen so, wie er sich verhielt? Weil er kalt sein musste, keine Schwäche zeigen durfte?

Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es ihm ergehen musste. Dazu wollte ich kein Mitleid bekommen. Nicht bei ihm. Er verdiente es nicht. Keine Gedanken an ihn. Keine Sehnsucht nach ihm, obwohl ein Leben ohne all diese Sachen für mich unvorstellbar war. Ich musste damit leben.

Ich wusste nicht, was mich erwartete, außer genau solch ein Leben. Ein Leben ohne meine Wünsche.

Ich war eingesperrt in einem kalten Kellerraum ohne Liebe, Geborgenheit und schon gar keiner Freiheit.

Mittlerweile waren Minuten, wahrscheinlich sogar Stunden vergangen. Niemand kam bisher, dafür fand ich einen Lichtschalter.

Ich befand mich in einem mittelgroßen Raum mit wie bereits erwartet Steinwänden. Auf dem Fußboden befand sich ebenfalls Stein. Anstatt rau zu sein, waren es zu Fliesen verarbeitete Steine.

Außerdem gab es da noch das Einzelbett, eine dünne Decke und ein flaches Kissen. Ach, und nicht zu vergessen einen Eimer in der Ecke. Man konnte sich bestimmt denken, für was man ihn gebrauchen konnte.

Ich wurde wirklich wie eine Gefangene behandelt. Wie eine Feindin. Als hätte ich jemanden von ihnen ermordet, dabei war ich ja irgendwie eine von ihnen.

Ich war auch eine Hernández, ob gewollt oder ungewollt.

Wenn ich Javier in die Finger bekam, konnte er etwas erleben. Er mochte nachtragend sein, schön, dann sollte er es sein, nur hätte er mich wenigstens in unserem Schlafzimmer einsperren können. Da gab es meine Bücher, angenehme Zimmertemperaturen, ein gemütliches Bett, ein Badezimmer.

Dieser Mann hatte gewaltig einen Dachschaden. Man merkte, dass er irgendwann der Boss eines Mafiaclans wurde.

Vielleicht lag es ja nicht an meiner Flucht, dass ich im Keller eingesperrt wurde. Was wäre, wenn es bei solchen Leuten normal war.

Wurde meine Schwiegermutter auch so von ihrem Ehemann behandelt? Sie wirkte nicht so, aber sie konnte ihre Empfindungen auch einfach nur verstecken.

Oder was war mit Annabelle, Miguels Ehefrau?

Ich überlegte. Sah ich sie schonmal verletzt oder in einem schlimmen seelischen Zustand?

Ich wusste, wieso sie meinen Schwager heiraten musste und dass ihre Familie ebenfalls keine legalen Geschäfte tätigten, trotzdem sah ich sie nie mit ernsthaften Schäden.

Manchmal sah ich, wie es ihr schlecht ging, kein Wunder, wenn der eigene Vater seine Tochter für einen Deal verschenkte. Sie wollte nicht einmal mit mir flüchten.

Wer wusste schon, was alles stimmte und was ich mir nur ausdachte. Das Wichtigste war, dass mich mein Ehemann grauenhaft behandelte. Mich noch mehr einsperrte als vorher. Obwohl er mir kurz vor meiner Flucht immer mehr Freiheiten ließ.

Ich stand langsam von der harten Matratze auf. Mittlerweile ging es mir besser. Der Schwindel existierte nicht mehr, dafür herrschte extreme Langeweile.

Ich konnte nicht einmal sagen, welche Uhrzeit wir hatten. Es gab kein Fenster.

Auf halbem Wege um ... einfach nur herumzulaufen, blieb ich stehen. Ich hörte das erste Mal seit ungewisser Zeit Schritte.

Ich drehte mich Richtung Tür. Ich hörte, wie ein Schlüssel im Türschloss gedreht wurde. Mein Herz klopfte heftig gegen meinen Brustkorb. Jetzt war es so weit.
Die Tür ging auf und ...

Die Tür ging auf und

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JAVIER - Das Schicksal hält uns zusammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt