Kapitel 27

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Aurelia

Javier und ich, hatten keine Minute im Foyer der prachtvollen Hernández-Villa gestanden, da war Annabelle vor ein paar Stunden auch schon aufgetaucht und hatte mich mit ihrer Idee überfallen. Wobei man nicht von Idee reden konnte. Es war eine Information darüber gewesen, was wir heute Abend machen würden. Jetzt. Mit Izans und Manuels Partnerinnen – die nicht gut darauf zu sprechen waren, wen sie am Hals hatten.

Ich konnte die beiden Frauen mehr als nur verstehen. Erst vor wenigen Wochen erging es mir noch wie ihnen zurzeit. Deswegen freute ich mich darüber, dass sie mit Annabelle und mir alleingelassen wurden.

Ich würde es zwar niemals erfahren, aber ich war mir sicher, dass Javier mir nicht erlaubt hätte mich im Garten am Lagerfeuer zu betrinken. Wobei ich betonen musste, wir hatten nichts vom Alkohol erwähnt.

Da Annabelle kaum etwas von Miguel vorgeschrieben bekam, nutze sie ihre Freiheit in vollen Zügen aus. Flaschenweise Whisky, Wein und Schnaps waren von ihr vom Keller in den Garten verschleppt worden.

»Ich habe eine Idee!«, kam es von Aleya. Manuels Verlobte saß schräg gegenüber von mir. Dass sie sich am meisten von uns betrank, verstand ich vollkommen. Während Klara bereits mit Izan verheiratet war, hatte sie die Hochzeit noch vor sich.

Doch darum ging es mir nicht. Aleya lernte Manuel nicht auf der Straße bei einem Mord kennen, wie ich es wortwörtlich tat. Mit ihrem Verlobten und meinem Mann. Sondern in einem Bordell.

Ein Monat musste sie in diesem verbringen. Unfreiwillig. Ihr eigener Vater hatte sie dahingebracht!

Als wäre das nicht schon schlimm genug, verlief das Treffen mit Manuel wie folgt ab: Mein wundervoller Ehemann, der absolut nicht brutal war, schlug ihren Boss fast tot. Daneben standen ihr nun Verlobter und dessen Zwillingsbruder und sahen Javier dabei zu.

Ich schätzte, dass mein Mann die Prügel übernahm, da er sich wegen mir abreagieren wollte. Zu diesem Zeitpunkt hielt ich mich in Virgina auf.

Jedenfalls fiel Aleya, als sie die Szene sah ein Glas aus der Hand und machte so auf sich aufmerksam. Mein Schwager entschied sich, dazu sich um sie zu kümmern.

Anstatt sie zu töten, weil sie eine Zeugin für das war, was später kam, zerrte er sie in einen anderen Raum und fickte sie. Meine baldige Schwägerin vermutete, dass Manuel sie nur wegen ihres Körpers und ihrer kratzbürstigen Art heiraten wollte.

Schwarzes, langes Haar, graue Augen, volle Lippen und Wimpern, schmale Taille, breite Hüfte, runden Hintern und das, was er nach ihrer Erzählung nach am besten fand, waren ihre großen Brüste.

Und obwohl sie ihn nicht leiden konnte, meinte sie, es war tausendmal besser, Manuel Hernández zu heiraten, als im Bordell zu sein. Außerdem und das war ein Detail, welches ich nicht unbedingt wissen wollte, war: alles an seinem Körper war mehr als ansehnlich und der Sex ebenso heiß.

Wenn wir schon bei diesem Thema waren. Die Männer schienen so eine Art Sexkurs absolviert zu haben. Anders konnte ich mir nicht erklären, dass selbst Klara davon berichtete, wie Hammer ihr Mann war. Trotz Hass Sex miteinander zu haben war in dieser Familie normal.

Nur Annabelle verlor kein Wort darüber. Selbst ich gab ein paar Details preis. Sie schwieg wie ein Grab.

»Die wäre?«, fragte Klara mit schwerer Zunge. Der Alkohol zeigte auch bei ihr die entsprechende Wirkung, wenn man nicht wenig davon trank. Im Gegensatz zu uns anderen schien er bei ihr Müdigkeit und Erschöpfung zu verursachen. Mit jedem neuen Schluck driftete sie ein Stück mehr ab. Sie brauchte Ablenkung, sonst schlief sie uns auf der Sitzgruppe ein.

Ob es an ihrer Größe lag, dass sie so gut wie keinen Alkohol vertrug? Sie war kaum größer als Luna und das mochte etwas heißen.

Abgesehen von ihrer Höhe sah Klara alles andere aus wie ein Teenager. Sie hatte Rundungen an den genau richtigen Stellen. Ihre dunkelbraunen Haare gingen bis zu ihren durchschnittlichgroßen Brüsten. Zusätzlich trug sie einen Pony. So ähnlich wie ich ihn mir bei meiner Flucht geschnitten hatte. Und ihre Lippen waren dunkelblau. Fast so wie die Tiefe des Meeres.

Ihre Geschichte mit Izan war komplizierter. Aber bevor ich weiter über ihr Kennenlernen und das Darauffolgende nachdenken konnte, gab Aleya eine Antwort.

»Wir verwüsten Manuels Schlafzimmer«, sagte sie überzeugt von ihrer Idee. Zu überzeugt, weshalb ich wusste, dass sie niemand daran hindern konnte.

»Das ist auch dein Zimmer«, kam es von Annabelle, womit sie mir zuvorkam. Aleya zuckte bloß mit den Achseln. »Das finde ich nicht. Es ist so unpersönlich und nicht mein Geschmack. Somit tun wir ihm nur ein Gefallen. Es wird renoviert. Und solange wir hier noch wohnen, kann ich mich wenigstens darin wohlfühlen.« Während sie sprach, stand sie auf. »Wer kommt mit?«

Ein Teil von mir entschied sich den Teufel raushängen zu lassen. Entschlossen ihr zu helfen, erhob ich mich.

Vielleicht bekam ich später ja eine Bestrafung von Javier ...

Gott. Lag es am Alkohol oder an dem, was passierte, wenn ich Mist baute? Egal, was stimmte, meine Gedanken wegen ihm wurden mal zu mal versauter.

Annabelle und Klara standen ebenfalls auf. »Wir sind auch dabei«, kam es von Letzterer.

Aleya klatschte in die Hände, ehe sie loslief. Wir folgten ihr. Da ich nicht einschätzen konnte, wie lange wir zum Schlafzimmer brauchten, schätzte ich auf fünf Minuten. Denn heute waren wir nicht so schnell wie sonst.

»Fangt an, wo ihr wollt, aber das Bett gehört mir.« Wieso ausgerechnet das Bett war mir ein Rätzel, doch ich schwieg, und sah mich um.

Aleya hatte nicht gelogen, als sie meinte, dass das Schlafzimmer unpersönlich war. Ich würde hier auch nicht gerne schlafen wollen. Es war so kahl, so leer. Das einzig Besondere hier war der Spiegel über dem Kingsize-Bett. Mir war klar, für was er an der Decke hing. Nur wenn man Schlafengehen wollte, fand ich es nicht angenehm, mein Spiegelbild zu sehen.

Ich entschied mich, dazu die Nachttischlampen zu zerstören. Eins der Dinge, mit denen ich meinen Ehemann früher am liebsten abgeworfen hätte, wenn ich mich dazu getraut hätte.

Ich nahm die erste in die Hand und zog daran. Es brauchte ein paar Anläufe durch das versteckte Kabel, bis ich es endlich schaffte. Sobald die Lampe lose in meinem Besitz war, warf ich sie zu Boden.

Währenddessen wurde der Rest des Schlafzimmers auseinandergenommen. Die wenige Dekoration landete auf dem Boden, die Pflanzen wurden zerstört und ...

Aleya schlitzte mit einem Butterfly die Kissen auf. Diese fanden ihr neues Zuhause neben der Nachttischlampe.

Dass das Klappmesser Manuel gehörte, reimte ich mir zusammen. Niemals gehörte es ihr. Und da mir ihr Verlobter aussah, wie ein Mann der lieber Menschen aufschlitze anstatt erschoss, ergab der Butterfly Sinn.

»Die Frage, wieso ihr Manuels Zimmer zerstört, brauche ich nicht stellen.« Wir alle hielten inne und schauten zur Tür. Miguel stand mit verschränkten Armen im Türrahmen und sah uns nacheinander belustigt an.

»Er hat es verdient. Er ist ein Arschloch«, kam es trocken von Aleya. »Wenn er das sieht, ist er viel mehr als ein Arschloch.«

»Ich weiß und das ist mir egal. Den Ärger ist es mir wert. Er schüchtert mich nicht ein. Dürfen wir jetzt weitermachen?«

Grinsend erwiderte Miguel: »Ich werde euch nicht davon abhalten.« Manuels Verlobte ließ sich das nicht zweimal sagen. Sie führte die Folter an den Kissen fort. »Und was ist mit dir Klara? Willst du Izan und dein Schlafzimmer nicht auch verunstalten. Ich denke, es hat ebenso eine Renovierung nötig.«

Dass die Worte ausgerechnet von Miguel kam, von dem Mann, der uns eigentlich aufhalten und verpetzten, müsste, irritierte mich.

Klara hingegen war begeistert davon. Ohne etwas zu sagen, lief sie aus dem Schlafzimmer, um in ihr Eigenes zu laufen. Und da ich heute auf ärger aus war, folgte ich ihr.

JAVIER - Das Schicksal hält uns zusammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt