Kapitel 18

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Aurelia

Ich wippte mit den Beinen, wobei ich mir eine Gabel Tagliatelle in den Mund schob. Mein Blick lag auf dem goldverzierten Teller – echtes Gold natürlich. Ich war nicht nervös, was seltsam war. Eigentlich sollte es so sein, schließlich wusste ich, was mich bald erwarten würde.

Javier würde mich später ans Bett fesseln und mich so lange und hart ficken, bis ich vor Erschöpfung nicht mehr konnte. Denn er würde mich kein einziges Mal zum Kommen bringen.

Seine Drohung war kein Spaß. Er meinte sie hundertprozentig ernst. Wenn ich ihn etwas bezirzte, mit meinen weiblichen Reizen spielte, könnte ich ihn umstimmen. Er war auch nur ein Mann und sein Körper reagierte schnell auf meinen.

Wie die Nacht endete, würde ich erst zu diesem Zeitpunkt erfahren.

Momentan fühlte ich mich ... ich konnte es nicht beschrieben. Nervös war es nicht. Aufgeregt vielleicht? Ein wenig glücklich? Okay, etwas mehr als ein wenig.

Mein.

Er hatte mich als sein betitelt. Und das nicht auf diese besitzergreifende, aggressive Art. Es war allein für mich bestimmt, für diesen Moment.

Mein.

Zum ersten Mal gefiel es mir, aus seinem Mund zu hören. Das lag zum Teil daran, dass er diesmal nicht du gehörst mir, geknurrt hatte. Sondern das Wort in mein Ohr geflüstert hatte.

Mein.

Ich musste lächeln. Ich konnte mich nicht daran hintern. Mein Herz klopfte wild gegen meinen Brustkorb und in meinem Magen tanzten Schmetterlinge.

»Wieso lächelst du?«, wollte Javier wissen. Ich schaute zu ihm auf. Er schaute mich eindringlich an. Da er bereits mit dem Essen fertig war, hatte er sich mit dem Glas Rotwein in der Hand im Stuhl zurückgelehnt.

Wie lange er mich wohl schon beobachtet hatte?

Ich zuckte mit den Schultern. »Nur so.« Er zog die rechte Braue in die Höhe. »Nur so?« Ich nickte. »Ja. Jetzt erzähl mir lieber etwas über dich. Ich will mehr über dich wissen.«

Vor Wochen am Pool erzählte er mir von seiner Narbe an der Wange und, dass sie dadurch entstand, dass er seinen Bruder rettete. Gleichzeitig beging er an diesem Tag seinen ersten Mord.

Ich fand, es grausam ihm vom Morden reden zu hören. Oder auch Blut an seinem Ringfinger zu sehen, was ebenfalls vor Wochen geschah. Wie schnell die Zeit verging.

Aber Javier beging diese Taten nicht ohne Grund. Er ermordete und folterte doch niemanden wegen nichts.

Oder?

»Was möchtest du von mir wissen, tesoro?«, fragte er schmunzelnd. Ich legte den Kopf schräg, überlegte. Was konnte ich den Erben einer Mafia fragen?

Ich wollte definitiv normale Sachen von ihm erfahren. Ich war mir nämlich sicher, dass er egal wie grausam er sein konnte, eine normale, liebevolle Kindheit hatte. Sonst würde die Familie nicht so locker miteinander umgehen und Elisa und Luna nicht so lebensfroh sein.

»Was sind deine Hobbys?« Er überlegte kurz. »Wandern.« Ich verzog das Gesicht. Wandern, ernsthaft? Von allem, was er wählen konnte, musste es ausgerechnet wandern sein.

»Damit ist nicht wirklich wandern im Sinne von: stundenlang durch die Berge laufen gemeint. Es ist mehr an einen bestimmten Ort laufen und dort zum Beispiel den Sonnenuntergang und die Ruhe genießen. Früher habe ich das öfter getan. Heute habe ich keine Zeit mehr dazu. Seitdem meine Mutter meinen Vater zwingt, weniger zu arbeiten, habe ich mehr Arbeit.«

JAVIER - Das Schicksal hält uns zusammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt