Nicht die erste Wahl ... / Legolas

20. Der Rat

Niqe:

Sie unterdrückte nur schwer ein Seufzen, als einer von Lord Elronds Beratern sie ihrem Platz zuwies. Der natürlich direkt neben Legolas war. Eine Tatsache, die sie wohl kaum hätte überraschen sollen, immerhin waren sie verheiratet und jeder hier wusste dies. Also setzte sie eine undurchdringliche Miene auf und setzte sich neben ihren werten Gatten. Legolas trug anlässlich dieses Rates ein blaues Hemd mit silbernen Stickereien, einer schwarzen Hose und darüber einem hellbraunen Mantel. Ebenso trug ihn auch Kíran, der als Berater des Prinzen und der Prinzessin des Waldlandreiches anwesend war. Niqe selbst jedoch trug ein edles hellblaues Kleid, das Ärmel aus feiner Spitze besaß und einen mit silberner Spitze verzierten Rock. Darunter versteckte sie mal wieder gegen alle Regeln verstoßend ihre abgetragenen schwarzen Stiefel. Für den heutigen Anlass hatte sie sich ausnahmsweise die Haare selber flechten müssen, weswegen sie ziemlich einfach die ersten zwei Strähnen zusammengeflochten und hinten zu einem Kranz verbunden hatte. Erst jetzt fiel ihr wieder auf, wie ähnlich diese Frisur der von Legolas war.

So unauffällig wie möglich ließ sie ihren Blick zu seiner auf der Stuhllehne liegenden Hand gleiten, nur um den eiskalten Stich in ihrem Herzen zu spüren als sie bemerkte das er seinen Ehering abgelegt hatte. Einzig und allein hoffen konnte sie nun, dass er den Ring ihres verstorbenen Bruders nicht etwa verloren oder gar verschenkt hatte – denn zutrauen tat sie es ihm auf jeden Fall.

Lord Elrond startete mit einigen höflichen Worten die Begrüßung, doch während sie noch die Anwesenden betrachtete, glitt diese an ihr vorbei als wäre sie gar nicht anwesend.

Sie sah Gandalf und Frodo, dann folgten einige Zwerge. In der Mitte des Halbkreises, der sich um eine steinerne Säule in der Mitte dieses Podestes im Garten zog, saßen Kíran, Legolas und sie. Dann folgten noch drei Menschen, die Niqe alle vollkommen fremd waren. Aber sie erinnerte sich das der mit dem Schulterlangen dunklen Haar, der abgetragenen Kleidung und den funkelnden grau-blauen Augen gestern Abend noch neben Legolas gesessen hatte und dem Elbenprinzen neben ihr, immer wieder entgeisterte Blicke zugeworfen hatte.

„Frodo, hole bitte den Ring hervor."

Diese sechs Worte des mächtigen Lords von Bruchtal reichten, um sie aus ihren Gedanken zu reisen und sich nun vollkommen auf das Geschehen des Ringrates zu konzentrieren. Sie sah im Augenwinkel wie der dunkelhaarige Hobbit nervös aufstand und nach vorn trat. Mit einer galanten Bewegung zog er den Ring aus seiner Tasche hervor und legte das kleine, unschuldig aussehende goldene Schmuckstück in der Mitte des Steinpodestes ab. Es wirkte beinahe absurd das ganz Mittelerde sich vor diesem kleinen Ding fürchtete. Unschuldig funkelte er in den Strahlen der Sonne, während er da auf dem Steinpodest lag. Er war viel winziger als Niqe erwartet hatte und doch brachte dieser Ring mehr Böses mit sich als alles andere.

„Dann ist es also wahr." Sagte einer der drei Menschen. Er hatte Schulterlanges rot-braunes Haar und begierig funkelnde blaue Augen. Irgendwas an seinem Blick gefiel Niqe überhaupt nicht, nein eher bereitete es ihr sogar Sorgen. „In einem Traum sah ich den östlichen Himmel sich verfinstern." Sprach er aus und stand dabei auf.

„Und eine Stimme rief: Isilidur, Isilidurs Fluch ist gefunden ..." Raunte er mit ehrfürchtiger Stimme, während er sich Schritt für Schritt dem Podest näherte, auf dem sich der Ring befand. In seinen blauen Augen spiegelte sich plötzlich nicht mehr der strahlend blaue, Wolkenfreie Himmel wider, sondern die reine Gier. Der goldene Ring schien in seinen Augen immer größer zu werden und Niqe konnte nur mit Schrecken dabei zusehen, wie er nun die Hand nach diesem ausstreckte. Ihr Herz schlug schneller als sie sich daran erinnerte, was das letzte Mal geschehen war, als dieses mächtige, bösartige kleine Ding in die Finger eines gierigen Menschen gefallen war.

„BOROMIR!" Schrie Elrond aufgebracht, anscheinend schien der Mensch so zu heißen. Doch dieser Boromir, woher auch immer Niqe diesen Namen schon einmal gehört hatte, reagierte darauf gar nicht. Stattdessen trat er noch einen Schritt näher heran.