19. Wiedersehen

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Legolas:

Das Lord Elrond vor dem Ringrat noch auf ein gemeinsames Abendmahl bestanden hatte, war ihm irgendwie klar gewesen und dennoch hatte er gehofft dem entgehen zu können. Jetzt jedoch saß er neben Aragorn im Saal Bruchtals und durfte den anwidernden Essmanieren einiger Zwerge zusehen. Die vier Hobbits die anwesend waren, waren ja ganz nett und humorvoll. Dann jedoch kamen die Menschen Gondors, die in Legolas Augen ebenso wenig Manieren hatten wie die anwesenden Zwerge. Das er ausgerechnet mit diesen zu Abend essen musste, nervte ihn tierisch doch seine Manieren als Prinz kannte er wenigstens noch gut genug, um nicht frühzeitig dieses Abendmahl zu verlassen. Also unterhielt er sich stattdessen mit Gandalf und Lord Elrond, sowie dessen Söhnen, den Zwillingen Elladan und Elrohir die Legolas seit seinen Reisen ebenfalls zu engen Freunden zählte.

„Lord Elrond, verzeiht die Störung." Ein braunhaariger Elb trat durch die breite Flügeltüre ein, zog dabei einige Aufmerksamkeit auf sich, die er jedoch nicht beachtete und stattdessen auf Lord Elrond zusteuerte. Leise flüsterte der braunhaarige dem Lord von Bruchtal etwas zu, das bei dem Lautstärke Pegel am Tisch nicht einmal Legolas verstehen konnte. Dafür konnte er jedoch sehen, wie Bruchtals hoher Lord ihm einen skeptischen Seitenblick zuwarf. Ehe er darauf reagieren konnte, schwang die große braune Flügeltüre jedoch schon wieder erneut auf und zwei weitere Elben traten ein.

Legolas merkte, wie ihm alle Gesichtszüge entglitten, als er in ein paar Meerblauer Augen blickte. Ihm rauschte das Blut plötzlich in den Ohren und sein Herz schlug schneller, während er in das fassungslose Gesicht von Niqe höchstpersönlich blickte.

Sechzig Jahre hatte er seine Ehefrau nicht gesehen und doch konnte er nicht den Hauch einer Veränderung an ihr wahrnehmen. Dabei fühlte es sich so unwirklich an, während er einmal seinen Blick neugierig über ihren gesamten Körper gleiten ließ, dabei jedoch darauf achtete nicht zu auffällig zu starren. Das weiße Haar war kunstvoll geflochten und durchweicht vom draußen anhaltenden Regen. Sie trug eine enge schwarze Ochsenlederhose und dazu ein enges grau-schwarzes Reitkleid. Die hohen schwarzen Stiefel ließen sie nur wenige Zentimeter höher werden. Ihre Lippen waren einen Spalt breit fassungslos geöffnet, ebenso wie sicher auch seine eigenen. Ihre Meerblauen Augen waren geweitet und klebten ebenso an ihm, wie die seinen an ihr. Noch immer war ihre Haut so blass und Schneeweiß wie er sie in Erinnerung hatte. Sein Blick glitt ganz von allein an ihre Hand und er merkte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte, als er den Ehering, der schon seiner Mutter gehört hatte, an ihrem Finger erblickte.

„Prinzessin Niqe." Durchbrach Lord Elronds Stimme die Stille. Beim Erklingen ihres Namen konnte Legolas beinahe spüren, wie Aragorns Kopf ruckartig in seine Richtung herumfuhr. Doch bisher ignorierte er den Blick seines langjährigen Freundes noch, denn nun wusste er noch nicht wie er sich erklären sollte. Er konnte es sich im Moment ja nicht mal selbst erklären. Sechzig Jahre hatte er genau diesen Moment mehr als alles andere gefürchtet und jetzt war er da - und er war absolut unvorbereitet und dementsprechend stumm wie ein Fisch. Weil er so überfordert mit dieser Situation war. Mehr als mit jeder anderen zuvor. Lieber würde er sich einer Orkmeute stellen als einer sicher später bevorstehenden Aussprache mit seiner Ehefrau!

„Verzeihen Sie unsere Verspätung Lord Elrond. Kíran und ich wurden auf dem Weg aufgehalten." Makellos knickste Niqe. Legolas erkannte Hilirions jüngeren Sohn an ihrer Seite erst jetzt, doch dafür hatte er nun gar keine Konzentration. Noch immer hatte er es keinen Herzschlag lang geschafft seinen Blick von ihr zu lösen.

„Natürlich. Ich muss nur gestehen das wir nicht mit Eurer Ankunft hier gerechnet hatten." Gestand Lord Elrond schmal lächelnd, hatte jedoch schon lange zwei Bedienstete herangewinkt die zwei weitere Stühle an den Tisch heranbrachten. Zu Legolas Missfallen ihm direkt gegenüber ...

Nicht die erste Wahl ... / LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt