ZWISCHENWELT

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Wie viel steckt in dem, das mir Mögliches wär'?

Wie könnte mein Bild, die Erscheinung wohl sein?

Ich wünschte, ich könnte — ich wünscht' es so sehr;

doch ich; ich gehöre — gehöre; bin dein.

Ein Bild, bin ein Bild, bin von dir Augenblick:

vollendet, geschlossen, ein Abbild von dir.

Ich könnte — wie könnt' ich, ein eiserner Strick

hält mich dir verbunden. Gehört er zu mir?

Ich bleibe, so bleib' ich, für immer ein Jetzt;

ein Gestern, ein Heute — doch Morgen wohl nie.

Ich bleibe, ich bleibe von dir wohl geschätzt,

auch wenn ich der deinigen Welten entflieh';

auch wenn mich der deinige Blick einmal schweift,

wenn Zwischenwelt beide von uns konfrontiert,

wenn Seele des Präsens Vergangenheit streift

und so singuläres Bestehen verliert.

Dann hältst du, dann guckst du, dann seh'n wir uns an;

wir wissen womit meine Verse begann'n.

Wir blicken, wir fühlen; verbunden wie einst.

Ich weiß, wer du bist und ich weiß, was du meinst.

Ich halte, ich staune — und weiß, wer du bist.

Ich irre, ich frage, erkenn' mich in dir.

Ich fühle, ich greif', ich begreif', du vergisst

das, was ich einst war, scheinbar nie, es bleibt hier.

Es bleibt, was du bist. Ich erinnere mich —

ein Abbild, ein Spiegel; für immer gesetzt.

Verwundert begreif' ich: „Bist du wirklich ich?

Bist du es, bin ich es; bin ich es noch jetzt?"

Das Weiße im Schwarzen —

das Schwarze in Weiß;

Das Reine im Bösen —

der eine allein;

Relikt deiner Schande —

und gleichsam der Preis;

Wär' anders so gerne ...

— doch sollst du so sein.

Berühr' ich dich noch? —

Bleibst mein ewiges Kind;

Erinnerst du dich?

Sag, wie könnte ich's nicht?

Sind anders, sind zwei —

Die verbundene sind;

Berührst du mich noch?

Sag's mir in mein Gesicht.

Ich weine und sehe; du bleibst, wie ich war.

Was soll ich dir sagen: Ist's Hass? Welches Wort —

Kein Wort könnte meinen, was ich in dir sah.

Ich bleibe für immer und gehe doch fort.

Ich liebe dich.

Sagst du's dir selbst ins Gesicht?

Es schmerzt mich —

Ja, denkst du, es schmerze mich nicht?

Ich würde dich retten.

Ich bräche entzwei.

Mein Abbild, mein Spiegel;

nur dann wär' ich frei.

Die Zwischenwelt packt mich: in selbiger Zeit

entsteh' ich, verbleibst du; wir beide sind eins.

Der Zwischenwelt endlicher Einseligkeit

verrät mir: was deins ist, ist gleichsam auch meins.

Gefangen als Spiegelbild bleibe ich dir

Moment alter Zeit, wenn dein Blicke es wagt.

Bin hier — unveränderlich siehst du in mir,

was dein ich dir im Heute doch weiterhin sagt.


26.04., 21:55

Düsseldorf, Hotel am Speicherplatz, Zimmer 416

Kämpfer ohne Phantasien VWo Geschichten leben. Entdecke jetzt