A I D E N
„Du willst es mir also immer noch nicht sagen.", seufzt Brain mittlerweile zum dritten Mal und ich streiche mir gereizt über das Gesicht.
Es ist heiß. Heiß und stickig und ich könnte ihm jede Sekunde eine reinhauen und es würde mir nicht im geringsten leid tun, wenn ich ihm seine Nase breche. Vielleicht geht es mir dann sogar wieder besser...
„Es macht kein Sinn. Es macht einfach kein Sinn, Aiden und ich werde dir nicht helfen können, wenn-", „Müssen dir deine Mandanten auch alles bis ins kleinste Detail erzählen, damit du den guten Anwalt spielst?", frage ich und lehne mich in dem Stuhl zurück. Brain blinzelt einige Male und ich weiß, dass er enttäuscht ist. Enttäuscht, dass ich ihm tatsächlich etwas vorenthalte und nicht vorhabe, es ihm zu erzählen. Er blickt auf die Blätter auf dem Schreibtisch, atmet ein und nickt dann langsam.
„Gut...", beginnt er und ich höre die Distanz in seinem Unterton. Die Sorge von eben hat sich in Luft aufgelöst. Er ist jetzt einfach nur sauer, was mir um ehrlich zu sein ziemlich recht ist.
Ich werde ihm nicht erklären, wieso Liam beschlossen hat, mich nun abgrundtief zu hassen. Wieso er mich verabscheut und sich nichts sehnlicher als meinen Untergang wünscht. Diese Unterhaltung werde ich nicht mit ihm führen. Mit niemanden.
„Ich werde das regeln." Erleichterung durchströmt mich. Wenn Brain sagt, dass er das regelt, dann glaube ich ihm das auch. Möglicherweise sollte ich mein Vertrauen in ihm etwas senken, im Anbetracht der letzten Ereignisse, doch das tue ich nicht. Sein Ruf und seine Kanzlei mögen zwar ruiniert sein, doch in juristischer Erfahrung könnte ich keinen besseren finden.
Er öffnet seinen Mund, vermutlich um etwas zu sagen, aber das klopfen an der Tür kommt ihm zuvor. Nachdem er sie hereingebeten hat, tritt meine Sekretärin ein.
„Entschuldigen Sie die Störung, Mr. Harris, aber eine junge Frau will sie dringend sprechen. Ihr Name lautet Adeline Morgan." Für einen Moment denke ich, ich habe mich verhört.
„Sie wartet unten in der Lobby. Wünschen Sie, sie zu empfangen?", fragt Claudia höflich und ich nicke. Ignoriere Brains intensiven Blick und das komische Kribbeln in meinem Bauch. „Sie soll hoch.", antworte ich. „Wie sie wünschen-", „Ich möchte, dass du sie selbst abholst und zu meinem Büro begleitest.", unterbreche ich sie und ihre Lippen trennen sich. Nur einige Millisekunden trennen sich ihre roten Lippen vor Verwunderung, bevor sie ihr unermüdliches Lächeln wieder aufsetzt. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich noch nie verlangt, einen meiner Gäste abholen zu lassen.
„Wie sie wünschen.", murmelt sie erneut und verschwindet rasch.
Jetzt blicke ich in das verblüffte Gesicht meines Freundes und Anwalts. Ich erhebe mich und hoffe, dass er das einfach unkommentiert lässt, doch keine Chance. „Ich nehme an, das willst du mir auch nicht erklären.", sagt er und verschränkt die Hände ineinander. Er hebt die Brauen und ich stemme meine Hände in die Hüfte.
„Das habe ich bereits getan, Brain."
„Stimmt... ihr seid euch angeblich wieder über den Weg gelaufen." Er sieht unbeeindruckt auf seine Unterlagen und nickt.
Ich weiß nicht, ob er beleidigt ist, dass ich ihm die Sache mit Liam nicht erzähle oder ob er eifersüchtig auf Adeline ist. Ich habe mir damals allerdings eingebildet gehabt, dass er sie mag. Also liegt es wohl an Liam.
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Strength over Fear
RomanceAchtung: diese Gesichte kann erst gelesen und verstanden werden, wenn man den ersten Teil gelesen hat. „Fear"!! Vier lange Jahre sind vergangen und Adeline konnte sich mühevoll ein neues Leben aufbauen. Mit Freunden an ihrer Seite, einem Studium und...