Kapitel 16

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A  D  E  L  I  N  E

„Wie wäre es mit 'Titanic'?", fragt Lin und greift nach einem Stück Popcorn. „Nein!", mahnt sie Elli und lässt sich neben mich fallen. „Nicht schon wieder."

„Was willst du sonst schauen?", faucht sie zurück. „Ich frage seit über zehn Minuten, was wir schauen wollen und du sagst nichts als nein. Dann nenn mir doch ein besseren Vorschlag, du Zicke."

Elli tut so, als hätte er nichts gehört, bis auf die Beleidigung. „Zicke?" Empört kneift er die Augen zusammen, während sie genervt seufzt.
„An deiner Stelle würde ich schweigen und dankbar sein, dass ich überhaupt noch mit dir in einem Raum bin.", sagt er und lehnt seinen Arm hinter meinem Kopf auf die Lehne.

„Oh mein Gott!", ruft Lin entsetzt und sieht aus, als würde sie sich jeden Moment auf ihn stürzen. „Du hast mich doch verzweifelt um Hilfe gebeten, weil deine Angestellten zu inkompetent sind, deine Kunden zu bedienen.", rechtfertigt sie sich wütend, woraufhin er noch wütender zurückgibt: „Entschuldige, da wusste ich noch nicht, dass du noch inkompetenter sein würdest, und meine Kunden verscheuchst."

Still beobachte ich die zwei bei ihren Streit und normalerweise würde ich es amüsant finden, doch gerade sehne ich mich nach nichts mehr, als nach Ruhe. Einfach nur Ruhe.

„Hey, Leute..." beginne ich leise, doch meine Stimme geht im Tumult unter.

„Halt die Klappe, Elli!", schreit Lin. „Bitte mich nie wieder um einen Gefallen, wenn du so ein undankbares Arschloch bist."

„Wer sagt, dass ich nochmal vorhatte, dich um etwas zu bitten?", kontert er dann.

„Hey!", rufe ich nun lauter und hebe die Hände. „Könnt ihr zwei bitte mal aufhören zu streiten?"

Lin und Elli schauen mich beide überrascht an. Ich seufze leise. „Ich will einfach nur einen entspannten Abend mit euch verbringen. Können wir uns nicht einfach auf einen Film einigen und aufhören zu streiten?", schlage ich vor, woraufhin die zwei Blicke tauschen und dann synchron nicken. „Ich finde 'Titanic' gut.", füge ich hinzu, bevor Lin wieder die unermüdliche Frage stellt, was wir denn schauen wollen.

Diesmal erhebt Elli keinen Einspruch und zieht es lieber vor, mich gründlich von der Seite zu betrachten. Ich spüre seine Hand hinter mir, wie sie langsam auf meine Schulter krabbelt und mich federleicht streichelt. „Was ist los?", fragt er letztendlich, als der Film läuft. Vielleicht wollte er leise sprechen, doch nun dreht auch Lin ihr Kopf zu uns.

Was ist los?

Eine komische Frage, wenn man bedenkt, dass die Antwort oft mehr Chaos als Klarheit bringt.

Ich muss es ihnen sowieso sagen. Sie werden es erfahren. Sie werden Bilder sehen, verdammt, sie leben nicht auf einer isolierten Insel.

Ich zucke mit den Schultern. Ein Versuch auszudrücken, dass ich nicht genau weiß, wo ich anfangen soll und ein Versuch, Ellis Hand loszuwerden. Ich mag seine Nähe, aber manchmal... manchmal fühle ich mich tatsächlich schuldig. Denn ich glaube, der einzige Grund, warum ich sie mag ist, dass sie mich von meiner Sehnsucht nach einer gewissen Nähe ablenken.

Auch Lin ignoriert, dass er mir wieder einmal so nah ist und setzt sich richtig auf. „Was hast du denn?"

Ich blicke den beiden abwechselnd vom einen ins andere Auge, nervös und leicht überfordert.

„Nein, mit mir ist alles bestens. Es ist nur so, dass ich euch etwas erzählen will und nicht weiß, wie ihr reagieren werdet." Ich zwinge mich zu einem leichten Lächeln. Elli nimmt diesmal seine Hand weg, um sich besser aufzurichten.

Strength over FearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt