A D E L I N E
Wir befinden uns in der vollen Innenstadt. Von der Ruhe nichts mehr zu sehen, wie als wäre es fünfzehn Uhr mittags und ich glaube in diesen Teil von San Francisco war ich noch nie.
Bunt, laut, lebendig.
Ich betrachte alles fasziniert und möchte fragen, wo wir eigentlich sind, bis der Wagen zum stehen kommt. Ich schaue mich um. Schnalle mich ab, während ich meine Umgebung erkundige.
„Na komm", ruft Aiden, welcher plötzlich an meiner Seite steht und die Tür aufhält. Ich steige aus und bedanke mich leise, nachdem er die Tür wieder für mich schließt.
„Wo sind wir hier?", frage ich also und schaue das Restaurant an vor dem wir geparkt haben. „Wir sind am Ende von North Beach.", erklärt er und ich nicke. Das erklärt, wieso hier alles noch so... lebt. Aiden läuft einige Schritte vor und nickt mir dann zu, sodass auch ich mich fortbewege. Eigentlich habe ich gedacht, dass wir in dieses Restaurant reingehen würden. Doch als wir eine Straße weiter und dann in eine kleine Seitenstraße abbiegen, muss ich lächeln.
„Was ist das für ein Laden?", flüstere ich ihm zu, als wir hineintreten. Ich habe versucht den Namen zu finden, doch da ist nicht einmal ein Schild. Da ist gar nichts und der Laden sieht draußen aus wie ein Kiosk. Und ist auch genauso klein wie ein Kiosk. Hier stehen gerade mal zwei kleine Runde Tische mit jeweils zwei Stühlen. Die Theke ist keine zwei Meter entfernt und mein Lächeln wird noch größer, als ein kleiner Mann - vielleicht Mitte fünfzig - erscheint und zu strahlen beginnt. Vermutlich hätte ich hier Angst, wäre ich allein. Aber Aiden, der mir immer noch nicht geantwortet hat, läuft ebenso strahlend auf den Mann zu.
Sie umarmen sich. Sie umarmen sich. Ich habe noch nie jemanden - außer Ashley - gesehen, der Aiden einfach so umarmt. Und das erstaunliche ist, dass er es herzlich erwidert.
„Aiden, mein Junge!", ruft der Mann. „Wo hast du gesteckt, verdammte Scheiße!" Ich spüre ein Anflug von Wärme um mein Herz. Seine Worte sind umhüllt mit einem leichten Akzent. Vielleicht ein spanischen?
Aiden kämpft sich nun aus der Umarmung und klopft ihm lachend auf die Schulter. „Ich war da wo ich immer bin, Sergio. Die Arbeit-", „Ach, die scheiß Arbeit immer. ¡Qué chingado!" Was auch immer er gesagt hat, ich bin mir sicher, dass das nichts nettes war.
Erneut lacht Aiden und beugt sich etwas zu ihm. „Aufpassen. Ich habe eine Lady heute dabei. Du willst sie doch nicht verschrecken oder?" Auch wenn er leise spricht, kann ich ihn gut hören und ich muss kichern, als Sergios Augen sich weiten und so groß wie Unterteller werden. Erst jetzt scheint er mich zu realisieren. „¡Ay no! Entschuldige bitte, ich bin nicht daran gewöhnt, dass dieser Kerl hier jemanden mitbringt.", sagt er aufgeregt und ich winke ab und komme ein Schritt näher. Ich strecke ihm die Hand hin. „Ich bin Adeline.", stelle ich mich vor und die Überraschung auf seinem Gesicht verdoppelt sich.
Aiden's Lachen ist laut. „Hast du noch nie einer Frau die Hand gegeben, Sergio?" Sergio schielt nervös zu ihn rüber. „Nicht so einer hübschen Frau.", flüstert er zischend, aber ich stehe direkt vor ihm. Ich kann ihn hören und auch spüren, wie mir die Röte ins Gesicht schießt. Vor allem, als Aiden zu mir schaut. Sergio ergreift endlich meine Hand.
„Adeline und ich haben gerade gegessen und brauchen jetzt guten Nachtisch.", spricht er und wieder reißt der kleine Mann seine Augen auf. Er umrundet hastig die Theke und schaut zu mir, während er sich die Schürze richtig bindet. „Wie als wären Sie in Mexiko selbst.", informiert er mich ernst und dreht sich wieder weg. „Wir warten dann draußen.", ruft Aiden ihm kopfschüttelnd hinterher und grinst.
Er nickt mit dem Kopf nach draußen und ich laufe vor. Als er vor mir steht trägt er auf seinen Lippen noch ein einfaches Lächeln. Ich schaue ihn stumm an, ebenfalls mit einem Lächeln. Bewundere, wie er den Laden betrachtet und scheinbar dabei in Erinnerungen versinkt.
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Strength over Fear
RomanceAchtung: diese Gesichte kann erst gelesen und verstanden werden, wenn man den ersten Teil gelesen hat. „Fear"!! Vier lange Jahre sind vergangen und Adeline konnte sich mühevoll ein neues Leben aufbauen. Mit Freunden an ihrer Seite, einem Studium und...