Kapitel 8

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pov.bokuto
Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug und mittlerweile war ich schon fast einen Monat hier. Ich hatte es geschafft, mich wirklich ein zu leben und musste zugeben, dass ich mich mittlerweilesehr wohl fühlte. Der Gedanke daran, dass es nicht mehr lange anhalten würde machte mich ehrlicherweise ein bisschen traurig. Ich hatte sowas lange nicht mehr, das Gefühl irgendwo gewollt und akzeptiert zu werden. Wobei das Volleyballteam wusste noch gar nicht, dass ich Schwul war, bisher wusste es nur Akaashi, deswegen konnte ich eigentlich noch nicht ganz sicher sagen, ob sie mich akzeptieren würden. Aber abgesehen davon ging es mir wirklich gut hier und ich hatte Freunde gefunden. Es machte mich sogar noch glücklicher, dass Akaashi und ich so gute Freunde geworden waren über die letzten Wochen. Es tat gut jemanden zu haben mit dem man reden konnte. Vor allem, da wir morgen nach Edinburgh fahren würden für ein Trainingslager und ich deswegen ziemlich nervös war. Ich wollte erst gar nicht mitfahren, da es mich einfach zu sehr an damals erinnerte, aber Akaashi hatte es gewissermaßen geschafft, mich dazu zu überreden mitzukommen. Dennoch lag ich schon seit Stunden wach und wälzte mich von der einen auf die andere Seite. Diese innere Unruhe ließ mich einfach nicht schlafen und ich wusste, dass ich morgen früh um halb sieben aufstehen musste, da wir um sieben bei den Bussen sein mussten. Es wird schon nichts passieren. Hier in Schottland kennt dich niemand. Niemand weiß warum du Volleyball aufgegeben hast. Niemand weiß es, außer Akaashi. v
Ich versuchte mir das immer wieder einzureden und irgendwann schaffte ich es tatsächlich einzuschlafen.
Als ich am nächsten Morgen mit den anderen beim Bus stand, hatte ich das Gefühl, ich wäre gerade von einem LKW überrollt worden. Von der Ansprache des Rektors bekam ich nur Bruchstücke mit, da ich mich wirklich sehr stark darauf konzentrieren musste, nicht einzuschlafen. "Bokuto, alles gut?", riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken und ich brauchte einen Moment, um wieder klar denken zu können. "Ja, bin nur müde", beantwortete ich Akaashis Frage. "Du kannst gleich im Bus noch ein bisschen schlafen, das werden sowieso die meisten machen", erklärte er dann, woraufhin ich nur nickte. Es dauerte noch eine gefühlte Ewigkeit bis wir endlich im Bus saßen und die Coaches auch mit ihrer Ansprache soweit fertig waren. Jedes der Teams von unserer Schule hatte seinen eigenen Bus, es war ja auch nichts anderes zu erwarten, weil man musste ja einen gewissen Standard beweisen. Kaum hatte sich der Bus in Bewegung gesetzt, wurde es unglaublich still und wahrscheinlich waren die meisten, wie Akaashi es gesagt hatte, eingeschlafen. Dieser saß neben mir und hatte schon seine Kopfhörer im Ohr und war dabei, sein Buch zu lesen. Ich machte es mir ebenfalls bequem und schaffte es tatsächlich einzuschlafen.

pov.akaashi
Ich war mir nicht sicher, wie viel Zeit vergangen war, seitdem wir losgefahren waren, doch mittlerweile war es schon hell draußen. Bokuto, der neben mir saß war noch immer am schlafen so wie ein Großteil der Leute hier im Bus. Verübeln konnte man es niemandem. Auf einmal zuckte Bokuto neben mir heftig zusammen und schreckte aus dem Schlaf hoch. Ich bemerkte wie er sich umsah, während ich meinen Kopfhörer rausnahm. "Keine Sorge, es hat niemand bemerkt, die schlafen alle noch", versuchte ich zunächst ihn etwas zu beruhigen. "Hast du schlecht geträumt?", erkundigte ich mich dann, woraufhin er nickte. Es schien so als ob er nicht darüber sprechen wollen würde, was natürlich auch verständlich war. "Wir sind gleich in Edinburgh, wenn ich mich nicht verschätzt habe sind wir in knapp einer Stunde am Hotel. Als wir letztes Jahr im Trainingslager waren, waren wir in einem super luxuriösen Hotel. Mit Frühstücksbuffet morgens und All Inclusive", versuchte ich, Bokuto abzulenken. Tatsächlich funktionierte es sehr gut und er fing an mich ein bisschen über letztes Jahr auszufragen. Als er wissen wollte was für Musik ich hörte lief gerade eines meiner Lieblingslieder "The Love I Give". Ich gab ihm einen meiner Kopfhörer, da ich mir sicher war, dass er das Lied nicht kannte und wir hörten zusammen Musik. Es kehrte wieder Stille zwischen uns ein und wir hörten weiter meine Musik. In dem Moment als "Golden Hour" kam, drehte Bokuto seinen Kopf zu mir und wir sahen einander in die Augen. Wow, Bokuto hat echt schöne Augen. So im Licht funkeln sie fast schon ein wenig golden. Warum ist mir das bisher noch nicht aufgefallen? "Hab ich was im Gesicht?", riss Bokuto mich auf einmal aus meinen Gedanken. Verdammt ich hatte ihn angestarrt. "Ähh...nein, alles gut, ich war nur gerade in Gedanken", wank ich ab und Bokuto richtete seinen Blick wieder aus dem Fenster. Scheiße, was war das gerade bitte? Ist die Stimmung jetzt komisch? Oh mein Gott Akaashi denk über irgendwas sinnvolles nach was du sagen könntest. Als hätte das Schicksal meine Bitte erhört, fuhren wir genau in diesem Moment am Edinburgh Castle vorbei. "Guck mal, das ist das Edinburgh Castle. Wir müssten also jeden Moment in Edinburgh ankommen", erklärte ich Bokuto. Dieser nickte nur begeistert und konnte seinen Blick kaum vom Fenster lösen.
Kurz darauf standen wir alle in der Lobby unseres Hotels und bekamen die Schlüsselkarten für unsere Zimmer. "Um 15Uhr treffen wir uns wieder hier unten, das ist in drei Stunden. Ihr könnt in der Zeit hier im Restaurant etwas essen und euch ein bisschen ausruhen. Zieht dann bitte eure Volleyballuniformen an, denn heute Nachmittag werden die einzelnen Teams die am Trainingslager teilnehmen vorgestellt", teilte uns unser Trainer noch mit und dann konnten wir auf unsere Zimmer gehen. "OMG Akaashi das Hotel ist ja der Oberhammer!", rief Bokuto erfreut als wir auf dem Weg zu unserem Zimmer waren. "Hab ich doch gesagt", meinte ich dann nur und in dem Moment kamen wir auch schon bei unserem Zimmer an. Ich öffnete die Tür mit unserer Schlüsselkarte und das Erste was ich sah war ein großes Doppelbett in der Mitte des Raums. Oh verdammt, warum haben wir denn nur ein Bett? Was ist denn...das ist doch noch nie vorgekommen. Was machen wir denn jetzt? Als ich Bokutos schockierten, aber auch verunsicherten Blick bemerkte, schüttelte ich diese Gedanken sofort ab. "Äh...also...ich...wenn du nicht...ich kann auch auf dem Boden schlafen", stotterte Bokuto vor sich hin und konnte mir dabei nicht einmal in dirbAugen gucken. "Also, so lange es für dich kein Problem ist, habe ich damit auch überhaupt kein Problem", wank ich ab und betrat das Zimmer, da wir noch immer in der Tür standen. "O-okay. Auf welcher Seite willst du schlafen?", wollte Bokuto dann wissen und betrat ebenfalls das Zimmer. Ich entschied mich für die rechte Betthälfte und die Situation entspannte sich zum Glück wieder.
Unsere Freizeit verbrachten wir damit, eine Kleinigkeit zu essen und dann ein bisschen mit den anderen aus dem Team durch die Gegend zu spazieren. Pünktlich um 15Uhr fuhren wir dann mit dem Bus eine knappe halbe Stunde bis zur Halle. Um 16Uhr fing die Zeremonie an und es dauerte fast eineinhalb Stunden, bis so gut wie alle Teams vorgestellt wurden. Es fehlten nur noch drei oder vier Teams und ich hoffte wirklich, dass es schnell gehen würde, denn ich konnte nicht mehr lange stehen. "...und außerdem haben wir dieses Jahr noch einen besonderen Gast in unserem Trainingslager. In Kooperation mit der Edinburgh High, das Team der Saitama Inagakuen aus Tokio", stellte der Schulleiter der Edinburgh High, der das Trainingslager ausrichtete, noch ein neues Team vor. Bokuto, welcher bis vor ein paar Sekunden noch kurz davor war einzuschlafen, war auf einmal wieder hellwach und wirkte extrem angespannt. Noch bevor ich eins und eins zusammenzählen konnte, war er schon aus der Halle gerannt und ich lief ihm ohne nachzudenken hinterher. Ich wusste in diesem Moment nur, dass ich Bokuto nicht alleine lassen durfte und für ihn da sein musste.
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Loving you, loving me?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt