Kapitel 10

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pov.bokuto
Nachdem ich letzte Nacht wieder so einen beschissenen Traum gehabt habe, war ich heute Morgen mit leichtem Fieber aufgewacht. Böse darum war ich nicht, denn nun hatte ich einen richtigen Grund, nicht mit zum Training fahren zu können. Stattdessen blieb ich im Hotel und erholte mich noch ein bisschen. Akaashi hatte mir zwar gestern angeboten, dass ich mit ihm über alles reden könnte, doch dazu war ich noch nicht bereit. So gerne ich Akaashi auch vertrauen wollte und endlich mit jemandem reden wollte, der mir nicht immer wieder sagte, es wäre meine Schuld gewesen, ich konnte einfach nicht. Ich konnte mir selbst nicht erklären, warum das so war, aber es war wahrscheinlich besser so gewesen. Ich wollte Akaashi schließlich nicht unnötig damit belasten. Ich verbrachte den größten Teil des Tages damit zu schlafen und war froh darüber, dass ich nur einmal wegen eines Albtraums aufwachte. Gegessen hatte ich seit gestern Nachmittag nichts mehr, weswegen ich großen Hunger bekam, als ich gegen 18Uhr aufwachte. Da ich nicht wusste was ich machen sollte, blieb ich einfach im Bett liegen und guckte ein bisschen TikTok. Kurz darauf beschloss ich duschen zu gehen und dann nach unten ins Hotelrestaurant, da ich wusste, dass es um 7 Essen gab. Im Hotelrestaurant angekommen, sah ich die anderen schon und holte mir schnell was zu essen, bevor ich mich zu ihnen setzte. "Hey Bokuto, wie geht's dir?", erkundigte sich Konoha direkt und ich erzählte ihnen, dass es mir schon viel besser ging jetzt wo ich den ganzen Tag geschlafen hatte. Ich merkte, dass die Stimmung irgendwie ein bisschen angespannt war und hatte auf einmal so ein ungutes Gefühl. Akaashi schien auch noch nicht da zu sein und im ersten Moment dachte ich etwas wäre mit ihm, doch dann platzte es auf einmal aus Anahori raus:"Bokuto stimmt es, dass du schwul bist?" Alle sahen ihn schockiert an und auch ich konnte im ersten Moment nicht glauben, was er gesagt hatte. Auf einmal war dieses Rauschen wieder da und ich hatte wieder das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Ohne etwas zu sagen stand ich auf und war gerade dabei, den Saal zu verlassen, als ich gegen Akaashi lief. Wie konnte er nur, ich habe ihm vertraut und er hat es einfach allen erzählt. Warum? "Alles okay, Bokuto?", fragte er nur und ich versuchte gegen die aufkommenden Tränen anzukämpfen. "Weißt du was, geh einfach Akaashi. Ich habe dir vertraut und dann machst du sowas. Wie konntest du es nur allen erzählen? Du bist genau wie sie", warf ich ihm alles an den Kopf, was mir gerade in den Sinn kam und ging an ihm vorbei in unser Zimmer. Die Zeit hier hätte nicht schlimmer sein können. Alles, was ich mir aufgebaut hatte, schien auseinanderzufallen und ich konnte es nicht ertragen. Ich war so wütend auf Akaashi und konnte einfach nicht verstehen, warum er sowas tun würde. Ich dachte, wir wären Freunde gewesen, doch Freunde würden sowas nicht machen.
Es dauerte nicht lange, da öffnete sich die Zimmertür und Akaashi kam rein. Ich lag auf dem Bett mit dem Rücken zur Tür, weswegen ich ihn nicht sehen konnte. "Bokuto ich weiß, dass du jetzt wahrscheinlich nicht mit mir reden willst. Aber bitte hör mir zu, es ist nicht so wie du denkst. Ich wusste vorhin gar nicht was du meintest, weil ich schon früher vom Training gegangen bin um zur Apotheke zu gehen und dir Medikamente zu besorgen. Konoha hat mir gerade erzählt was passiert ist", fing Akaashi an zu erklären und irgendwie war ich erleichtert. Ich setzte mich auf und sah Akaashi an, welcher sich ans Fußende des Bettes gesetzt hatte. "Nach dem Training war irgendein Typ aus deinem alten Team zu den Jungs gekommen und hatte ihnen erzählt, dass du Schwul bist und schlecht über dich geredet. Er hatte dich gestern gesehen und erkannt. Keiner aus dem Team ist auf den Scheiß angesprungen den er da von sich gegeben hat, im Gegenteil sie haben dich verteidigt. Anahori hat das nicht böse gemeint er kann manchmal einfach seine Klappe nicht halten", während Akaashi weiter sprach bekam ich ein immer schlechteres Gewissen. Ich hatte ihm unterstellt den anderen alles erzählt zu haben und hatte echt gemeine Dinge zu ihm gesagt. "Tut mir leid Akaashi. Ich hätte es besser wissen müssen und dir nicht sowas unterstellen sollen. Ich hatte nur noch nie einen Freund dem ich vertrauen konnte und mit der ganzen Situation hier..." "Ist schon okay, du hättest es nicht besser wissen können", unterbrach Akaashi mich und ich hatte zum ersten Mal seit langem wieder das Gefühl jemanden in meinem Leben zu haben, der mich nicht belog und fallen ließ. "Was soll ich jetzt machen? Die anderen werden bestimmt denken, dass ich sie nicht mehr alle habe, weil ich vorhin einfach so abgehauen bin", fragte ich dann eher mich selbst, als Akaashi. "Nein tun sie bestimmt nicht. Vielleicht solltest du auch anfangen, ihnen zu vertrauen und ihnen erzählen, was damals passiert ist",schlug er dann vor und obwohl mir diese Idee eine riesengroße Angst machte, wusste ich, dass es vielleicht an der Zeit war, mich nicht mehr vor allen Menschen zu verschließen.
Auch die nächsten Tage schaffte ich es nicht, aus dem Bett zu kommen und zum Training zu gehen. Auch wenn ich körperlich wieder gesund war, bekam ich fast jedes Mal den Gedanken, meinem alten Team wieder gegenüberstehen zu müssen, Panikattacken. Dem Team hatte ich grob erzählt, was damals passiert war und sie waren wirklich sehr verständnisvoll gewesen und versicherten mir, dass sie mich so akzeptierten wie ich war und überhaupt kein Problem damit hatten, dass ich schwul bin. Es machte mich wirklich glücklich und mein Plan, abzuhauen, rückte immer mehr in den Hintergrund. Am letzten Abend wollten wir noch einmal alle zusammen essen gehen und ich freute mich, da ich zumindest das mit dem Team zusammen machen konnte. Edinburgh war wunderschön und ich liebte es, durch die Stadt zu spazieren. Als wir bei einem italienischen Restaurant ankamen, gingen wir rein und als hätte es das Schicksal nicht anders gewollt, saß mein altes Team dort. Komi drehte sich direkt zu mir um und sagte:"Wenn du willst, können wir sofort woanders hingehen. Wir müssen nicht hiet essen gehen." Die anderen stimmten ihm sofort zu, doch ich dachte, es wäre schon okay, vor allem wenn sie dabei wären. Dennoch begann mein Atem flacher zu gehen und mein Herz raste auf einmal. "Nein, alles gut. Es wird bestimmt nichts passieren und wenn, ich meine, dann seid ihr ja auch noch da", meinte ich dann kleinlaut und Komi legte grinsend den Arm um meine Schulter. "Ganz genau, das ist die richtige Einstellung", sagte er dann und Akaashi lächelte mir aufmunternd zu. So gingen wir ins Restaurant und wurden zu unserem Tisch geführt, der glücklicherweise am anderen Ende des Restaurants war. "Falls du dich doch unwohl fühlst und gehen willst, musst du es mir nur sagen, dann gehen wir", flüsterte Akaashi mir zu, als wir uns setzten und ich nickte. Ein wenig Anspannung blieb zwar, doch es war gar nicht so schlimm wie gedacht und nachdem unser Essen gekommen war, hatte ich auch schon vergessen, dass sie auch hier waren. Gerade als wir gehen wollten, klingelte Akaashis Handy und er ging kurz raus, um zu telefonieren. "Wenn wir jetzt sowieso noch kurz hier sind, gehe ich kurz auf die Toilette", ließ ich die anderen wissen und machte mich auf den Weg zu den Toiletten, welche sich im Keller befanden. Gerade als ich Hände waschen wollte, sah ich zwei bekannte Gesichter im Spiegel. "Ichiro, Sanjiro", brachte ich nur raus und konnte das Zittern in meiner Stimme nicht unterdrücken. Ich wusste nicht, was ich machen sollte und betete einfach, dass irgendjemand jetzt rein kommen würde. Doch es passierte nichts. "Wie erbärmlich", hörte ich Ichiro zu Sanjiro sagen und wollte mich gerade zum Gehen wenden, da wurde ich schon am Kragen gepackt. Sanjiro schubste mich gegen das Waschbecken und sie kesselten mich ein. Ich stellte mich schon auf alles ein und versuchte die aufkommenden Flashbacks zu verdrängen. Nicht weinen Bokuto. Jetzt zusammenzubrechen würde alles nur noch schlimmer machen. Reiß dich einfach zusammen, lass es über dich ergehen und dann wird schon alles gut gehen.

TW
"Du denkst auch, dass es reicht, sich ein neues Team zu suchen, das einen angeblich akzeptiert, oder? Aber nein, das tut es nicht. Sie werden auch irgendwann merken, wie widerlich du bist", fauchte Sanjiro mir die Worte ins Gesicht und spuckte mich an. Ichiro fing an zu lachen und ich versuchte, gegen die aufkommenden Tränen anzukämpfen. "Selbst deine eigenen Eltern haben es sehr schnell begriffen. Sie haben dich sogar bis hierher geschickt, nur um der Blamage zu entgehen, dich als ihren Sohn akzeptieren zu müssen. Insgeheim waren sie uns doch dankbar für das, was wir getan haben. Wenn nicht einmal sie dich lieben, dann merk dir, niemand anderes wird es jemals tun", erklärte Ichiro und diese Worte taten erst recht weh. Dieses Mal war er derjenige, der mich packte und zu Boden warf. Ich hatte keine Kraft mich zu wehren und ließ es über mich ergehen. Die Tritte taten nach diesen schrecklichen Worten auch nur noch halb so weh. "Merk dir unsere Worte", mit diesen Worten ließen sie mich liegen und verließen die Toilette. Ich atmete einmal tief durch, biss die Zähne zusammen und rappelte mich auf. Die Tränen blinzelte ich weg und spritzte mir Wasser ins Gesicht. Niemand durfte wissen, was gerade passiert war. Ich setzte mein bestes Fake Lächeln auf und sah aus wie neu, so als wäre nie etwas passiert. Ich setzte mich wieder zu den anderen und niemand schien etwas zu bemerken. Sie haben schon wieder recht.
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Loving you, loving me?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt