Kapitel 6

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pov.bokuto
Die nächsten beiden Tage verliefen eigentlich super entspannt. Am Dienstag war ich beim Volleyballtraining und auch wenn ich anfangs noch ein bisschen unsicher war merkte ich schnell, dass die Anderen super cool waren und mich wirklich willkommen hießen. Ich fand dabei auch heraus, dass Akaashi der Zuspieler des Teams war und da wir uns ein wenig besser verstanden, funktionierte unser Zusammenspiel wirklich sehr gut. Ich hatte mich zwar beim Frühstück und Mittagessen noch nicht zu ihnen gesetzt gehabt, weil ich mir noch ein bisschen unsicher war, aber beim Abendessen hatte ich mit ihnen am Tisch gesessen und ich fühlte mich wirklich angenommen von den anderen. Mittwoch und Donnerstag verlief im Prinzip genauso. Die Stimmung zwischen mir und Akaashi war lockerer geworden und ich war wirklich froh, dass wir uns endlich angefreundet hatten. Zumindest würde ich ihn schon als Freund bezeichnen, ob er das auch von mir sagen würde, wusste ich nicht so genau. Aber ich hoffte es.
Heute war Freitag und ich hatte irgendwie ein komisches Gefühl, schon den ganzen Tag. Wahrscheinlich lag es einfach nur daran, dass ich heute Morgen einen verpassten Anruf von meinem Vater auf meinem Handy gesehen hatte, was mich total aus dem Komzept brachte. Ich fragte mich den ganzen Tag was er wollte, denn er würde nicht einfach mal so anrufen um zu fragen wie es mir ging. Aufgrunddessen hatte ich den Chemietest, den wir geschrieben haben, wahrscheinlich auch verhauen und das obwohl Kuroo so viel mit mir dafür gelernt hatte. Ich hatte ihm schonmal ein bisschen was von meinen Eltern erzählt gehabt, da wir irgendwie auf das Thema kamen, doch auch er konnte mir heute nicht dabei helfen auf andere Gedanken zu kommen. Beim Training konnte ich mich auch überhaupt nicht konzentrieren und verhaute fast jeden Ball, den Akaashi mir heute zuspielte. "Alles gut bei dir? Du wirkst heute so ruhig und unkonzentriert", erkundigte Akaashi sich, als wir vom Training auf dem Weg zur Mensa waren. Der Coach hatte heute maßlos überzogen, da einige von uns heute nicht so richtig dabei waren. "Ja alles gut. Der Chemietest war nur echt hammerhart und das beschäftigt mich offensichtlich noch", log ich dann, da ich ihm nichts von meinen Eltern erzählen wollte. Es war mir irgendwie unangenehm vor anderen Menschen preiszugeben, dass ich meinen Eltern scheißegal war.
Nach dem Essen sah ich, dass mein Vater schon wieder versucht hatte mich anzurufen, doch ich wollte zuerst duschen gehen, bevor ich mich dem stellte was er zu sagen hatte. "Darf ich vielleicht zuerst duschen?", wollte ich wissen, als Akaashi und ich das Zimmer betraten. "Ja klar", meinte dieser nur und setzte sich an seinen Schreibtisch. Okay, gut. Dann kann ich mit meinem Vater telefonieren, während Akaashi unter der Dusche ist und er bekommt im besten Fall nichts davon mit. Ich ging also schnell Duschen und war nach einer guten viertel Stunde fertig. "Du kannst", informierte ich ihn und kurz darauf verschwand er schon im Bad. Ich wartete noch einen Moment, bis ich das Wasser hörte und wählte dann die Nummer meines Vaters. Es klingelte einige Male bis er dran ging. "Wow, was ein Wunder. Der Herr hat es auch endlich Mal geschafft zurückzurufen", hörte ich direkt seine verachtende Stimme. "Hallo Vater, warum rufst du an?", fragte ich direkt, da ich keine Lust hatte zu streiten. "Ich wollte dich nur daran erinnern, dass auch wenn du tausende Kilometer entfernt bist, deine Noten trotzdem wichtig sind. Ich habe heute Morgen mal in deine Notenübersicht geguckt und ich muss zugeben, dass ich überhaupt nicht überrascht war von dem was ich gesehen habe", sagte er dann und ich versuchte mich zusammenzureißen. "War das alles?", wollte ich dann wissen. "Jetzt werde hier aber ja nicht frech mein Freund. Wenn du deine Noten nicht auf eine gute Leistung bringst, dann lasse ich dich ein Jahr zurückversetzen und das noch bevor du 18 wirst. Ach selbst wenn du 18 bist, ich habe das Geld um über deinen Kopf Entscheidungen zu treffen, also sei lieber ganz vorsichtig. Du hast uns schon genug damit bloßgestellt, dass du eine ekelhafte Schwuchtel bist und dich verarschen lassen hast. Du kannst dir nicht vorstellen wie enttäuscht deine Mutter ist, dass sie niemals Enkelkinder haben wird. Darüber wird sie nie hinwegkommen und..." "Es reicht! Wie...wie kann man als Eltern nur so sein?! Ruf mich einfach nicht mehr an. Ich meine es ernst das brauche ich echt nicht", fügte ich am Ende hinzu und legte direkt auf. "Ich hasse euch", murmelte ich vor mich hin, während ich mein Handy auf mein Bett warf und versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Erst jetzt bemerkte ich, dass Akaashi vor mir stand und mich total perplex ansah. "Bokuto das meinst du doch nicht ernst oder? Man kann doch seine Eltern nicht hassen und..." "Du verstehst das nicht Akaashi", unterbrach ich ihn direkt und wollte das Gespräch am liebsten sofort beenden. "Du solltest froh sein, zumindest Eltern zu haben. Ich habe keine mehr und deswegen weiß ich wie sich das anfühlt", erklärte er dann und ich war noch viel zu wütend um wirklich zu begreifen was Akaashi da gesagt hatte. Ich fühlte mich auf einmal wieder total alleine, so als würden sich alle gegen mich stellen und mir sagen, dass ich das Problem wäre und alles was ich machen würde schlecht war. "Weißt du Akaashi ganz ehrlich, es wäre mir lieber keine Eltern zu haben, als solche. Du hast zumindest Familie die dich liebt, sich um dicj sorgt und dich akzeptiert. Ich habe niemanden, ich bin ganz allein! Es würde nicht einmal jemanden interessieren, wenn ich sterben würde!", sagte ich dann und wurde lauter, als ich erwartet hatte. Akaashi sagte daraufhin nichts. Ihm ist es doch auch scheißegal. Er hat ja nicht einmal versucht, mich zu verstehen. Er steht lieber zu meinen Eltern, die mich wie Dreck behandeln. Und ich dachte wirklich wir wären Freunde, warum kann es nicht einmal funktionieren? "Weißt du wir brauchen auch gar nicht mehr so zu tun, als wären wir Freunde oder sowas. Ich bin sowieso bald weg und dann hast du dein supertolles Zimmer wieder für dich alleine", schmiss ich ihm an den Kopf, bevor ich an ihm, vorbeiging und das Zimmer verließ. Die ganze Zeit über hatte ich versucht meine Tränen zurückzuhalten, doch ich merkte, dass es mir immer schwerer fiel. Den einzigen Weg den ich sicher kannte, war der zu Kuroos Zimmer und genau deswegen war ich auch gerade auf dem Weg zu ihm. Aber nicht nur deswegen, ich hatte nämlich auch die Hoffnung, dass ich mich ihm anvertrauen konnte und er mir als Freund zur Seite stehen würde. Ohne zu zögern klopfte ich direkt an seiner Tür und hoffte einfach nur, dass er in seinem Zimmer war und nicht bei Kenma. Als dieser dann endlich die Tür öffnete änderte sich sein breit grinsender Gesichtsausdruck in Sekunden zu einem ernsten und besorgten. "Bokuto, ist alles okay bei dir?", fragte er sofort, doch ich konnte nur noch mit dem Kopf schütteln, denn in dem Moment fing ich auch schon an zu schluchzen. Alles war auf einmal zu viel für mich. Ich hatte so gehofft, dass das mit Akaashi funktionieren würde. Ich hatte wirklich gehofft, dass wir uns anfreunden würden und ich dann auch endlich mal jemanden hatte, dem ich vertrauen konnte. Jemanden der mich so akzeptieren würde wie ich bin, vor dem ich mich auch nicht verstellen musste und auch wenn es nur wenige Tage waren, dachte ich wirklich, dass es ihm auch so ging und wir auf dem besten Weg dahin waren. Doch nun war das vorbei. Ich hatte es verloren. Ich hatte ihn verloren und es tat weh. Es tat einfach nur verdammt weh.
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Loving you, loving me?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt