Kapitel 4

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pov.bokuto
Die restliche Woche verlief eigentlich ziemlich ereignislos. So langsam fing ich an mich einigermaßen zurechtzufinden und auch die Lehrer schienen gar nicht so scheiße zu sein. Ich hatte herausgefunden, dass Akaashi einen Jahrgang unter mir war, viel mehr wusste ich bisher aber auch nicht über ihn. Es war zwar nicht so, dass wir einander nicht leiden konnten, aber wir sprachen eigentlich kaum miteinander. Aber dafür hatte ich viele Kurse mit Kuroo zusammen, mit dem ich mich mittlerweile sehr gut angefreundet hatte. Er hatte mich in der ersten Woche dabei unterstützt, beim Stoff mitzukommen, da auf meiner alten Schule das Niveau nicht so hoch gesetzt war wie es hier ist. Deswegen hatte ich auch das Wochenende die meiste Zeit in der Bibliothek verbracht und versucht, den Stoff nachzuholen. Akaashi war nicht da gewesen, aber ich wusste um ehrlich zu sein, auch nicht wo er gewesen ist. Nächste Woche würden die AG's anfangen und ich freute mich schon sehr, da ich mich für Volleyball angemeldet hatte und richtig Lust hatte endlich wieder zu spielen. Beim Abendessen saß ich bei Kuroo und seinen Freunden am Tisch und danach ging ich direkt ins Zimmer. Ich war echt total müde, da ich den ganzen Tag gelernt hatte, für die Tests die nächste Woche anstanden. Damit keiner zurückfiel, hatten viele Lehrer entschieden, einen Test zu schreiben, wo sie den Stoff vom letzten Jahr abfragten. Gerade in dem Moment, als ich aus dem Badezimmer kam, kam Akaashi durch die Tür. "Hey", begrüßte er mich und stellte seine Tasche neben sein Bett. "Hey", begrüßte ich ihn ebenfalls und setzte mich aufs Bett. "Ich muss nochmal zu Konoha", meinte Akaashi dann und verließ auch direkt wieder das Zimmer. Stimmt irgendwas nicht? Akaashi sah irgendwie so blass aus. Ach egal, es ist bestimmt nichts. Ich versuchte mir keine Gedanken darüber zu machen und ging stattdessen schlafen.
Entweder war ich ziemlich schnell eingeschlafen, oder Akaashi war ziemlich spät zurückgekommen, denn als ich das nächste Mal aufwachte, lag Akaashi in seinem Bett. Gegen 07:00Uhr standen wir beide auf und machten uns fertig, um zum Frühstück zu gehen. "Wo warst du am Wochenende?", versuchte ich irgendwie ein Gespräch mit dem Schwarzhaarigen anzufangen, als wir auf dem Weg zur Mensa waren. Ich meine, es konnte doch nicht so schwer sein, sich mit ihm anzufreunden? Wobei, vielleicht mochte er mich ja so wenig, dass wir uns niemals verstehen würden. "Ich war bei meinen Großeltern", meinte dieser nur knapp und ich merkte schon, dass Akaashi nicht nach reden zumute war, also beließ ich es dabei. Nach dem Frühstück machte ich mich mit Kuroo zusammen auf den Weg zum Unterricht. Ich konnte kaum still sitzen, weil ich mich so sehr auf das Volleyballtraining heute nachmittag freute. "Welche AG hast du eigentlich gewählt?", erkundigte Kuroo sich, als wir auf dem Weg zum Mittagessen waren. "Volleyball, welche AG machst du?", wollte ich dann auch von ihm wissen. "Ich mache auch Volleyball, aber bevor du dich zu früh freust solltest du wissen, dass wir nicht im selben Team sind. Hier an der Schule gibt es drei Volleyballteams die ihr jeweiliges Haus repräsentieren und gegeneinander Spielen. Meistens ist es nur zum Spaß, aber einmal im Jahr spielen die Teams darum, wer die Schule bei einem Schulturnier vertreten darf", erklärte er dann und eigentlich hörte sich das total cool an. "Aber gibt es auch genug Hallen dafür?", fragte ich dann, da ich bisher nur in einer Turnhalle Sportunterricht hatte. "Ja klar, was denkst du denn. Es gibt einmal die große Halle, die wird meistens in zwei Aufgeteilt, weil es auch noch eine Fußball AG gibt und dann gibt es noch zwei kleinere in der Nähe des Sportplatzes", erklärte er dann und ich konnte es kaum glauben. Wie viel zahlen meine Eltern bitte für diese Schule?
Als der Unterricht endlich vorbei war, ging ich schnell mein Sporttasche holen und machte mich auf den Weg zu Kuroos Zimmer, da dieser mir zeigen wollte, wo die Halle war. "Also vielleicht gibt es da noch eine Sache, die du wissen solltest. Akaashi und seine Freunde sind alle im Team", sagte Kuroo dann, als wir auf dem Weg zur Halle waren. "Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?", wollte ich sofort wissen, denn wenn dem so wäre, würde ich auf gar keinen Fall dorthin gehen. "Ich weiß, dass du und Akaashi keinen guten Start hattet, aber eigentlich sind die alle voll cool. Gib dem Ganzen doch eine Chance und wenn sie scheiße zu dir sind, dann wechselst du einfach, okay?", versuchte Kuroo mir einen Kompromiss vorzuschlagen, doch für mich war die Sache schon klar. "Ich muss da rüber, deine Halle ist auch gleich da drüben. Lauf einfach noch ein Stück geradeaus, dann siehst du sie schon", erklärte er dann, als ich nichts mehr sagte und machte sich auf den Weg. Ich wartete noch kurz, bis Kuroo mich nicht mehr sehen konnte, und ging dann wieder zurück zum Zimmer. Das konnte er vergessen, dass ich da jetzt rein gehen würde. Ich würde doch nicht freiwillig in die Höhle des Löwen laufen. Nein, nicht noch einmal. Wieder im Zimmer angekommen, schmiss ich meine Tasche in die Ecke und legte mich direkt ins Bett. Meine Laune war vollkommen im Keller und ich wünschte mir echt es würde zumindest einen Menschen auf dieser Welt geben, der sich wirklich für mich interessierte und der mich verstehen konnte. Meine Eltern interessierten sich sowieso nicht für mich, sie hatten sich bisher auch nicht gemeldet und nachdem was letztes Jahr passiert war, hatte ich sowieso keine Freunde mehr. Ich war den Tränen nah, als auf einmal die Tür geöffnet wurde. "Bokuto? Der Coach schickt mich. Warum bist du nicht beim Training?", wollte er dann wissen. "Warum wohl? Damit ihr euch über mich lustig machen könnt, oder was?", meinte ich nur. "Was? Nein. Wie kommst du denn darauf?", fragte er und klang ehrlich verblüfft. "Ist doch scheißegal. Ich wechsel einfach die AG und das wars", ließ ich ihn wissen und hoffte, dass er wieder gehen würde. "Bokuto das ist doch quatsch. Du liebst Volleyballspielen doch", sagte Akaashi dann und sofort setzte ich mich auf. "Woher weißt du das?" "Ich habe dich gegooglet und dann war da die Schalgzeile 'Superass gibt Traum auf', was ist damals passiert?", wollte er dann wissen, doch das konnte ich ihm nicht erzählen. "Warum hast du mich gegooglet?", versuchte ich schnell das Thema zu wechseln. "Das spielt doch gerade überhaupt keine Rolle. Ich weiß wir hatten nicht den besten Start und dass das meine Schuld ist und das tut mir auch wirklich leid. Ich war echt ein riesengroßes Arschloch, aber ich mache mich nicht mit meinen Freunden lustig über dich. Wir haben ja auch gar keinen Grund dafür. Mich interessiert es wirklich warum du das Volleyballspielen letztes Jahr aufgegeben hast", erklärt er und ich war mir nicht sicher, ob ich ihm wirklich vertrauen sollte. "Du meinst das wirklich ernst und erzählst es auch keinem weiter?", wollte ich mich versichern, da ich irgendwie das Gefühl hatte, dass Akaashi nicht log. Ich hatte das Gefühl, dass ich ihm vertrauen konnte. "Ich verspreche es dir." Im schlimmsten Fall hau ich einfach sofort ab, dachte ich mir dann und überlegte was ich erzählen sollte. "Vor etwa eineinhalb Jahren haben meine Teamkameraden herausgefunden, dass ich...dass ich Schwul bin. Sie haben das nicht so gut aufgenommen und angefangen mich dafür fertig zu machen. Im Prinzip wollten sie nichts mehr mit mir zu tun haben, fanden mich widerlich und ich musste das Volleyballteam verlassen, weil es so schlimm wurde", versuchte ich noch nicht zu viele Details preiszugeben. Das würde fürs Erste reichen. Mehr musste er auch nicht wissen. "Scheiße Bokuto, das tut mir echt leid. Aber du kannst mir vertrauen wenn ich dir sage, dass wir so etwas nicht machen würden, vor allem nicht wegen sowas. Deswegen kannst du beruhigt mit zum Training kommen. Ich habe kein Problem mit dir und die anderen auch nicht", erklärte er dann und ich nickte. "Kannst du dem Coach sagen, dass es mir nicht gut geht, ich will heute trotzdem nicht mehr hin", bat ich ihn und dieses Mal war er es, der nickte. An die Zeit damals zurückzudenken war nicht einfach für mich und setzte mir noch immer sehr zu. Ich hoffe wirklich, dass das, was Akaashi gesagt hat, ernst gemeint war. Ich kann das alles nicht noch einmal durchmachen.
~1370 Wörter

Loving you, loving me?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt