Die Geister der McClaines: Der Weg zur Villa

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Etienne hatte wirklich Mühe so früh aufzustehen. Sie hatte die Nacht zuvor mit Planen verbracht. Und damit, sich vor Tatinne zu rechtfertigen, nachdem Catjill dieser über Etiennes kleine Verstöße in der Schule unterrichtet hat. Dafür hat er von ihr eine Packung Süßigkeiten bekommen, welche er genüsslich verschlungen hat, während er Etienne dabei zugeschaut hat, wie sie säuerlich den Ärger über sich hat ergehen lassen.

Doch auf ihrem Weg zu der verabredeten Stelle, war sie durch den schönen Morgen munterer geworden und war hocherfreut gewesen, Meta an der verabredeten Stelle vorzufinden. Wenn sie nicht aufgetaucht wäre, dann hätte sie sich alleine auf den Weg gemacht.

„Hier entlang", sagte diese und folgte dem gepflegten Weg durch den kleinen Wald, dessen Bäume in perfekten Reihen standen. Manchmal sah sie hinter den Bäumen vereinzelte eckige Gebäude, welche wahrscheinlich aus mehreren Wohnungen bestanden. Sie sahen äußerlich schäbig aus und Etienne fragte sich, ob es innerlich genauso aussah.

Sie befanden sich in Gilgians Provinz. Meta war gekleidet in einem dicken Pullover und einer einfachen Jeans. Über ihrem linken Oberarm hatte sie ein rotes, schickes Tuch. Wie Etienne von Tatinne gestern erfahren hatte, hatte jedes Provinzmitglied ein Zeichen der Provinz an sich. Ein Zeichen der Zugehörigkeit, welches sie bisher nicht nur an Meta entdeckt hatte. Um den Oberarm, Bein, Hals, immer in einem dunklen Rot. Das war vielleicht das Zeichen von Gilgians Menschen.

„Meta?"

Die grauen Augen huschten zu ihr.

„Ist das rote Tuch das Zeichen eurer Provinz?"

Meta sah zum Tuch an ihrem Oberarm, „Ja."

„Ist es nicht leicht, nachzuahmen? Habt ihr keine Angst, dass sich jemand als Mitglied eurer Provinz ausgibt?"

Meta lächelte, „Nein. Die Strafen sind sehr hoch und es gibt eine einvernehmliche Zustimmung unter den Provinzen, dass wenn jemand das macht, er keine Hilfe von seiner Provinz zu erwarten hat. Wenn du damit erwischt wirst, wird es gefährlich."

„Das hört sich furchtbar an", sagte Etienne und merkte sich die Information. Es würde sich lohnen, zu wissen, wer zu wem gehört. Vor allem bei Menschen, die ihr fremd sind.

„Gibt es Zeichen von Elias' und Raffaels Provinzen?"

Meta nickte, „Ja. Elias' Provinzmitglieder haben eine Brosche mit einer Welle. Raffael hätte seines gerne geändert. Nexim hat den Menschen vorgegeben, sich tätowieren zu lassen. Es ist ein Birnenzweig mit zwei Blüten. Er hat es schon vor Jahrzehnten eingeführt und die Kinder wurden als erstes mit diesem Zeichen markiert. Dann irgendwann nach und nach die Erwachsenen, nach einer gründlichen Prüfung. Raffael hat es abgeschafft und wechselt langsam zu einer Brosche über. Aber er lässt das alte Zeichen weiterhin gelten. Ist nicht so, als könnten die Leute was dagegen machen."

„War Tätowieren nicht unpraktisch?"

„Ich kann dir nicht sagen, wie er damals dazu kam. Da war ich noch nicht geboren", meinte sie mit einem entschuldigendem Lächeln und führte dann weiter aus, „Mein Lehrer meinte aber, dass Nexim furchtbar misstrauisch war. Auf diese Weise wollte er seine Menschen markieren und ging davon aus, dass das keiner leicht nachmachen konnte. Die Einigung zwischen den Provinzen war sehr eindeutig. Es wurde in den anderen Provinzen also nicht angeboten, sich zu tätowieren. Mal abgesehen davon, ist es nicht leicht, die Farbe zu produzieren und Nexims Provinz hat alleine deswegen ein Teil ihrer Ausgaben in Gesteine Mineralien aus anderen Städten eingesetzt. Das wollten die anderen Provinzen nicht. Und Nexim hat akribisch Buchführung führend lassen und Lizenzen dafür wurden selten ausgegeben. Und wurdest du dabei erwischt, dass du es ohne eine Lizenz tätowiert hast, dann war er nicht wirklich gnädig. Das war eine Art von ihm, Kontrolle über seine Menschen auszuüben. So die Erklärung von meinem Lehrer."

Calisteo - Stadt der GeisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt