Chapter 2 - Colin

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Mit Kopfhörern im Ohr, angelehnt an die Scheibe des Zuges, fahre ich in Richtung Köln. Ich machte mir nicht mal mehr die Mühe, meine Tränen wegzuwischen, dafür war es sowieso schon zu spät. Mir ist es zwar schwer gefallen, Joel zu verlassen, aber ich musste es einfach tun, für meine mentale Gesundheit. Und Noah hat mir nicht einmal tschüss gesagt. Ich weiß auch nicht was ich mir dabei gedacht habe, mit ihm über meine Gefühle sprechen zu wollen. Schließlich sieht man, ja was daraus geworden ist.

>Bin in 5 Minuten da.<  schrieb ich Julia nun, damit sie bescheid weiß.
>Alles klar. Sind schon auf dem Weg:)<

Zum Glück durfte ich bei Julia und ihren Eltern unterkommen, denn die Schauspielschule in Köln ist schließlich kein Internat und ich weiß nicht, wo ich sonst hätte unterkommen können. Langsam fährt der Zug in den Hauptbahnhof ein und ich packe meine Kopfhörer weg und steige aus. Da sehe ich auch schon, wie Julia freudestrahlend auf mich zu gerannt kommt und mir um den Hals fällt. Ich lache ein wenig verlegen, obwohl sich in diesem Lachen so viel schmerz  versteckt. Julia scheint mich jedoch gut und lange genug zu kennen. Sie löst sich von mir und schaut mich ein wenig mitleidig an.

"Colin, das tut mit so leid. Er hat dich nicht verdient." sagt sie und klingt dabei fast genauso niedergeschlagen, wie ich mich fühle. Ich seufze. "Ich bin doch nicht blind. Und auch nicht blöd. Aber wenn sich der Idiot seine Gefühle nicht eingestehen kann, kann ich auch nichts dran ändern." 

Sie streichelt mir ein wenig beruhigend über den Rücken. "Hey, was hältst du davon, wenn wir jetzt erstmal nachhause fahren und uns dort heiße Schokolade und Waffeln machen?  Extra gegen Liebeskummer." sagt sie mit einem leichten schmunzeln, woraufhin ich nur nicke. 

Die Fahrt nachhause verlief still, mit leiser Radiomusik. Wir scheinen alle nicht so in Stimmung zum Reden zu sein. Ich analysiere die Landschaft aus der Hoffnung, ich würde so auf andere Gedanken kommen, weil ich schon wieder anfangen könnte zu weinen. Ich weine oft in letzter Zeit. Seit das mit Noah war, eigentlich ständig. Ich mache mir ständig Gedanken darüber, was ich hätte besser machen können oder wie ich hätte anders Handeln können, um Noah den Freiraum zu geben, den er braucht. Aber ich kann meine Gefühle halt nicht wegschweigen, Noah schon. 

Bei Julia zuhause angekommen, machen wir uns wie versprochen Heiße Schokolade mit Waffeln und setzen uns auf die Couch. "Erzähl. Was ist zwischen euch vorgefallen? Vor zwei Wochen wärst du noch lieber gestorben, als Noah zu verlassen. Also?" fragt sie mich eindringlich. "Ich weiß nicht. Er hat mich für eines seiner Bühnenmasken gebraucht und hat mich geschminkt." "Und?" gott, Julia ist zu neugierig. "Unddd" zögere ich. "Wir hatten Augenkontakt. Bestimmt für 15 Sekunden. Ich hab doch gesehen, das da was in seinem Blick ist. Und darauf hab ich ihn dann konfrontiert und er meinte, ich soll mich verpissen und das er nichts für mich fühlt." schütte ich ihr mein Herz aus. "Oh", ist das einzige, was ihr über die Lippen kommt. "Ja, oh." sage ich darauf und will am liebsten verschwinden. Ich war so glücklich bevor Noah in mein Leben kam. Vielleicht ist es unfair die ganze Schuld bei Noah zu suchen, aber gerade bin ich einfach nur verletzt und wütend und weiß nicht wohin mit meinen Gefühlen.

547 Words

the unspoken between us. - nolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt