Chapter 9 - Colin

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TW: Panikattacke, Klaustrophobie

Ich hörte kaum noch, wie Noah versuchte mich zu beruhigen. Mein Ohr rauschte und piepste zugleich und ich bekam kaum Luft. Es fühlte sich an, als würde jemand meine Kehle zuschnüren. Ich hatte fürchterliche Angst. Noah strich mir beruhigend über den Rücken und nahm mit seiner freien Hand, meine. Mir war schwarz vor den Augen und ich begann zu Hyperventilieren. 
"Shht", hörte ich Noah murmeln, und ab dem Zeitpunkt war mir klar, dass ich sterben würde. Es fühlte sich gerade genau so an. Mein Herz schlug immer schneller und ich bekam keine Luft mehr. Mein allergisches Asthma bei Staub, half mir auf dem Dachboden auch nicht gerade weiter. 

Plötzlich nahm Noah meine Hand und legte sie auf seine Brust, aber umgriff sie nach wie vor fest. Ich konzentrierte mich auf seinen Herzschlag und auf seine Augen. 
"Atme mit mir", forderte er mich auf, woraufhin wir beide tief ein und aus atmeten. 
"Ich will hier aus.", presste ich aus meiner Lunge hervor und Tränen liefen mir über die Wangen.
"Ich will nicht sterben, Noah"
"Du wirst nicht sterben, es ist alles gut.", sagte er und drückte meine Hand etwas fester.
Noch immer war ich fixiert auf seinen Herzschlag, welcher mich ein wenig beruhigte. Mein Herz schlug immer noch wie verrückt, aber meine Sicht wurde klarer, meine Ohren wurden wieder einigermaßen frei und ich konnte Noah nun wieder richtig in seine blauen Augen schauen.

"Hast du dein Handy dabei? Meins hängt am Kabel und lädt.", sagte Noah ruhig. Fuck.
Ich schüttelte den Kopf. "Akku leer.", erwiderte ich nur und er seufze.
Er setzte sich neben mich, und hielt meine Hand noch immer, zur Sicherheit.


"Ich bin doch da, dir kann doch nichts passieren.", meinte er nach einer Weile der Stille. Dachte er, es hatte etwas mit ihm zu tun?
"Es ist ja auch nicht wegen dir.", antwortete ich und er schaute mich fragend an. Ich wollte darüber gerade nicht sprechen, weshalb ich meinen Blick von ihm abwand. Auf einmal spürte ich, wie sich zwei Arme um mich legten, und Noah mich in den Arm nahm. Warum war er auf einmal so anders? Bedeutete ich ihm womöglich doch was?


"Ich war dreizehn.", begann ich nach einer Weile doch. Er hörte mit aufmerksam zu. "Ich hab mich damals bei meiner Mum geoutet und mein Stiefvater bekam davon mit. Er wurde wütend und sperrte mich im Keller ein.", weitere Details ersparte ich ihm, er musste nicht alles wissen. Ich merkte erst gar nicht, wie meine Augen feucht wurden und Tränen über meine Wangen liefen, die ich schnell wegwischte. Er schaute mich mitleidend an und nickte nach einem Moment langsam.
"Tut mir leid, dass du so schlechte Erfahrungen mit deinem Outing machen musstest.", meinte er ehrlich und sein Blick ruhte immer noch auf mir. "Dir wird hier aber nichts passieren.", fuhr er fort und nahm meine Hand. "Ich weiß, meine Worte helfen wahrscheinlich jetzt nicht, aber ich bin für dich da.", sagte er leise und ich schaute ihn nun auch an. 

Ich merkte, wie seine Augen für einen kurzen Moment auf meine Lippen starrten. Das konnte ich mir unmöglich einbilden. Da war doch was bei ihm. 'Aber als wir uns vorhin so nah gekommen waren, hatte er auch die Flucht ergriffen.', dachte ich für einen Moment, als seine Lippen plötzlich auf meinen eigenen ruhten. Noch immer hatte ich Angst, aber Noah nahm mir diese ein wenig. Diesmal kam der Kuss von ihm aus. Ich konnte fühlen, wie er in den Kuss lächelte und sich seine Finger mit meinen verschränkten.

578 words <3

the unspoken between us. - nolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt