Flashback - Colin

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TW: Traumatische Erfahrungen mit Klaustrophobie, Homophobie und Gewalt

"Mama, ich glaub' ich mag Jungs.", sagte ich und schaute auf den Boden, aus Angst vor ihrer Reaktion. Gerade bildete sich ein kleines lächeln auf ihren Lippen, da kam auf einmal mein Stiefvater um die Ecke gelaufen. Scheiße. Er sah wütend aus und ich hatte Angst vor ihm.
"Was hast du da gerade von dir gegeben!?" schrie er mich regelrecht an. Ich schaute immer noch zu Boden. "Schau mich wenigstens an, wenn ich mit dir rede!". Langsam schaute ich in seine Augen. Sie funkelten so voller Wut. So hatte ich ihn noch nie zuvor gesehen. Warum war er wütend auf mich? Was war schlimm daran, dass ich eben auf Jungen stand? Ich kapierte es nicht. Meine Mama stand einfach da und ließ es geschehen. Sie hatte selber Angst vor diesem Arschloch.

Das nächste was ich sah, war seine Faust, die er mir ins Gesicht schlug. Ich fiel zu Boden und Tränen flossen mir über die Wangen. "Heul nicht rum! Oder wirst du jetzt noch zum Mädel?!", fragte er mich provokant, woraufhin ich wieder aufstand. Meine Wange fühlte sich taub an, es fühlte sich regelrecht so an, als sei mein Kiefer gebrochen. Plötzlich bekam ich ein Tritt in meine Magengegend. Fuck. Ich krümmte mich, doch er hörte nicht auf. Er machte immer weiter und verprügelte mich immer mehr, bis ich irgendwann Blut spuckte. 

Er packte mich am Arm, zog mich vom Boden hoch und zerrte mich mit. Ich hatte überall Schmerzen und war kaum noch ansprechbar. Er zog mich die Treppen runter in den Keller und schubste mich dort rein. Ich bekam Panik und wollte mich wehren, aber ich hatte keine Kraft.
"Jetzt siehst du mal, was du davon hast! Und deine Mutter wird es auch sehen!", schrie er mich an und schloss die Tür von außen. Meine Mama? Was hatte er mit ihr vor? Ich krümmte mich vor Schmerzen, bis ich das Bewusstsein verlor.

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Als ich aufwachte, war es dunkel. Stockdunkel. Ich konnte nichts sehen und versuchte, aufzustehen. Nach einigen Versuchen und höllischen Schmerzen, schaffte ich es tatsächlich zur Tür zu gelangen. Sie war verriegelt. Hier gab es keine Fenster und keine weitere Tür. War halt ein Keller. Ich versuchte verzweifelt, die Tür aufzubekommen und klopfte panisch gegen sie.
"Hilfe!!", schrie ich, so laut ich unter den Schmerzen schreien konnte. Als ich nach einer Weile bemerkte, das niemand mehr kommen würde, gab ich es auf und setzte mich auf den Boden. Ich weinte. Stundenlang.

Drei Tage später und ich war immer noch dort eingesperrt. Mittlerweile wusste ich, das ich sterben würde. Ich würde wahrscheinlich verdursten oder an inneren Blutungen sterben. Und mein eigener Stiefvater war der Täter. Ein paar Minuten später konnte ich Schritte hören. Direkt verfiel ich in Panik. "Fuck.", murmelte ich, aus Angst vor meinem Stiefvater und setzte mich leise in die hinterste Ecke des Raumes. Als die Tür aufging und mir jemand mit einer viel zu hellen Taschenlampe ins Gesicht leuchtete, erzitterte ich und kniff meine Augen zusammen. "Colin Thewes?", fragte der nette Mann und als er näher kam sah ich, das er eine Polizeiuniform trug. "Ich bin Florian Reimann.", redete er weiter. "Ich werde dir helfen." 

Im Krankenwagen angekommen, kümmerten sich direkt mehrere Sanitäter um mich, während ich von Herr Reimann befragt wurde. Irgendwann kam mir erschreckend in den Sinn, was er über meine Mama gesagt hatte. 'Und deine Mutter wird es auch sehen!'.

Etwas panisch, schaute ich den Polizisten an. "Wo ist meine Mutter?", fragte ich ängstlich und an Herr Reimanns Blick sah ich, was los war. Ich fing an, bitterlich zu weinen.

589 words.

the unspoken between us. - nolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt