Chapter 8 - Noah

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Als ich wieder aus der Küche kam, weil ich Hunger hatte und die Treppen hoch zu meinem Zimmer ging, stand er da plötzlich. Von weitem sah es so aus, als würde er gleich jede Minute zu weinen beginnen. Sollte ich ihn in den Arm nehmen? Was macht man in solchen Situationen? Stattdessen ging ich ein Stück auf ihn zu und er auf mich. 

"Hi.", sagte ich nach einer Weile des Starrens schüchtern.
"Hey ehm, also wenn es dir nicht passt dass ich da bin, ist das auch ok also ich kann auch wieder-"
Ich ließ ihn nicht zu Wort kommen und umarmte ihn einfach. Als er seine Arme nach einer Weile auch um mich legte, musste ich selber aufpassen, nicht anzufangen zu weinen.
Er vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge und ich hörte ihn nur weinen. Als wir uns lösten, sah ich ihn an, wischte mit meinem Daumen seine Tränen weg und lächelte ihn an.
"Wollen wir ins Zimmer gehen?", fragte ich, woraufhin er nur nickte. 

Im Zimmer angekommen setzten wir uns mit etwas Abstand auf mein Bett und schauten uns einfach nur stillschweigend an. Irgendwann unterbrach er jedoch den Blickkontakt.
"Es tut mir leid", sagte er. Fragend schaute ich ihn an.
"Was?", fragte ich ernstgemeint.
"Ich wollte dich nicht unter Druck setzen. Du bist nicht dran Schuld das ich weg bin, ich war unfair."
"Colin, hör auf. Nichts ist falsch daran, über seine Gefühle zu sprechen. Du warst mutig.", ich lächelte ihn an. 

Er wollte gerade Luft holen zum sprechen, da kam Joel auch schon ins Zimmer reingeplatzt. 
"Oh hi Colin!!", rief er ein wenig zu aufgeregt und umarmte ihn. "Ich wusste gar nicht, das du hier bist."
"Ja das war.. spontan.", antwortete er darauf. 
"Stör' ich?"
"Nein, niemals.", sagte ich und verdrehte die Augen. Angegriffen richtete er seinen Blazer zurecht und ging wieder.

Am Abend als wir in die Küche gingen, sah ich Marcel dort sitzen und Colin setzte sich direkt neben ihm. Verlegen sah Marcel ihn an, und es kam mir so vor, als wenn er rot wurde. Ich hatte so ein komisches Gefühl im Magen und mein Herz begann augenblicklich zu rasen. 
"Hi", sagte Marcel zu ihm.
"Hi, na?" NA!? Jetzt flirten sie auch noch.
"Ihr.. kennt euch?", fragte ich unauffällig. Wahrscheinlich hörte man es aber genau an meinem Tonfall. Ich klang immer so, wenn ich eifersüchtig war. 
"Ja, Marcel hat mir vorhin gesagt, wo ich dich finde.", sagte er ruhig. Er schaute mich einfach an, aber sagte nichts mehr dazu.

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Noch am selben Abend, so gegen 22:00 Uhr, wollte ich Colin gerade auf sein Gästezimmer bringen, als mir etwas einfiel. "Warte mal." bat ich ihn. Er drehte sich zu mir um und schaute mich fragend an. "Wollen wir vielleicht auf den Dachboden gehen? Sternenhimmel angucken oder so.", fragte ich ihn verlegen. 
"Können wir machen.", antwortete er und lächelte schüchtern. 

Als wir die Leiter hochkletterten, machte ich die Tür auf, die etwas hängte. Sie hängte immer mal wieder, wenn man lange Zeit kein Öl dranmachte. Ich half ihm hoch und wir setzten uns zusammen ans Fenster. 
"Schön hier.", murmelte Colin. "Hier war noch nie."
"Na dann wird's höchste Zeit.", sagte ich verlegen und musterte ihn. "Wie geht es dir?", fragte ich.
"Was?"
"Bei Julia und so. Versteht ihr euch noch gut?", fragte ich erneut drauf los.
"Achso, ja, bei uns ist alles gut." versicherte er mich und ich nickte. "Wie geht es dir?", fragte er mich nun.
"Ganz gut. Hab dich vermisst." Colin lächelte etwas verlegen und sah mich etwas überfordert an. Ich wäre mit mir selbst auch überfordert.
Wir starrten uns längere Zeit an und es fühlte sich gut an. Er kam mir ein bisschen näher und berührte meine Hand mit seinem kleinen Finger. Irgendwann berührten sich unsere Nasenspitzen und ich wollte es wirklich. Ich wollte ihn wirklich küssen, ihn umarmen und sagen, dass ich auch etwas für ihn empfinde. Aber es bildete sich wieder dieser Kloß in meinem Hals. Ich stand abrupt auf.
"Es ist Nachtruhe. Wir sollten schlafen gehen.", sagte ich und ging mit zügigen Schritten zur Tür. Ich wollte gerade die Klinke runter drücken, als ich feststellte, dass sich diese nicht runterdrücken ließ. Etwas panisch schaute ich zu Colin.

"Was ist?", fragte er und stand auf.
"Nichts schlimmes, nur die Tür klemmt.", sagte ich ruhig. Entsetzt kam er zu mir und versuchte zwecklos, die Tür aufzubekommen. 
"Noah, ich will hier raus!", rief er panisch und versuchte es noch ein paar mal mit der Klinke. Ich verstand nicht, warum er auf einmal so viel Angst hatte, ihm würde doch nichts passieren. Oder dachte er, dass ich ihm was tue? Das konnte ich mir unmöglich vorstellen. Er begann immer schneller zu atmen und um ehrlich zu sein, war ich selbst mit der Situation überfordert.
"Alles gut, Colin, hey", versuchte ich ihn zu beruhigen, und er hielt sich an meinem Arm fest und setzte sich hin. 

789 words:)

the unspoken between us. - nolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt