- 05 / Ric -

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Ich hatte die Kontrolle verloren.

Diese Frau brachte mich um den Verstand und ließ mich die Kontrolle vollends verlieren, wann immer ich in ihrer Nähe war - doch heute war es besonders brenzlig geworden. Ihr Kampfgeist hatte mich beeindruckt und irgendwie fand ich es sogar erregend, daß sie mich mit dem Messer erwischt hatte...

Jetzt bereute ich so einiges obwohl ich ihr kein Haar gekrümmt hatte. Ich hatte sie in die Enge getrieben wie ein Tier das letztlich keinen anderen Ausweg mehr sah, als zu kämpfen - und in ihrem Fall zu schimpfen. Erst als sie mich mit Jimmy verglich wurde ich schlagartig auf den Boden der Tatsachen zurück geholt, denn dieser Vergleich war nichts mehr als eine Beleidigung.

Aber ihr so nah zu sein hatte mich einiges vergessen lassen, mich schlussendlich sogar verraten - sonst hätte sie nicht so reagiert. Verdammte Triebe...

« Scheiße. Wie siehst du denn aus? »

Jess kam ungebeten herein und ließ sofort alles stehen und liegen um meine Wunde zu begutachten. Der Schnitt war nicht tief, doch es blutete. Avery hatte mich am Arm erwischt weil ich mich rechtzeitig weg gedreht hatte - allerdings tat es höllisch weh. Ich begrüßte den Schmerz weil ich es verdient hatte - eigentlich sogar noch viel mehr. « Sagst du mir was passiert ist? »

« Nein. »

Sie fragte nicht wieder, aber den Blick den sie mir zu warf sagte mehr als tausend Worte.

Nachdem meine Wunde versorgt war ließ Jess mich alleine und das brauchte ich auch - Ruhe um über das nachzudenken, was geschehen war. Avery hatte vermutlich recht und ein Arschloch war ich sowieso, das stritt ich nicht einmal ab - aber sie sah mich so wie sie Jimmy mittlerweile sah und das gefiel mir nicht.

Der Monitor erwachte zum Leben und zeigte Avery's Wohnung. Licht brannte überall und ich lächelte weil sie meine Schwachstelle gegen mich verwendete... Solange ich ihr nicht wirklich zeigen wollte wer ich war musste ich die Dunkelheit für mich nutzen und ich war bereit notfalls auch alle Glühbirnen zu entfernen, nur um das zu garantieren.

Emmett stand aufgeregt neben mir.
Er hatte uns erneut aufgesucht und zusammen gerufen, denn er hatte eine ordentliche Portion Wut in sich und den Wunsch Gerechtigkeit walten zu lassen.
« Ich hab dir gesagt das ich mich darum kümmere und das werde ich auch. Was ihr passiert ist passiert täglich Millionen von Frauen auf der ganzen Welt und ich hasse es genauso wie du, aber wir müssen behutsam vorgehen. Sie wissen ohnehin schon das ich ihnen auf den Fersen bin. »

« Willst du Däumchen drehen, Ric? Ich weiß ihr gebt alle euer bestes, aber manchmal reicht das nicht. Das Mädchen hat dermaßen schlimme Schmerzen durchlebt, durch ein Trauma wofür andere verantwortlich sind - die sich einen Spaß daraus machen ihre Opfer zu quälen auf bestialische Weise. Wenn sie sie nicht mehr brauchen töten sie sie... Und glaub mir, dieses Mädchen war schon tot als du sie gerettet hast... Aber ich wollte sie so unbedingt retten. Weil ich alles wieder gut machen wollte, weil sie es verdient hatte. Sie ist tot. Sie ist tot Ric, und diese Schweine da draußen leben noch. »

Ich konnte verstehen das er aufgebracht war. Jedes Mädchen oder jede Frau die starb weil ich sie nicht retten konnte war ein gesichtsloses Wesen das mich in meinen Träumen verfolgte und mich jagte - nun hatte Emmett dieselben Dämonen wie ich.
« Ich bin dran, Emmett. Und ich kriege sie, das ist ein Versprechen. Keiner von ihnen wird das überleben was ich mit ihnen vor habe. Ich werde sie alle in die Hölle schicken und wenn ich irgendwann sterbe quäle ich sie dort unten weiter. »

Er nickte. Er hatte verstanden das es mir ernst war, das ich keinen leben lassen würde. Egal wie schlimm die Dinge auch wurden die ich tat, tun musste - Emmett sah in mir etwas, das mich zu sehr machte als ich tatsächlich war. Er hatte mich schon oft einen guten Menschen genannt obwohl ich anderer Ansicht war weil ich es sogar genoss diese Bastarde umzubringen.

DARK VOL 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt