- 16 / Avery -

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Alaric ist fort und ich stehe wie ein begossener Pudel den man getadelt hat in seinem Zimmer. Ich weiß das er die Menschen die in meine Wohnung eingestiegen sind nicht nur jagt weil sie hinter mir her sind, aber es beunruhigt mich trotzdem das er alleine gegangen ist.

Was, wenn sie auf ihn warten? Ihn überwältigen, oder noch schlimmer - ihn töten?

Ich schüttele den Gedanken ab und mache mich auf den Weg zu Eugene. Er hat die Aufnahmen, er kann mir Antworten liefern. Er ist alles was ich im Moment habe.

« Er ist da. »

Sofort höre ich auf auf meinen Nägeln zu kauen und laufe zum Bildschirm. Ich sehe Alaric mit einer Waffe in der Hand wie er langsam und vorsichtig einen Schritt nach dem anderen macht. Seine Körperhaltung verrät wie angespannt er wirklich ist. Als seine Augen die Kamera erreichen ist es, als könnte er direkt durch sie in mein Gesicht blicken.

Nach ein paar Minuten die vergehen und die er nutzt um alles abzusuchen taucht er wieder vor der Kamera auf und nickt - für Eugene offenbar ein klares Zeichen das er alleine ist. Dieser entspannt sich nämlich augenblicklich und seufzt zufrieden. « Also gut... Schnapp dir den scheiß Zettel und dann raus da. » murmelt er als könnte Alaric ihn hören. Von Entspannung bin ich meilenweit entfernt, was mein rasendes Herz verrät. Irgendwie kann ich ihm nicht verzeihen das er alleine gegangen ist, obwohl diese Menschen so gefährlich sind... Andererseits weiß ich nicht erst seit jetzt das Alaric selbst zu den gefährlichen Menschen zählt.

Als Alaric den Zettel endlich erreicht verharrt er einen Moment. Er scheint die Worte darauf wieder und wieder zu lesen. Angespannt warten wir das er etwas tut und sei es nur endlich zu gehen, aber nichts geschieht. Bis er seinen Kopf zur Kamera dreht... Und den Zettel so ausrichtet, daß wir lesen können was darauf steht.

" REINGELEGT "

Im selben Moment fällt das Licht aus und Eugene und ich sind in vollkommener Dunkelheit. « Scheiße, was passiert hier? »

Das krächzen seiner Stimme wird von Schreien und lauten Schritten übertönt und ich halte mich instinktiv kleiner, verstecke mich am Schreibtisch und ziehe Eugene auf meine Höhe. « Schhhh... Ganz ruhig. »

Mein Herz rutscht mir fast in die Hose, aber ich weigere mich Angst zu zeigen. Ich muss einen Weg finden herauszufinden was hier vor sich geht, bevor etwas schlimmeres passiert. Dass das alles nur eine Falle gewesen ist, ist spätestens jetzt jedem klar - auch Alaric muss es gemerkt haben. Zumindest hoffe ich das. « Du bleibst hier Eugene. Ich muss nachschauen. »

« Nein! Ric wird mich umbringen wenn er das rausbekommen sollte. Bleib hier! »

Bevor er nach mir greifen kann bewege ich mich geduckt vorwärts. Ich taste nach allem was ich greifen kann um nichts versehentlich um zu werfen oder anderweitig Lärm zu machen. Ein paar Schritte kommen verdächtig näher und ich halte den Atem an um nicht aufzufallen, kauere mich zwischen Schrank und Wand und warte bis alles wieder vollkommen still ist... Und plötzlich springt das Licht wieder an.

Sie sehen mich. Ich sehe sie. Drei Gestalten, gehüllt in Kutten, die unvermittelt auf mich zu marschieren. Ich muss hier raus, jetzt...

Ich renne durch die Halle, dicht gefolgt von den Kuttenträgern. Ich schaue nicht zurück, lege noch einen Gang zu und erreiche schließlich die Tür.
Als ich sie aufreiße stürme ich hinaus ohne wirklich ein Ziel zu haben. Ich weiß nicht was mit Alaric ist, nicht, ob es Jess gut geht und ob Eugene noch in Sicherheit ist - darum kann ich mich gerade auch nicht kümmern.

Der angrenzende Wald ist das einzige, was ich zur Verfügung habe - das einzige, was ich nutze. Ich sprinte zwischen Gebüschen und Bäumen hindurch, lasse mich von dem fahlen Mondlicht leiten, bis ich sicher bin genügend Abstand gewonnen zu haben. Dann verstecke ich mich. An der Rinde eines alten, breiten Baumes drücke ich mich entlang, bleibe stehen und versuche in die Dunkelheit zu lauschen.

DARK VOL 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt