- 06 / Avery -

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« In Ordnung, Miss. Erzählen Sie mir von Ihrem Anliegen. »

Der Polizist vor mir wirkt gelangweilt aber ich gebe nicht auf. Seit gefühlt einer halben Ewigkeit habe ich hier gewartet und werde jetzt nicht kneifen, ganz egal ob dieser Mann vor mir Lust hat seinen Job richtig zu machen oder nicht. « Ich werde gestalkt. Er ist schon ein paar Mal in meine Wohnung eingebrochen. »

« Hat er etwas gestohlen? »

Officer Johnson, dessen Namen ich anhand seines Namensschilds auf dem Tisch weiß, wirkt weder ernsthaft beunruhigt, noch scheint er das was ich sage ernst zu nehmen. Mein Blick gleitet über den Berg von Akten, die sich auf seinem Schreibtisch stapeln und erst will ich mir einreden das der gute Mann nur überarbeitet ist, dann siegt jedoch mein Zorn. Hier geht es um eine ernste Angelegenheit und ich werde nicht kleinbei geben. « Nein, hat er nicht. Es fehlt nichts und es wurde auch nichts verwüstet, falls das relevant ist. Trotzdem bricht er in meine Wohnung ein und kommt mir unangenehm nahe. »

Officer Johnson zieht eine Augenbraue in die Höhe und ich werde den Eindruck nicht los das er das ganze tatsächlich nur belächelt. Er fragt zwar nach der Täter Beschreibung aber ich habe kaum etwas, das ich ihm geben kann. « In Ordnung, Miss. Ohne eine Beschreibung kann ich tatsächlich kaum etwas tun. Sie sagen er verschafft sich Zugang zu ihrer Wohnung, entwendet aber nichts - daher ein Vorschlag. Besorgen sie sich ein Sicherheitsschloss für ihre Tür. Mehr kann ich aktuell nicht tun. »

Ich höre wohl nicht recht.

Ich setze zum Protest an, doch der Officer würgt diesen sofort ab. Nicht einmal eine Streife die vor meiner Wohnung patrouilliert will er mir zugestehen. Wütender als ich es ohnehin schon bin verlasse ich die Polizei Station und gehe zur Arbeit, wo Eve bereits auf mich wartet.

« Ich werde mir eine Waffe besorgen. »

« Ave... »

« Was? Soll ich auf dem Präsentierteller warten bis er das nächste Mal mehr als nur meinen Hintern versohlt? »

Ich habe ihr davon erzählt und auch von der Nachricht, die er mir später geschrieben hat. « Ich muss was unternehmen, bevor es zu spät ist. Auf die Polizei kann ich nicht zählen, also... »

« Naja, was Officer Arschloch angeht... » murrt sie und zeigt mir einen Artikel auf ihrem Handy. « Er und seine Kollegen haben alle Hände voll zutun mit der Suche nach Jimmy. Es ist ein Großaufgebot und sie versuchen Mithilfe der Bevölkerung Hinweise zu erlangen. »

Da steht es. Schwarz auf Weiß. Jimmy's Vater, ein einflussreicher Mann ist neben dem Artikel abgebildet, den ich zu lesen beginne. Die ersten Worte klingen jammernd und in Anbetracht der Umstände kann ich es sogar ein wenig nachvollziehen - auch wenn ich weiß, daß Jimmy kein guter Mensch war. Er hat Hinterbliebene, die sich sorgen und das lässt mein Gewissen tief sinken.

"Wenn meinem Sohn etwas zugestoßen ist, werde ich dafür sorgen das die Verantwortlichen ihrer gerechten Strafe begegnen. Haben sie Hinweise melden sie sich bei der örtlichen Polizei oder direkt bei meiner Sekretärin, TEL 87221."

« Irgendwas sagt mir das die gerechte Strafe keine Haftstrafe ist. » murrt Eve und öffnet einen weiteren Artikel. Wieder geht es um Angus Harris, Jimmy's Vater, der dort offenbar in einen Mordfall verwickelt ist. « Ein ehemaliger Geschäftspartner hat seinem Unternehmen vor die Füße gespuckt. Eine Woche später wurde seine Leiche gefunden. Natürlich haben sie bei Harris Senior keine Beweise gefunden und auch sonst nichts auffälliges - aber irgendwas sagt mir, das der Mann bösartiger ist, als er alle glauben lassen will. »

Das würde passen. Ich erinnere mich daran das die Anzeigen gegen Jimmy allesamt fallen gelassen wurden oder irgendwo im Nirvana verschwunden sind. Zufälligerweise hat zur selben Zeit eine großzügige Spende von Harris Corp International die Polizei erreicht. Offenbar hat Harris Senior die Polizei geschmiert, was den Korruptionsverdacht nur deutlich plausibler klingen lässt.

DARK VOL 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt