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Der freie Tag verging viel zu schnell, und schon klingelte mein Handy wieder um 4:30 Uhr für die nächste Frühschicht. Diesmal blieb ich jedoch noch ein paar Minuten länger liegen, da ich das warme, weiche Bett nur ungern verlassen wollte. Schließlich raffte ich mich doch auf und ging ins Bad, um mich fertig zu machen. Als ich zur Arbeit kam, erfuhr ich, dass ich heute in zwei Abteilungen eingesetzt werde: vier Stunden an der Rezeption und anschließend vier Stunden im Restaurant. Zum Glück waren meine Lieblingskollegen dabei, was die Sache erträglicher machte.

An der Rezeption angekommen, hatten wir zunächst Übergabe mit dem Nachtdienst, der völlig erschöpft und gereizt war. Er konnte Rammstein überhaupt nicht ausstehen und beschwerte sich größtenteils über sie. Als ob man sonst nichts Besseres zu tun hätte. Bis 10 Uhr erledigte ich einige unserer Aufgaben und führte mehrere Check-Outs durch. Danach gönnte ich mir erstmal eine Rauchpause, bevor ich ins Restaurant wechselte. Hinten traf ich auf einige Service-Mitarbeiter und die gesamte Rammstein-Gruppe. Es war wie eine kleine Raucher-Versammlung, was mich zum Schmunzeln brachte.

"Du bist auch wieder hier?" fragte Richard, als er mich bemerkte. "Natürlich, Rauchen ist für mich wichtig und richtig," antwortete ich lächelnd. "Na dann, bedien dich!" sagte er und hielt mir, wie beim ersten Mal, seine Schachtel hin. "Ich habe doch meine eigenen!" erwiderte ich grinsend. Er zog seine Hand zurück und reichte die Schachtel dem Frontmann Till, der dankend eine Zigarette nahm. Till wirkte so ruhig, als wären er und seine Bühnenfigur zwei verschiedene Menschen. Er hatte noch kein Wort gesagt, aber das musste er auch nicht. Dennoch würde ich zu gerne mehr über ihn erfahren. Er ist nicht nur als Rammstein-Sänger faszinierend, sondern auch als Mensch. Dieser Mann strahlt eine immense Würde aus, ohne dabei überheblich zu wirken. Trotz seines Status scheint er ein ganz normaler Mensch geblieben zu sein, einfach Till statt der Till Lindemann von Rammstein. Als Mann fand ich ihn äußerst anziehend. Ja, auch wenn er ein gutes Stück älter ist als ich – leider hatte ich immer eine Schwäche für ältere Männer. Ich fragte mich, wie wohl seine Frau aussieht, falls er eine hat. Solche Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum, und ehe ich mich versah, waren nur noch die Jungs und ich draußen. Mittlerweile war ich schon bei meiner dritten Zigarette angelangt. "Das Rauchen ist ungesund, besonders in diesen Mengen, das weißt du, oder?" fragte mich plötzlich der Sänger. Ich war völlig überrascht, denn abgesehen von unserer Interaktion beim Check-In hatten wir nie miteinander gesprochen. "Nein, du sagst mir da etwas völlig Neues," antwortete ich sarkastisch. Man muss wissen, dass ich immer sehr sarkastisch bin, auch wenn das vielen Menschen nicht gefällt. Aber so bin ich nun mal und ändern will ich mich auch nicht. Er lächelte leicht, es schien ihm nichts ausgemacht zu haben, dass er eine sarkastische Antwort bekommen hat. Aus irgendeinem Grund ließ ich meine frisch angezündete Zigarette fallen, drehte mich um und machte mich schnell auf den Weg ins Restaurant.

Im Restaurant angekommen, empfing mich der Duft von frisch gebrühtem Kaffee und gebratenem Speck, der durch die Luft zog. Ich zog meine Schürze an und begann meinen letzten Teil der Schicht, indem ich den Tisch 5 neu eindeckte, die nächsten Gäste begrüßte und sie nach Zimmernummer zu fragen. Der Morgen verging schnell, und bevor ich es wusste, war die Mittagszeit erreicht. Ich hatte alle Hände voll zu tun, aber die vertraute Routine und die Gesellschaft meiner Lieblingskollegen machten die Arbeit deutlich angenehmer.

Zwischendurch konnte ich einen Blick auf die Terrasse werfen, wo Till und die anderen Bandmitglieder sich entspannt unterhielten und ihr bestelltes Frühstück aßen. Seine Präsenz war irgendwie beruhigend, und obwohl ich ihn kaum kannte, spürte ich eine seltsame Verbindung zu dem Rockstar.

Während ich eine Bestellung aufnahm, dachte ich kurz an unser Gespräch draußen während meiner Pause. Seine Bemerkung über das Rauchen hatte mich überrascht und ein wenig aus dem Konzept gebracht, ehrlich gesagt so sehr, dass ich schon total verwirrte Dinge machte. Doch es hatte auch so eine Art von Neugier in mir geweckt. Was steckte wirklich hinter dieser ruhigen Fassade?

Der Rest des Tages verlief ohne besondere Vorkommnisse, außer das meine Gedanken des Öfteren zu ihm glitten. Am Ende meiner Schicht war ich erschöpft, aber zufrieden. Ich verabschiedete mich von meinen Kollegen und machte mich auf den Weg nach Hause. Der Gedanke an Till und unsere flüchtigen Gespräche ließ mich immer noch nicht los. Vielleicht würde ich eines Tages die Gelegenheit bekommen, ihn besser kennenzulernen. Doch für heute war ich einfach nur froh, den anstrengenden Tag hinter mir zu haben und mich wieder in mein gemütliches Bett fallen lassen zu können.

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