𝚗𝚒𝚗𝚎𝚝𝚎𝚎𝚗

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Mittlerweile sind ein paar Tage vergangen, nachdem die zwei Herren sich gestritten haben, und wir waren nun in Spanien angekommen. Allerdings war alles irgendwie komisch. Till war viel ruhiger und verschlossener, Richard war extrem gereizt, und ich war krank. Toll, kaum mal im Urlaub und schon krank. Gerade waren Olli und Flake bei mir, die beiden hatten mir medizinische Sachen aus der Stadt mitgebracht. Wie lieb von den beiden.

„Und wie geht's dir?" fragte Olli mich nach einer Weile.

„Naja, es geht. Irgendwie habe ich die ganze Zeit Magenprobleme," erzählte ich ihm, und er nickte. Flake streichelte mir wortlos über den Kopf und stellte mir meinen Lieblingstee - Fenchel-Anis-Kümmel-Tee - auf den kleinen Beistelltisch neben unser Bett. Till war zurzeit scheinbar noch in der Stadt; heute früh schickte ich die Gruppe nämlich ohne mich los.

„Du musst dich ausruhen," sagte Olli sanft. „Wir sorgen dafür, dass du alles hast, was du brauchst."

„Danke, ihr seid wirklich die Besten," murmelte ich dankbar, während ich mich ein wenig aufrichtete und den Tee nahm. „Ich hoffe, ich bin bald wieder fit."

„Das wirst du," sagte Flake ermutigend. „Wir sind ja nicht auf der Flucht. Wir haben Zeit."

Nachdem die beiden sich verabschiedet hatten, um sich dem Rest der Gruppe anzuschließen, ließ ich mich wieder in die Kissen sinken. Die Ruhe im Zimmer tat gut, und der Tee wärmte meinen Magen. Ich schloss die Augen und versuchte, mich zu entspannen.

Ein paar Stunden später hörte ich die Tür öffnen. Till kam leise herein und setzte sich an den Bettrand. „Hey, wie geht's dir?" fragte er sanft und nahm meine Hand.

„Besser, jetzt wo du da bist," antwortete ich und lächelte schwach. „Wie war es in der Stadt?"

„Es war schön, aber ich habe dich vermisst," sagte er und beugte sich vor, um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben. „Ich habe ein paar Dinge für dich mitgebracht." Er zeigte mir eine kleine Tüte mit frischen Orangen und einigen Kräutern, die er in einem Markt gekauft hatte.

„Das ist so lieb von dir, danke," sagte ich und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. „Es tut mir leid, dass ich gerade so eine Belastung bin."

„Du bist keine Belastung," sagte Till fest. „Du bist meine Liebe, und ich will, dass es dir gut geht."

Er half mir, ein paar Scheiben Orange zu essen, und wir redeten leise über alles Mögliche. Es tat gut, ihm nahe zu sein und seine Zuwendung zu spüren. Langsam fühlte ich mich ein wenig besser, auch wenn die Magenprobleme noch nicht ganz verschwunden waren.

Am Abend kamen die anderen Bandmitglieder zurück ins Hotel. Richard wirkte immer noch angespannt, aber er kam zu mir und fragte, wie es mir ging. „Ich hoffe, du erholst dich bald," sagte er ehrlich.

„Danke, Richard," antwortete ich. „Ich hoffe, wir können bald wieder zusammen die Zeit genießen."

Mitten in der Nacht klopfte es an der Tür. Als ich erwachte, merkte ich, dass Till nicht neben mir im Bett lag. Komisch, normalerweise schläft er doch länger als ich. Erneut klopfte es an der Zimmertür und ich hörte dann eine Stimme leise sprechen: „Hey, ich bin's, Richard. Lass mich kurz rein, wir müssen reden."

Kurz danach öffnete ich ihm total verschlafen die Tür. „Was ist denn los?" fragte ich den schwarzhaarigen Mann vor meiner Tür und bat ihn im gleichen Augenblick ins Zimmer.

„Das ist los!" stellte er säuerlich fest und hielt mir sein Handy hin. Darauf zu sehen war Till, hier in Spanien, mit einer Frau. „Das ist die selbe aus Dresden!" meckerte der ältere Mann neben mir und ich konnte gar nicht mehr verstehen, was hier gerade passierte. Auf dem Bild sieht man nicht viel, nur Till und das Mädchen in einem Restaurant. Sie lachten beide ausgelassen und aßen.

„Richard, das kann doch nicht wahr sein," murmelte ich und spürte, wie sich ein Knoten in meinem Magen bildete. Die Unsicherheit und die Zweifel, die ich die letzten Tage versucht hatte zu verdrängen, kehrten schlagartig zurück.

„Ich hab's dir gesagt," fuhr Richard fort, seine Stimme voller Frustration. „Er spielt ein doppeltes Spiel."

Ich schüttelte den Kopf und sank auf die Bettkante. „Warum sollte er das tun? Er sagte doch, dass nichts ist..."

„Weil er nicht ehrlich ist!" Richard sah mich eindringlich an. „Du musst ihn zur Rede stellen. Du verdienst die Wahrheit."

Die Tür öffnete sich und Till kam herein, überrascht, Richard und mich zusammen vorzufinden. „Was ist hier los?" fragte er und sah zwischen uns hin und her.

„Das frage ich dich," sagte ich mit zitternder Stimme und zeigte auf das Bild auf Richards Handy. „Wer ist das, Till?"

Till sah auf das Bild und seufzte tief. „Das ist Mila, die Frau, von der ich dir erzählt habe. Wir haben uns über das Projekt unterhalten."

„Mitten in der Nacht?" fragte Richard bissig. „Und das soll uns glauben lassen, dass nichts weiter läuft?"

„Es ist nicht, wie es aussieht," sagte Till und setzte sich neben mich. „Ja, wir haben uns getroffen, aber es war rein beruflich."

„Warum hast du mir dann nicht davon erzählt?" fragte ich, die Verzweiflung in meiner Stimme. „Warum diese Heimlichtuerei?"

Till schloss die Augen und atmete tief durch. „Weil ich wusste, dass es so aussehen würde. Ich wollte dich nicht unnötig beunruhigen, aber jetzt sehe ich, dass ich es nur schlimmer gemacht habe."

„Verdammt richtig, dass du das schlimmer gemacht hast!" rief Richard. „Du schadest nicht nur ihr, sondern auch dir selbst und uns allen."

„Ich..." Till suchte nach Worten und schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid. Ich wollte das nicht."

Ich spürte, wie meine Augen brannten, und kämpfte gegen die Tränen. „Ich weiß nicht, ob ich dir das glauben kann, Till. Es sieht so schlecht aus."

„Ich weiß," sagte er leise. „Aber ich schwöre dir, dass nichts passiert ist. Ich liebe nur dich."

Richard stand auf und ging zur Tür. „Du musst dir überlegen, was du wirklich willst, Till. Und du," er sah mich an, „musst entscheiden, ob du ihm vertrauen kannst."

Als Richard ging, blieb ich mit Till im Zimmer zurück. Die Stille war erdrückend. „Was sollen wir jetzt tun?" fragte ich leise, eher an mich gerichtet.

„Wir müssen reden," sagte Till. „Aber heute nicht mehr. Ich werde bei Richard übernachten" stellte ich fest ließ die Tränen endlich frei. „Ich hoffe, du hast dafür eine gute Erklärung. Sonst weis ich nicht, wie es weitergehen soll."

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