Jürgen wacht auf. Er ist jetzt schon schlecht gelaunt, weil er morgen wieder in die Schule muss. Aber eine positive Sache hat das Ganze. Er kann seine Freunde wieder öfter sehen. Außerdem hat er nun eine mehr oder weniger coole Geschichte zu erzählen. Trotzdem, das Negative überwiegt klar. An die Ferien hätte Jürgen sich ehrlich gewöhnen können. Noch immer liegt er verschlafen in seinem Bett. Seine Decke bedeckt ihn nur noch bis zur Hüfte. Wie hypnotisiert schaut er auf seine Brust. Sieht, wie sie sich hebt und senkt. Fast schon droht Jürgen wieder einzuschlafen. Ohne zu blinzeln starrt er vor sich hin. Wie ein Rhythmus bewegt sich seine Brust. Endlich steht er auf. Wechselt seine Unterhose und zieht sich sein Oberteil an. Er entscheidet sich für ein Sweatshirt, welches komplett weiß ist. Einzig und allein der Kragen hebt sich mit seiner beigen Farbe ein bisschen ab. Als Hose wählt er einen Hosenträger, der komplett blau ist und gut zu seiner Augenfarbe passt. Noch immer ein bisschen müde macht er die Tür auf und geht zu seinen Eltern ins Wohnzimmer. Nur ein dumpfes Guten Morgen bringt er hervor. Doch dann erinnert seine Mutter ihn an etwas: „Warum denn so mies gelaunt? Dein großer Bruder kommt doch heute von den Pfadfindern zurück." Tatsächlich verbessert sich Jürgens Laune dadurch ein bisschen. Er schmiert sich ein Brot. Das gleiche trockene Frühstück wie immer, denkt er, als es auch schon an der Haustür klopft. Freudig rennt Jürgen zur Tür. Er drückt die Klinke nach unten und öffnet die Tür. Da steht er. Sein Bruder, der für etwa zwei Wochen weggewesen war. Sofort nimmt Jürgen ihn in den Arm. „Ich hab dich wirklich vermisst James, weißt du das?"„Ich dich doch auch", kommt die schnelle Antwort. Dann fällt Jürgen ein merkwürdiger Geruch auf. „Du musst dringend mal duschen", sagt er freundschaftlich und hält sich total übertrieben die Nase zu. "Ja, ich weiß. Ich konnte mich bei den Pfadfindern nicht richtig waschen, weil ich meine Wechselkleidung vergessen habe. Ich habe die Dusche wirklich vermisst. Gleich nachdem ich mich gewaschen habe, werde ich dir alles erzählen." Mit einer abwertenden Handbewegung und noch immer zugehaltener Nase sagt Jürgen seinem Bruder ohne Worte, dass er das tun solle.
Und dann haben wir uns im ganzen Wald versteckt und einer musste uns suchen. Wenn er uns gefunden hat, durfte er uns später ins Wasser schubsen. Gott sei Dank wurde ich nie gefunden. Ich habe dir ja schon gesagt, dass ich keine Wechselsachen dabei hatte. Es hat wirklich Spaß gemacht. Du solltest wirklich auch mal zu den Pfadfindern kommen. Jürgen hat jedes einzelne Wort seines Bruders mit viel Neugierde aufgesaugt. Trotzdem muss er ihn jetzt enttäuschen: „Tut mir leid Bruderherz, aber das ist jetzt leider nicht mehr möglich." James schaut ihn nur verwirrt an. „Unsere Eltern haben mir endlich erlaubt, der HJ beizutreten." Aus James anfänglicher Verwirrung wird jetzt leichter Zorn. Sein Gesicht färbt sich rot wie eine Tomate. Ohne seinen Bruder weiterreden zu lassen oder selber noch etwas zu sagen, verschwindet er in Richtung des Zimmers von den beiden und knallt die Tür zu.
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Jürgen Ohlsen - Mythen über Mythen aber keine Antworten
مغامرةZunächst will einmal gesagt sein, dass diese Geschichte weder die Taten der Nationalsozialisten im Dritten Reich verherrlichen oder verharmlosen, noch die vielen Toten entwürdigend darstellen soll. Jürgen Ohlsen wurde am 15. März 1917 in Berlin gebo...