„James, geh bitte in euer Zimmer", sagt seine Mutter. Auch Jürgen will gerade gehen, doch sein Vater hält ihn zurück. Die Familie Ohlsen hat gerade zu Abend gegessen. Anschließend spülten die beiden Jungs der Familie, so wie immer, die Essenssachen. „Wir müssen mit dir reden", sagt Jürgens Vater zu seinem Sohn. Jürgen dreht sich um und fragt: „Worum geht es Vater?" Als Herr Ohlsen gerade anfangen will zu sprechen, ergreift Jürgens Mutter das Wort: „30 Reichsmark bekommst du für jeden Drehtag." Jürgen schaut seine Mutter verdutzt an. „Wovon redest du?" Er schaut abwechselnd seine Mutter und seinen Vater an. „Du hast es geschafft", fängt Herr Ohlsen an. „Gestern Abend war ein Herr von der NSDAP hier und wollte mit uns ein paar Sachen bezüglich des Filmes klären, bei welchem du mitspielen wirst. Ebenfalls hat er angegeben, dass du dafür Mitglied in der HJ sein musst, was du jetzt auch bist. Allerdings erwarten wir immer noch von dir, dass du sowohl die Ausrüstung als auch die 4 Pfennig pro Monat zahlst." Noch immer kann Jürgen nicht fassen, was ihm soeben zu Ohren gekommen ist. „Meint ihr das wirklich Ernst?" Beide seiner Eltern nicken. Zuerst stürmt er auf seinen Vater und nimmt diesen in den Arm. Er spürt den Herzschlag seines Vaters, der ihn fest an sich drückt. Danach ist seine Mutter dran. Noch während der Umarmung fängt sie wieder an zu reden: „Du musst ab jetzt jeden Samstag und Sonntag um 9 Uhr zum Sportplatz an der Kaiser-Willhelm-Straße kommen. Wir erwarten, dass du jeden Abend um 22 Uhr zu Hause bist außer ihr macht in der HJ irgendwelche Ausflüge oder campt. Nachdem du beim Sportplatz bist, wirst du anschließend in die Geschäfte des Films herangeführt. „Wie schon gesagt bekommst du pro Drehtag 30 Reichsmark, wovon du uns jedes Mal 20 geben wirst." Jürgen lässt seine Mutter los. Begeistert spricht er los: „Aber natürlich, Mama, das Geld für die Uniform gebe ich gleich beim ersten Treffen ab. Ist das erste Treffen auch wirklich schon in 5 Tagen? " Sein Vater, der ganz und gar nicht von der Begeisterung seines Sohnes angetan ist, fängt an zu reden: „Ja, ist es. Wir geben dir aber ganz sicher nicht das Geld für die Uniform. Also, wie kommst du darauf, dass du direkt am ersten Tag schon das Geld abgibst? Dann fängt Jürgen an, seinen Eltern von seinen Ersparnissen zu erzählen. Von einem kleinen Teil davon wussten seine Eltern ja Bescheid, aber sie wussten nicht, dass es so viel ist. Jürgen, der noch immer vor Begeisterung zu platzen scheint, beendet seinen Vortrag mit den Worten: „Mit dem ganzen Geld, das ich euch gebe, können wir als Familie auch endlich unsere kleine Hütte erneuern." Nun fangen auch seine Eltern an zu lächeln. „Komm, geh auf dein Zimmer."

DU LIEST GERADE
Jürgen Ohlsen - Mythen über Mythen aber keine Antworten
AventuraZunächst will einmal gesagt sein, dass diese Geschichte weder die Taten der Nationalsozialisten im Dritten Reich verherrlichen oder verharmlosen, noch die vielen Toten entwürdigend darstellen soll. Jürgen Ohlsen wurde am 15. März 1917 in Berlin gebo...