„Du siehst gut aus, Jürgen." Herr Steinhoff nickt ihm bei seiner Aussage freundschaftlich zu. Dann klopft er ihm auf den Rücken. Jürgen nickt und antwortet geschmeichelt: „Vielen Dank, ich wusste nicht, dass ich hier sogar meine Haare geschnitten bekomme für den Film." Herr Steinhoff schmunzelt: „Warte kurz hier. Gleich können wir loslegen." Der aufgeregte Jürgen nickt eifrig. Er tippelt mit seinem rechten Fuß die ganze Zeit auf den Boden. Kurze Zeit später ist Herr Steinhoff wieder da. „Lauf mir einfach hinterher", sagt er. Wieder nickt Jürgen und setzt sich in Bewegung. Sie laufen zuerst durch den Gang, um dann nach hinten zum letzten Zimmer zu gehen. Herr Steinhoff klopft. Ohne auf eine Antwort zu warten, tritt er ein. Im Zimmer steht nur eine Frau. Jene Frau, welche im Film später die Mutter Jürgens, also die Mutter Heini Völkers spielen soll. Das Zimmer sieht aus wie eine Art Druckerei. In der Mitte des Raums steht ein Tisch mit einer riesigen Druckmaschine darauf. Auf der einen Seite der Druckmaschine ist ein Haufen fertiger Zeitungen. Auf der anderen Seite ist ein etwas kleinerer Haufen von weißen Blättern, die später mal zu Zeitungen werden sollen. Der Rest des Raums ist voll mit den letzten Zeitungsausgaben und einer Urkunde, die verkündet, dass die Druckerei zu den Besten Deutschlands gehört. Plötzlich ertönt die Stimme Herrn Steinhoffs: „Jürgen, hör mal kurz her." Jürgen dreht sich um und schaut ihn an. „Leider muss ich dich jetzt verlassen, aber ich lasse dir meinen Assistenten da." Wie aus dem Nichts steht plötzlich ein großer, junger Mann hinter ihm. Während Herr Steinhoff sich aus dem Raum begibt, tritt der Fremde weiter vor. Er stellt sich mit einer eher hohen Stimme vor, welche nicht zu seinem Auftreten passt: „Ich bin Herr Pfeifer, aber du darfst mich Sepp nennen." Er sieht aus wie Anfang 20 und seine dunkelblonden Haare glänzen im Licht der Lampen. Jürgen stellt sich ebenfalls vor, dann setzt sich Sepp auf einen Stuhl direkt vor der Druckmaschine. „Schau her", fängt er an, obwohl Jürgen schon längst zuschaut. „Ich zeige dir, wie man das Prachtstück hier bedient. Du wirst heute noch deine ersten Szenen spielen. Du musst hierbei einen Jungen spielen, welcher sich mit dem Herstellen von Zeitungen ein wenig Taschengeld dazuverdient. Hast du das verstanden?" Jürgen nickt. Dann fängt Sepp an, die Maschine zu bedienen. Er legt ein mindestens ein Quadratmeter großes Blatt Papier auf die freie Fläche und drückt mit seiner rechten Hand die Druckplatten durch einen langen Hebel nach unten. Da die Platten mit Tinte gefüllt sind, entsteht eine riesige Seite voll mit Text. Dann drückt er den nächsten Hebel nach unten. Dieses Mal wird das große Blatt zu vielen Kleineren zerschnitten. Dann schaut er unten auf die Seitenzahl und sortiert die Zeitung dementsprechend. „So", fängt er an zu reden. „Jetzt hast du gesehen, wie das Ganze funktioniert. Wenn du mit dem Schritt fertig bist, musst du die Blätter der Zeitung auf den Haufen mit den fertigen Zeitungen legen. Am Schluss drückst du einem älteren Mann schon andere fertige Zeitungen in die Hand. Daraufhin bekommst du von diesem einen Reichsmark."
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Jürgen Ohlsen - Mythen über Mythen aber keine Antworten
PertualanganZunächst will einmal gesagt sein, dass diese Geschichte weder die Taten der Nationalsozialisten im Dritten Reich verherrlichen oder verharmlosen, noch die vielen Toten entwürdigend darstellen soll. Jürgen Ohlsen wurde am 15. März 1917 in Berlin gebo...