„Wie ich sehe, hast du schon einen neuen Freund gefunden, Martin." Ich gehe mal davon aus, dass ihr euch schon gegenseitig vorgestellt habt. Ich erwarte von dir, dass du Jürgen die ersten Tage und Wochen ein bisschen hilfst." Dann wendet der fremde Mann sich Jürgen zu: „Schön, dass du da bist, Jürgen, mein Name ist Ernst Köhn." Eigentlich will Herr Steinhoff so schnell wie möglich anfangen, dich ins Filmgeschäft einzuweisen, aber einen Tag wird er noch warten müssen. Ich habe ihn dazu überredet, dass du zumindest den ersten Tag voll und ganz mit deinen neuen Kameraden genießt." Jürgen betrachtet Herrn Köhn kurz. Er muss in etwa 20 Jahre alt sein, also nicht viel älter als Jürgen selber. An sich sieht er Jürgen ziemlich ähnlich, nur die Nase von ihm ist ein bisschen breiter und seine Haare sind ein wenig kürzer. Außerdem ist er vielleicht 5 Zentimeter größer als Jürgen. Auch diesem fällt die Ähnlichkeit seines neuen Führers zu ihm direkt auf. Freundlich nickt er ihm zu und sagt: „Vielen Dank, ich bin stolz, von nun an Teil dieser Kameradschaft sein zu dürfen." Anschließend sieht Jürgen sich um. Mittlerweile sind mehr als 10 Kinder in Jürgens Alter auf dem Gelände. Alle sportlich und alle mit derselben Uniform. Jürgen wendet sich noch einmal Ernst zu: „Herr Köhn, ich will nicht aufdringlich sein, aber mich interessiert es, wann ich auch solch eine Uniform bekomme." Herr Köhn schaut ihn an. Seine Augen wandern von Jürgens weißem Hemd mit einer grauen Weste darüber zu seiner hellbraunen Hose. Kurze Zeit später fängt er an zu reden: „Das sollte kein Problem darstellen. Im Grunde musst du nur das nötige Geld aufbringen und dich dann einer Mutprobe stellen, die jeder der hier anwesenden Teilnehmer gemeistert hat. „Wir haben immer ein paar Uniformen für neue Mitglieder bereit." Sofort zückt Jürgen das Geld, welches er zuvor noch in einer seiner zahlreichen Taschen seiner Hose getragen hatte. „Das Geld kann ich Ihnen schon einmal geben", fängt er an, „und auch was die Mutprobe angeht, bin ich bereit." Ohne ein Wort zu sagen nimmt der Anführer der HJ-Gruppe das Geld an sich. Jürgens Blick wandert wieder zu den anderen Mitgliedern. Keiner rührt seine Miene. Doch Ernst Köhn fängt an zu grinsen: „Schön, dass du so voller Tatendrang bist, Junge, aber wir haben heute schon was anderes vor. Mal schauen, wann du deine Mutprobe bestreiten wirst. Lauf einfach immer mit Martin mit. Er wird dir schon alles zeigen." Den anderen Hitlerjungen gibt er ein Zeichen. Sofort stellen Sie sich alle aufrecht hin. Auch Martin geht sofort in die Reihe. Mit seinen Blicken fordert Martin Jürgen auf, zu ihm zu kommen. Jürgen folgt der Aufforderung nur zu gerne. Er stellt sich nun ebenfalls in die Reihe direkt neben Martin. Sechs Zweierpärchen stehen jetzt direkt hintereinander. Dann fängt Herr Köhn an loszulaufen. Auch die 12-köpfige Gruppe setzt sich in Bewegung.
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Jürgen Ohlsen - Mythen über Mythen aber keine Antworten
AventuraZunächst will einmal gesagt sein, dass diese Geschichte weder die Taten der Nationalsozialisten im Dritten Reich verherrlichen oder verharmlosen, noch die vielen Toten entwürdigend darstellen soll. Jürgen Ohlsen wurde am 15. März 1917 in Berlin gebo...