Wieso habe ich diesen Titel als Kapitel genommen? Es geht um meine Erzeugerin. Ich möchte über einen Menschen sprechen, der mir großenteils meines Lebens genommen hat und bis heute dies nicht einsieht. Ich werde dir von ihr erzählen. Aber nimm dich in Acht, diese Frau wird eine große Rolle in meinem Leben spielen, wie du später erfahren wirst. B. Becker wurde in Oberreidenbach geboren; sie hatte eine sehr schöne Kindheit und war die älteste von drei Töchtern. Aber später hat B. einen anderen Weg eingeschlagen. In Oberreidenbach gab es damals einen Jugendtreff, dort lernte sie meinen Erzeuger kennen. Keine Ahnung, was ihn so interessant gemacht hat, dass man mit ihm gleich fünf Kinder bekommen musste. T. Weber war ein komischer Mann; er hatte auch ein sehr gutes Elternhaus, ihm fehlte an nichts, aber sein Leben nahm eine sehr schnelle Wendung. B. hat in ihm anscheinend den Erlöser gesehen, denn für sie gab es nur eins: raus aus dem Zwang, große Schwester zu sein, und zu rebellieren. Sie kam in einen Kreis, wo Drogen ihre Welt neu definierten, und das ist bis heute sehr präsent. Diese Frau lebt heute in einer Welt, wo sie das Opfer ist und alle gegen sie sind; ihr Leben ist eine marode Straße. B. hat uns, also mich und T., immer verantwortlich gemacht für unsere Situation; sie hat auch versucht, uns gegenseitig auszuspielen. Sie hat es genossen, uns weh zu tun; das hat man bei jedem Schlag, den ich bekommen habe, spüren können. Ihr Lachen wird mir nie mehr aus dem Kopf gehen, als sie mich mal bis zur Bewusstlosigkeit verprügelt hat. Sie lachte wie ein böser Mensch, ein Mensch, der sich daran aufgeilt, anderen weh zu tun. Bei mir hat sie immer mehr zugeschlagen, weil ich ihr immer ins Gesicht gelacht habe, wenn sie es bei mir getan hat. Diese Frau hat mich, auch wenn sie wollte, immer misshandelt. Ich musste Dinge tun, die ich nie wollte. Und das Widerliche an der ganzen Sache war immer ihr Satz: 'ICH LIEBE DICH, ICH WILL DIR DOCH NICHT WEH TUN.' B. hat die Fähigkeit, anderen etwas vorzumachen; sie kann auch sehr gut die Tatsachen verdrehen, wenn es nicht um ihren Vorteil geht. Wir wurden für ihre persönlichen Probleme verantwortlich gemacht. Wir mussten darunter leiden, nur weil sie ein Monster war. Heute kann ich sagen, dass ich sie nicht hasse, aber ich habe Wut, denn ich hätte gerne Antworten, wieso man so bestraft wurde für etwas, was man nicht sein wollte. Aber eine Antwort werde ich nie bekommen, weil sie sich selbst keiner Schuld bewusst ist; im Gegenteil, T. und die Verwandtschaft sind daran schuld, dass wir leiden mussten. Ich weiß manchmal gar nicht, wie ich es geschafft habe, ein ordentlicher Mensch zu sein. Klar habe ich auch Dinge gemacht, die nicht in Ordnung waren, aber ich habe daraus gelernt, und ich habe gelernt, dass ich dafür verantwortlich bin, was ich getan habe, und nicht andere. Ich sehe ein, dass ich das Problem war. Meine Angst ist es, später mal Papa zu werden, denn sie hat mir das Gefühl genommen, etwas Großes zu schaffen. Denn ich sage mir, ein Kind ist das Größte, was ein Mensch erschaffen kann, und dieses Glück sollte man doch schätzen und beschützen. Mit 27 Jahren bin ich immer noch kein Papa; das ist für viele nicht zu verstehen, dass ich erst Papa werde, wenn ich es mir erlauben kann. Denn ich möchte meinem Kind das bieten können, was meine Erzeuger nicht konnten: nämlich Lieben bis zum Tod, Mut machen und ihn in jeder Lebenslage begleiten und nicht verantwortlich machen für meine Probleme, die ich selbst habe. Im Endeffekt, wenn die richtige Frau da wäre, würde ich meine Angst überwinden, denn nur so kann man feststellen, ob man bereit dazu ist.

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Das verlorene Leben
Historia CortaTobias Johannes, ich habe mich dazu entschlossen, ein Buch zu verfassen, das meine Vergangenheit und meine Lebenserkenntnisse beleuchtet. Dieses Buch soll verdeutlichen, dass unsere Probleme lösbar sind. Mein Anliegen ist es, aufzuzeigen, dass Probl...