5. Juni - OS Kuss aus Colins Sicht

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Es wurde sich gewünscht, dass ich die Kussszene nochmal aus Colins Sicht schreibe. Deshalb mache ich das heute einfach :) 


Nachdem ich Noah geradeso aufgehalten hatte, nach Köln zu fahren und wir Ava ihr Fahrrad zurück gebracht hatten, waren wir in den Wald gegangen. 

Wir liefen die ganze Zeit ziemlich dicht nebeneinander. Immer wieder konnte ich seine Finger an meiner Hand spüren. Ich hatte aber nie den Mut, sie einfach zu verhaken. Dafür war ich noch immer viel zu unsicher. Klar, Noah wollte mich in Köln besuchen. Aber vielleicht auch einfach nur als Freund. Ich sollte mir nicht zu viel darauf einbilden, sonst würde ich am Ende nur wieder enttäuscht werden. Noch eine Abweisung würde ich nicht ertragen. Das, was passiert war, bevor ich gegangen bin, wollte ich nicht nochmal erleben. Deshalb überließ ich alles dem Zufall. Wenn Noah mich doch mochte, würde er mir das schon noch sagen.

Irgendwann kamen wir an einer schönen Stelle an. Hier wollten wir erstmal bleiben. Noah erzählte, dass er hier öfters war, wenn Joel ihn nervte und er lesen wollte. Er holte aus einem Versteck zwei Flaschen Limo. Wo genau das war, hatte ich nicht mitbekommen. 

Ich fragte ihn kurz nach Freddy, aber darauf reagierte er gar nicht. War alles gut bei ihm? Um ihn aus der Situation zu befreien fügte ich noch hinzu: „Wahrscheinlich würde er mich sowieso nicht wieder erkennen." 

„Würde er schon." meinte Noah darauf. Ich sah, dass sich sein Blick etwas verunsicherte. „Er mochte dich von Anfang an."

Da hatte er recht. Er war total zutraulich und das, obwohl er immer misstrauisch gegenüber fremden war. Er hatte vermutlich gecheckt, dass Noah mir vertraut. Auch, wenn er das da noch nichtmal zugegeben hatte. 

„Na wenigstens einer von euch." Ich versuchte eigentlich, damit die Stimmung zu lockern, aber es bewirkte eher das Gegenteil. Noah spannte sich wieder an. Irgendwas lag ihm auf der Seele, aber er musste noch den Mut finden, es auszusprechen. 

Ich ging auf einen umgefallenen Baumstamm zu und setzte mich darauf. „Nicht nur einer." sagte Noah da plötzlich. Mein Herz fing an, schneller zu schlagen und überall kribbelte es. Er mochte mich auch von Anfang an? Er war immer so abweisend und zurückgezogen. Ich hätte nicht gedacht, dass er mich da schon mochte. Aber gut, er hatte sich darauf eingelassen, mit mir ins Kino zu gehen und er hatte auch alles dafür getan, dass ich ihm verzeihe. Er hatte diesen Film mit Julia und Ava für den JC400 gedreht, und er war wirklich gut. 

Ich schaute zu ihm. „Weißt du, dass das echt anstrengend war?" fragte Job vorsichtig, aber trotzdem ernst. „Was war anstrengend?" hakte er nach. Ich sah die Unsicherheit in seinem Blick. Wahrscheinlich würde er meine auch sehen. „Naja, dich zu mögen und alles." antwortete ich ihm. Er schaute mich traurig an. Schuldgefühle waren in seinem Blick zu sehen, als er ihn von mir abwandte. 

„Du hättest auch nein sagen können." murmelte er. Was meinte er? Wozu hätte ich nein sagen sollen? „Wozu?" fragte ich knapp.

„Wenn ich gefragt hätte, ob ich dich in Köln besuchen kann." erklärte er. „Dann hätten wir uns nicht gesehen." er schaute mich traurig an. Ich musste schmunzeln. „Wieso hätte ich denn nein sagen sollen?" 

„Ich hätte es gemacht an deiner Stelle, nach dem, was ich gesagt habe." meinte er. In seiner Stimme schwang Traurigkeit mit und das brach mich. „Nachdem du was gesagt hast?" fragte ich erneut. „Dass ich nicht verliebt bin in dich." er schaute in meine Augen. Ich konnte dem Blick nicht standhalten. Dieser Satz tat weh. Ich wandte meinen Blick ab und sagte knapp: „Das kannst du doch sagen".

Unsicher nippte ich an meiner Limo. Würde er mich jetzt wieder zurückweisen? 

Noch bevor ich länger darüber nachdenken konnte, fand er seine Stimme wieder. „Nicht, wenn es nicht stimmt."

Hatte ich mich verhört? Hatte er mir gerade wirklich gesagt, dass er in mich verliebt ist? Dass er damals gelogen hat? Ich schaute zu ihm und traute mich, ihn leicht anzulächeln. 

Auch seine Lippen zierten ein leichtes Lächeln. Doch sein Blick war noch immer etwas unsicher. 

Ich rutschte unbewusst ein Stück näher an ihn. Erst, als wir direkt aneinander saßen, fiel mir das auf. Ich schaute zu ihm, er schaute zu mir. Wir warfen uns verliebte Blicke zu. Scheinbar hatte ich mir das also wirklich nie eingebildet. Diese Blicke konnte man unmöglich leugnen. 

Ich konnte also endlich das tun, wonach ich mich so sehr sehnte. Ich fuhr mit meiner Hand vorsichtig zu seinem Knie, auf welchem seine ruhte. Vorsichtig hob ich seine Finger mit meinen an. Mein Blick war fixiert auf unsere, sich langsam ineinander verschränkenden Finger. Er umgriff meine Hand vorsichtig. Kurz trafen sich unsere Blicke. Wir lächelten uns vorsichtig an. Dann schauten wir auf unsere ineinander verschränkten Hände. Ich musste lächeln, als Noah mit seinem Daumen über meinen Handrücken streichelte. Als ich wieder zu ihm sah, merkte ich, dass auch er lächelte. 

Wir schauten uns wieder tief in die Augen. Als ich merkte, dass Noah sich mit seinem Gesicht zu mir bewegte. Ich schaute auf seine Lippen, dann für einen kurzen Moment in seine Augen. Mein Blick wanderte erneut zu seinen Lippen, wo er auch verweilte, während ich mich ihm langsam näherte. 

Da war dieses Verlangen in seinem Blick, welches ich noch nie bei ihm gesehen hatte. Es wirkte so, als wären alle seine Ängste mit diesem Moment verflogen. Mit dem Moment, als sich unsere Lippen berührten und er anfing, mich leidenschaftlich zu küssen. Es wirkte fast so, als wären wir schon lange eingespielt und hätten viele gemeinsame Erfahrungen. Fast so, als würden wir das schon seit Ewigkeiten jeden Tag tun.

Wir lösten uns nach wenigen Sekunden wieder. Als ich meine Augen öffnete, sah ich, dass Noah seine Augen schon offen hatte und mein Gesicht musterte. Er lächelte mich an. Noch nie hatte ich ihn so lächeln gesehen. Ich lehnte mich erneut zu ihm und verband unsere Lippen erneut. Diesmal lösten wir uns nicht so schnell wieder. 

Ich hatte noch nie so etwas schönes gefühlt. Es sollte nie wieder anders sein. Das hier wollte ich jeden Tag haben und nie wieder hergeben müssen. 

Für immer. 

Ende

Nolin Pride MonthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt