26. Juni - zusammen

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Hier der versprochene 2. Teil
Enjoy <3

Es war wirklich soweit. Heute würde ich Noah meiner Mutter vorstellen. Was sie wohl von ihm halten würde? Ich hatte ihr gleich nach der Party im Share Space erzählt, dass ich mit Noah zusammen gekommen bin. Sie hatte sich sehr für mich gefreut, mir aber auch gesagt, dass ich auf mich aufpassen sollte, damit ich nicht erneut die ganzen Sommerferien am heulen war.

Noah und ich saßen nebeneinander im Zug, auf dem Weg zu meiner Mutter. Ich hatte die letzten zwei Nächte mit in Erfurt, im Internat geschlafen und da jetzt Ferien waren, wollte ich gleich zurück in meine Heimat.

Noah war neben mir eingeschlafen. Er lehnte gegen mir und unsere Hände lagen ebenfalls ineinander. Obwohl wir jetzt gerade einmal drei Tage zusammen waren, liebten wir diese Nähe jetzt schon mehr, als alles andere. Wir hatten uns in den letzten Tagen viel besser kennengelernt und sind uns so nah gekommen, wie nie zuvor. Wir hatten eigentlich jede freie Minute damit verbracht, uns zu küssen oder uns einfach nur anzuschauen. Wir liebten es, uns in den Augen des anderen zu verlieren. Das war unsere Art von Intimität.

„Noah" flüsterte ich sanft, als die Durchsage kam, dass der Zug in wenigen Minuten hielt. Mein Freund blinzelte und sah mich dann durch seine verschlafenen Augen an. „Bin ich eingeschlafen?" fragte er. Er hob seinen Kopf von meiner Schulter und streckte sich kurz. „Jap." antwortete ich auf seine Frage und grinste ihn an. „Wir sind gleich da."

Wir packten alles zusammen, was wir während der Fahrt ausgepackt hatten und liefen dann zur Tür. Wir hatten beide einen Koffer und einen Rucksack dabei. Dadurch, dass Noah gleich zu seinen Eltern fuhr, musste er all die Sachen mitnehmen, die er in den Ferien brauchte. Ich hatte meinen Koffer auch schon extra aus Köln mit nach Erfurt gebracht.

Der Zug hielt und Noah und ich stiegen schnell aus. Wir beide hassten Bahnhöfe. Es war immer viel zu voll. Das ließ mich jedes Mal Panik bekommen. Ich griff nach Noahs Hand und ging dann zügig aus dem Bahnhof. Davor war es ganz übersichtlich. Es waren nicht viele Menschen auf den Straßen.
Hand in Hand liefen wir die 10 Minuten zu mir nach Hause. Dort angekommen klingelten wir und meine Mutter machte sofort auf. Sie wohnte im zweiten Stock, weshalb wir uns los ließen, um die Koffer nach oben schleppen zu können. Das war gar nicht mal so einfach, so schwer wie die waren.

„Colin!" wurde ich von meiner Mutter begrüßt. Ich kam ein paar Sekunden vor Noah oben an.
Ich lächelte meine Mutter an. Dann stellte ich meinen Koffer ab und warf mich in ihre Arme. Ich liebte es, wenn sie mich umarmte. Da fühlte ich mich jedes Mal so geborgen und wohl. Meine Mutter war einfach die beste.

Als sie sich nach ein paar Sekunden wieder von mir löste, sah sie zu Noah, der gerade oben an kam. „Und das muss dann wohl dein Freund sein." bemerkte sie. Mein Freund. Es klang nich immer so unreal, wenn sie das sagte. Noah war wirklich mein Freund. Mein fester Freund.

Noah lächelte meine Mutter schüchtern an. „Ja, Noah. Freut mich, Sie kennenzulernen, Frau Thewes." stellte er sich vor und reichte meiner Mutter die Hand. Diese hatte jedoch andere Pläne und zog Noah ebenfalls in eine Umarmung. „Nenn mich ruhig Corinna, Noah."

Noah schien etwas überfordert und löste sich deshalb wieder aus der Umarmung. „Ich zeig dir mal mein Zimmer." sagte ich zu Noah. Ich nahm seine Hand und in die andere nahm ich meinen Koffer. Dann zog ich ihn mit mir. Ich öffnete meine Zimmertür und schloss sie sofort wieder, als Noah drin war. „Deine Mum ist nett." merkte er an. „Das ist sie." erwiderte ich lächelnd. „Tut mir leid, dass es dir mit deinen Eltern nicht genauso geht." fügte ich noch hinzu. Ich würde es total schlimm finden, wenn ich mich mit meinen Eltern nicht verstehen würde. Da hatte ich deutlich mehr Glück, als er.
„Ist ok, ich hab mich damit abgefunden." meinte Noah, während er sich ein wenig in meinem Zimmer umsah.

Sein Blick blieb an meinem Bett hängen. „Ist das Bett nicht etwas eng für zwei?" fragte er mich. Das war es. Ich hatte nur ein 90cm breites Bett. Mussten wir halt ein bisschen kuscheln. Die letzten zwei Nächte, die ich am Einstein geschlafen hatte, war ich im Gästezimmer. Frau Schiller hatte es ausdrücklich untersagt, dass Noah mit mir in einem Bett schlafen durfte. Deshalb hatten wir noch nie nachts gekuschelt. An sich lagen wir noch nie zusammen in einem Bett. Das hatten wir auch die letzten Tage über nie gemacht.

„Passt schon." erwiderte ich auf seine Frage. „Ich kann dir aber auch noch eine Matratze holen und du schläfst auf dem Boden."

Er verdrehte die Augen. „Muss dann auch nicht sein." meinte er. Er wurde rot. Scheinbar bemerkte er das auch, denn er senkte verlegen seinen Blick. Ich kicherte und lief dann auf ihn zu. Ich legte meine Hände an seine Hüfte und zwang ihn so, mich wieder anzusehen. „Ich würde auch gern mit dir in einem Bett schlafen. Und kuscheln." flüsterte ich. Er lächelte mich an. Dann beugte er sich ein Stück nach oben und legte seine Lippen auf meine.

Wir küssten uns vorsichtig und etwas unsicher. Ich war mir sicher, dass wir beide etwas nervös waren. Wir würden diese Nacht erneut eine unbekannte Tiefe aufschlagen, die wir beide noch nicht kannten. Zumindest nicht miteinander. Aber ich liebte kuscheln. Und ich liebte Noah. Es konnte also nur schön sein.

Nach einigen Minuten lösten wir uns wieder voneinander und machten uns auf den Weg in die Küche. Meine Mutter hatte extra für uns einen Kuchen gebacken. „Na ihr zwei, habt ihr Hunger?" fragte sie uns, als wir die Küche betraten. Ich grinste sie an und nickte. „Ich hab immer Hunger."
Noah lächelte mich an und sah sich dann in der Küche um. Ich beobachtete ihn von der Seite, wie seine Augen jeden Zentimeter abfuhren und alles aufnahmen. „Wollen wir uns setzen?" fragte ich ihn. Er sah zu mir und nickte dann. Er war schüchtern. Und das war irgendwie niedlich. Ich kannte ihn so nicht. Normalerweise redete er, machte Kommentare zu allem und konnte an sich einfach nie die Klappe halten. Scheinbar ging es ihm bei fremden nicht so.

Wir setzten uns nebeneinander auf die Sitzbank am Küchentisch. Ich griff sofort nach seiner Hand und streichelte mit dem Daumen darüber. Seine Hand war so schön weich. Ich liebte es, sie zu berühren. Es war immer wieder aufs Neue ein überwältigendes Gefühl.

„Wollt ihr was trinken?" fragte mich meine Mutter. „Haben wir Kakao?" fragte ich sofort. Meine Mutter grinste mich an. „Natürlich haben wir Kakao!" meinte sie dann. „Willst du auch einen?" fragte ich Noah. Er lächelte mich an. „Gern." murmelte er. „Du musst nicht so schüchtern sein." flüsterte ich und er schaute mich verlegen an. Ich gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange und wandte mich dann wieder meiner Mutter zu. „Wir nehmen beide einen."
Meine Mutter nickte und machte uns dann beiden einen Kakao. Die vollen Tassen stellte sie auf den Tisch und wir bedankten uns.

Meine Mutter gesellte sich zu uns. „Hattet ihr eine gute Fahrt?" fragte sie. „Ja, war angenehm. Die deutsche Bahn war mal pünktlich." sagte ich und lachte. „Ein Wunder."
Meine Mutter grinste uns an. „Schön, dass wir hier heute zu dritt sitzen und nicht nur zu zweit." sagte sie. „Find ich auch." erwiderte ich und legte meinen Kopf auf Noahs Schulter. Dieser lächelte mich leicht an. Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn und ließ dann seine Hand los, damit ich mir ein Stück Kuchen nehmen konnte. Es war ein Schoko-Blechkuchen. Mein Lieblingsrezept.

„Schmeckt's?" fragte meine Mutter und ich nickte. „Wie immer super lecker."
Auch Noah nahm sich nun ein Stück Kuchen und biss ab. „Schmeckt gut." murmelte er. Ich war froh, dass er anfing, es wenigstens zu versuchen, sich in das Gespräch einzubringen. Scheinbar war das etwas, was ich noch nicht über ihn wusste. „Das freut mich." erwiderte meine Mutter glücklich.

Mit der Zeit taute Noah ein wenig auf und fing an, sich mit meiner Mutter zu unterhalten. Ich war froh, dass ich diese Ferien nicht wieder heulend in meinem Zimmer verbringen musste, sondern mit Noah glücklich sein konnte. Wir hatten vielleicht einen ziemlich holprigen Start, aber zum Schluss hat sich ja alles zum Guten gewendet.

Ende

Nolin Pride MonthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt