9. Juni - Wand anstarren

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Was mir so in den Kopf kommt, nachdem ich fast nicht geschlafen habe und todmüde bin. Aber ich will diese Challenge DURCHZIEHEN!
Viel Spaß bei dem Oneshot <3
(Noahs Sicht)

Ich saß im Zimmer und starrte mal wieder die Wand an. Das tat ich immer, wenn ich schlechte Laune hatte, oder einfach gestresst war. Schule war anstrengend. Und dazu kamen auch noch diese nervigen Gefühle.

Wieso hatte ich immer so starkes Herzklopfen, wenn Colin da war? Wieso hatte ich immer dieses Bedürfnis, ihn anzuschauen? Wieso fühlte ich mich so zu ihm hingezogen? Das alles war definitiv nicht mehr platonisch. War ich etwa verliebt?

Nein, das durfte nicht sein. Ich dufte mich nicht in ihn verlieben. Ich wollte nur mit ihm befreundet sein, er war mein bester Freund. Ich wollte ihn nicht verlieren. Die Liebe würde uns irgendwann auseinander bringen. Das wollte ich auf keinen Fall. Nein, das durfte nicht passieren.

Ich hörte, wie sich hinter mir die Zimmertür öffnete. Kurz wagte ich einen Blick zu der Person, die gerade gekommen war. Natürlich war es Colin. Er lächelte mich an. Ich erwiderte vorsichtig.

In seinem Lächeln lagen so viele Emotionen. Ich versuchte mir ja wirklich, nichts darauf einzubilden. Ich wollte nicht enttäuscht werden. Das würde ich nicht verkraften.

„Starrst du wieder die Wand an?" fragte Colin mich. Ich nickte darauf, nicht fähig gerade zu sprechen. Dieser Junge verschlug mir wortwörtlich die Sprache.
„Kann ich mitmachen?" fragte er.

In mir stieg Nervosität auf. Natürlich wollte ich das. Aber würde ich meine Gefühle unter Kontrolle behalten können? Würde ich das schaffen, oder am Ende einen Fehler machen?
Ohne weiter nachzudenken nickte ich erneut und Colin kam auf mich zu. Er nahm dicht neben mir Platz, sodass sich unsere Schultern leicht berührten. In meinem Bauch tobten die Schmetterlinge. Das Gefühl war wunderschön. Ob Colin das wohl auch gerade spürte?

Ich schaute zur Seite und musterte den Jungen. Er hatte seine Augen geschossen. Seine Hände lagen auf seinen Oberschenkeln und der Kopf war leicht gesenkt.

Ich blickte auf seine Hände. Zu gern würde ich jetzt eine halten. In meiner. Seine Hände sahen furchtbar weich aus. So weich!
Colin öffnete langsam wieder seine Augen, weshalb ich meinen Blick abwandte. Scheinbar schien er es trotzdem bemerkt zu haben, denn er musterte mich mit einem Grinsen von der Seite.

Ich drehte meinen Kopf ebenso wieder zu ihm. Ich lächelte ihn vorsichtig an. Er musste immer noch grinsen.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie seine Hand sich von seinem Oberschenkel weg bewegte und meinen sanft berührte, bis sie sich schließlich darauf legte.
Wollte er das auch? Wollte er auch meine Hand halten? Spürte er auch all diese Glücksgefühle, wenn wir beieinander waren? Ohne zu zögern legte ich meine Hand auf seine, die auf meinem Bein lag. Ich umschloss sie vorsichtig und fuhr dann mit dem Daumen kreise über Colin's Handrücken.

Er wollte es definitiv, denn sein Grinsen wurde dadurch noch breiter. Hatte dieser Bildschöne Junge tatsächlich Gefühle für mich? Ich selbst würde mich jetzt nicht so mögen, wenn ich Colin wäre.
Zum Anfang war ich super unfreundlich und auch bis vor kurzem hatte ich immer Streit gesucht. Irgendwie hatte er nie aufgegeben.
Dieses verfluchte Herz wollte seitdem gar nicht mehr aufhören, Purzelbäume zu schlagen, wenn er neben mir stand. Was war nur los mit mir? Ich war doch sonst nicht der Typ, der sich verliebte. Aber Colin war anders. Er hatte es verdient, geliebt zu werden. Er war perfekt.

Nach ein paar Minuten, die wir einfach nur auf unsere Hände geschaut hatten, verhakten wir unsere Finger ineinander. Dann wandten wir den Blick wieder zur Wand.

Seine Hand war genauso warm und weich, wie ich erwartet hatte. Sie passte perfekt in meine. Und dazu kam noch, dass er den ersten Schritt gegangen war. Jetzt war ich dran, oder?

Ich blickte wieder zu ihm und sah, wie auch sein Blick erneut zu mir glitt. Ohne zu zögern näherte ich mich ihm.
Die Berührung unserer Lippen entfachte ein riesiges Feuerwerk in uns. Ich lehnte mich ein Stück weiter zu ihm, um dieses perfekte Gefühl genießen zu können.
Auch Colin erwiderte vorsichtig den Kuss. Er legte seine Hand an meine Wange und streichelte darüber. Ich legte die Hand in seinen Nacken und zog ihn daran noch ein Stückchen näher zu mir.

Der Moment war perfekt. Bis ich bemerkte, was ich da tat. Ich küsste gerade Colin. COLIN! Vor wenigen Minuten hatte ich mir geschworen, diese Gefühle zu unterdrücken, um unsere Freundschaft auf gar keinen Fall zu gefährden. Tja, daran war ich ja erfolgreich gescheitert.

Ohne Vorwarnung löste ich meine Lippen von Colin's, stand auf und rannte aus dem Raum. Zurück blieb ein ziemlich verwirrter Colin.

Was tat ich da eigentlich? Ich lief schon wieder davon. Was ich getan hatte, konnte ich sowieso nicht mehr rückgängig machen. Wieso versuchte ich es dann? Colin würde diesen Kuss nicht so schnell wieder vergessen, schließlich war er auch nicht gerade kurz. Und ich, ich würde das auch nicht aus meinem Kopf bekommen. Wieso versuchte ich dann, schon wieder davon zu laufen? Immer, wenn es schwierig wurde, oder Gefühle ins Spiel kamen, da rannte ich weg. Da floh ich. Ich konnte das nicht. Das konnte ich noch nie.

„Noah?" hörte ich es rufen, als ich mich gerade auf den Waldboden setzen wollte. Ich drehte mich um. Doch bevor ich erneut die Flucht ergreifen konnte, stand er auch schon vor mir.

Ich drehte mich von ihm weg, konnte ihn nicht ansehen. Das war mir viel zu unangenehm. „Was ist los? Du hast nichts falsch gemacht!" er legte seine Hand auf meine Schulter, weshalb ich mich doch wieder zu ihm drehte. Was meinte er da? Ich hatte nichts falsch gemacht? Oh doch das hatte ich. Ich hatte alles riskiert. Ich hatte unsere Freundschaft zerstört.
Er schaute mich mit einem traurigen, ja, fast schon sehnsüchtigem, Blick an, dem ich kaum widerstehen konnte.

„Das heißt, du wolltest das wirklich?" flüsterte ich kaum hörbar. „Natürlich! Hast du je daran gezweifelt?" antwortete er mir.
Verlegen zuckte ich mit den Schultern. „Wieso bist du weg gerannt?" fragte er vorsichtig. Wieder zuckte ich mit den Schultern. Wenn ich ehrlich war, wusste ich es selbst nicht. Es war eine Art Reflex. Aus Angst.

„Ich will einfach nicht, dass wir uns trennen." murmelte ich. Es war wahrscheinlich der einzige Grund, wieso ich keine Beziehung wollte. Welche Beziehung in unserem Alter hielt schon für immer?

Doch das sollte mich nicht davon abhalten, meine große Liebe zu küssen und mit ihr zusammen zu sein. Im hier und jetzt. Egal, was in 10 Jahren war. Egal, was die Zukunft bringen würde.

Ich lächelte ihn vorsichtig an, während er wieder die Worte fand. „Wir werden uns nicht trennen. Dafür mag ich dich viel zu sehr."

Er kam auf mich zugelaufen und legte seine Arme vorsichtig um meine Hüfte. Ich legte meine Arme um seinen Hals und zog ihn dann fest zu mir. Er hielt mich in seinen Armen. Ich fühlte mich wohler, als je zuvor. Hier, mit Colin. Meinem Colin.

Ich wollte das hier. Und jetzt war der Punkt gekommen, an dem ich es zulassen konnte.

Ende

Nolin Pride MonthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt