20. Juni - Vermissen, Part 2

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Colin plante etwas. Er wollte Noah überraschen. Also beschloss er, Noah besuchen zu gehen. Heute war es soweit. Colin packte seinen Rucksack für die nächsten zwei Tage.

„Bis Sonntag, Julia!" er ging zur Tür und zog sich an. „Ich werde dich vermissen." murmelte Julia und umarmte Colin zum Abschied. „Hoffentlich geht alles gut." fügte sie noch hinzu. „Bestimmt." sagte Colin und lächelte. „Tschüss." er löste sich aus der Umarmung und ging aus der Tür. Noch einmal drehte er sich um und winkte seiner besten Freundin. Dann ging er los.

Hoffentlich freute sich Noah. Das war der einzige Gedanke, den Colin gerade in seinem Kopf hatte. Er lief ziemlich zügig und war dementsprechend auch viel zu früh am Bahnhof. Aber das störte ihn nicht. Er lief zu seinem Gleis und setzte sich auf eine Bank. Colin zog sein Handy aus der Tasche und überlegte, ob er Noah doch lieber einweihen sollte. Schließlich entschied er sich jedoch dagegen. Es sollte ja eine Überraschung sein.

Trotzdem schrieb er Noah ein kurzes „hey". Noah las die Nachricht fast sofort. „Hi, na?" kam es zurück. „Was machst du so?"
Colin schluckte schwer. Sollte er es doch lieber sagen? „Nix, und du?" antwortete er. Das war einfach und sagte nicht besonders viel aus. So könnte Noah auch keinen Verdacht schöpfen.

Noah tippte. Zu lang. Nach drei Minuten kam eine Antwort. Colin's Herz raste, als er die Nachricht las. „Rum liegen. Nix tun. Dich vermissen <3" stand darin.

Colin musste lächeln. Noah vermisste ihn. Und er hatte ihm ein Herz geschickt. „Ich vermiss dich auch." schrieb Colin zurück.

Der Zug fuhr ein. Colin hatte sich einen Platz reserviert. Er hatte Glück, dass er nicht umsteigen musste. So hatte er vier Stunden lang seine Ruhe und konnte darüber nachdenken, wie er Noah gegenüber treten sollte.
Die vier Stunden vergingen wie im Flug. Noch nie kam ihm eine Zugfahrt so kurz vor. Der Zug fuhr im Erfurter Hauptbahnhof ein und sofort lief Colin los zum Internat.

Der Weg war zum Glück nicht besonders lang. Als er vorm Internat ankam, sah er sofort ein paar bekannte Gesichter. Doch niemand schien ihn so richtig zu bemerken. Das störte ihn aber nicht. Er war sowieso nur wegen Noah hier.
Also zog Colin sein Handy aus der Tasche und öffnete den Chat mit Noah. Unter dem Fenster seines ehemaligen Zimmers blieb er stehen. So könnte Noah ihn sofort sehen, wenn er hinaus blickte. Sollte er das jemals tun...

——

Noah lag den ganzen Tag im Bett. Er schaute Horrorfilme und versuchte nebenbei seinen Kopf auszuschalten. Das gelang ihm aber nur halbwegs.

Seit Colin nicht mehr da war, wohnte seine neue Klassenkameradin Maxi mit bei Joel und ihm im Zimmer. Er hatte nie wirklich hinterfragt, wieso Frau Schiller sie in ein Jungszimmer gesteckt hatte. Es war ihm ehrlich gesagt egal.

Joel und Maxi waren den ganzen Tag unterwegs. Sie gingen mit anderen raus. Oder so. Irgendeine Schatzsuche. Noah hatte nicht ganz zugehört, als sie es ihm erzählt hatten. Die ganze Zeit schweiften seine Gedanken zu Colin. Er vermisste ihn. Und je öfter sie schrieben, desto größer wurde das Verlangen nach ihm.

Nach dem dritten Film packte Noah sein Tablett beiseite. In dem Moment vibrierte sein Handy. Colin?

Ja, es war tatsächlich Colin. Noah lächelte breit und öffnete die Nachricht. „Hey, was machst du grad?" stand in der Nachricht. „Ich habe gerade einen Horrorfilm zu Ende geschaut. Jetzt? Keine Ahnung." schrieb Noah zurück. „Bei dem schönen Wetter?" fragte Colin nach. „Was sollte ich sonst machen?" hakte Noah nach. „Es ist so schön draußen. Wie wär's mit spazieren? Schau doch mal aus dem Fenster!" schrieb Colin. Noah setzte sich im Bett auf und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. Langweilig. „Und? Ist nicht spannend." meinte Noah. „Du bist nichtmal aufgestanden. Schau doch mal so richtig aus dem Fenster. Vielleicht ist es dann ja spannender." schrieb Colin zurück. Noah war verwirrt. „Woher weißt du jetzt, dass ich nicht aufgestanden bin?"
„Tja, ich weiß halt alles." schrieb Colin zurück. Noah rollte mit den Augen. „Na gut." er ging ans Fenster und öffnete es, ohne einen Blick nach draußen zu werfen.

Nolin Pride MonthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt