Kapitel 20

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Kaya

Die Fahrt zur Location der heutigen Feier verbringen Hina, Akira und ich schweigend in einer Limousine. Die zwei Geschwister sitzen tiefenentspannt in Ihren Sitzen und beschäftigen sich beide mit Ihren Smartphones, wohingegen ich wie ein reines Nervenbündel auf meinem Sitz hin und her rutsche. Ein Smartphone, dass mich hätte ablenken können, besaß ich schließlich bereits eine ganze weile nicht mehr. Ich verstehe ja, dass dies kein besonderer Abend für die beiden ist, aber für mich geht es wo möglicherweise um Leben und Tod. Deshalb verstört es mich schon ein kleines bisschen, dass Sie so entspannt dem Abend entgegen blicken.

Der Oyabun, der Vater von Akira und mein zukünftiger Schwiegervater war in der Lage, mich innerhalb von Sekunden umbringen zulassen, egal welcher Meinung Akira war. Die Stadt rast regelrecht an uns vorbei. Ab und an spüre ich zwar die Blicke des Underbosses auf mir, vermeide aber jeglichen Augenkontakt. Dafür war ich einfach zu nervös. Viel zu schnell kommen wir an dem Punkt an, an dem der Wagen zum stehen kommt. Sekunden später wird bereits die Hintertüre geöffnet und Akira klettert aus dem Wagen,  dabei lässt er es sich nicht nehmen, mir noch ein „Benimm dich." Ins Ohr zu raunen. Als hätte ich eine Wahl. Kurz verdrehe ich die Augen.

Ganz Gentlemen like, hilft er zuerst Hina aus dem Auto, ehe ich den Mut sammle und ebenfalls, die mir angebotene Hand, ergreife. Wir stehen vor einem erstklassigem Restaurant, in dem ich zwar noch nie war, aber regelmäßig davon in den Nachrichten gehört habe. Kurz lasse ich meinen Blick kreisen und sehe einige andere Menschen, die uns entgegen Blicken. Offenbar wurden wir bereits erwartet. Männer in Anzügen, offensichtlich Sicherheitsmänner, lassen uns keine Sekunde aus den Augen, als ich an Akiras Arm zur Eingangstür schreite, dicht gefolgt von Hina.

„Kopf hoch kleine Schönheit, zeig meinem Vater das du würdig bist morgen meine Königin zu werden und du wirst ohne Probleme den Abend meistern." Kurz spüre ich seine Lippen an meinem Ohr. Er war mir wieder einmal viel zu nah. Ich habe keine Zeit mehr, um ihm an den Kopf zu werfen, dass dieser Abend ein absoluter Albtraum ist, da die Männer vor uns bereits die Türen öffnen. Lichter dringen aus dem Raum und schneller als man denken mag befinden wir uns mitten drin.

Das Restaurant wurde für diesen Abend offenbar umgestellt, damit eine Tanzfläche zur Verfügung steht. Die gedeckten Tische befinden sich daher alle links im Raum. Geblendet vor Prunk betrachte ich den Saal. Alles ist in Gold und Marmor gehalten und ein gut durchdachtes Licht bringt eine gewisse Stimmung in das Zimmer. Gerade, als ich Akira bitten möchte, in einer Ecke Luftholen zu können, teilt sich die Menge und ein Mann, flankiert durch weitere Männer, kommt auf uns zu. Der Mann hat die gleichen Gesichtszüge wie Akira, er war nur um einiges Älter als mein zukünftiger Ehemann und etwas kleiner. Es besteht absolut kein Zweifel, wer da nun vor uns zum stehen kam. Das war der Vater von Hina und Akira. Der Oyabun. 

Hinas Worte Halen in meinem Kopf wieder - heute Abend musst du dich wie eine starke selbstbewusste Frau geben. Immerhin bist du diejenige, die morgen den zukünftigen Oyabun der Yakuza heiraten wird. Akira wurde noch nie mit einer Frau gesehen, bei der er es ernst gemeint hat. Also erwarten sie Großes von dir. Innerlich setze ich mir also eine Krone auf, bevor Ich meine Haltung straffe und lasse ein freundliches, aber kaltes Pokerface auf mein Gesicht gleiten. Ich, Kaya Wolf, werde heute alles Mögliche tun, um meinen Todestag noch ein wenig hinaus zu zögern. Komme, was wolle. 

Akira neben mir verbeugt sich respektvoll vor seinem Vater, also mache ich das auch. Neige mein Haupt in einer ruhigen Bewegung. In diesem Moment würde ich mir sehr gerne selbst auf die Schulter klopfen, so Stolz bin ich in diesem Auenblick auf mich, den innerlich bin ich alles andere als ruhig. Eine tiefe, respekteinflößende Stimme bringt mich dazu, dem Oyabun, ins Gesicht zu sehen. „Es freut mich dich endlich kennenzulernen, Kaya Wolf. Ich bin Taro Takagi." Bei seinen Worten mustert er mich. Scannt jeden Zentimeter von mir. Es ist, als würde in meinem Inneren ein Schalter umgelegt werden. Wie von selbst schleicht sich ein höfliches Lächeln auf mein Gesicht. Akira neben mir ist nun auch etwas angespannt, doch ich gebe mein bestes, dass meine Stimme nicht wackelt, sondern das Sie fest und bestimmt klingt als ich sage „Die Freude ist ganz meinerseits Taro Takagi" Neben mir versteift sich der Underboss der Yakuza kaum merklich und auch der Oyabun zuckt kurz. Ich weiß da es dreist von mir war, ihn so zu nennen, aber entweder ich krieche vor ihm oder aber ich verschaffe mir ein wenig gehör und Respekt. Es ist, als hätte Taro erst überlegen müssen, wie er reagiert, den es Vergehen noch 2, 3 Sekunden, ehe er los lacht. Ein richtiges Lächeln liegt auf seinen Lippen. „Ich mag dich Mädchen" lässt er laut verlauten, bevor er seinem Sohn auf dem Rücken klopft. „Ich kann deine Entscheidung wirklich verstehen mein Sohn. Sie ist die richtige. Sie ist stark genug für die Frau eines zukünftigen Oyabuns!"

Ich spüre wie die gesamte Gesellschaft langsam aufatmet. Mit einem verschmitzten Grinsen nimmt Taro mich aus dem Arm seines Sohnes und führt mich an seinen Tisch. Über die Schulterblickend sehe ich einen erleichterten Akira, dass er überhaupt angespannt gewesen war, wunderte mich. Immerhin war er auf der Fahrt hier her tiefenentspannt.  

Anscheinend habe ich es geschafft, das der Oyabun mich heute nicht umbringen wird. Wieder bin ich Stolz auf mich. „Nun Miss Wolf, freuen Sie sich auf Ihre morgige Hochzeit?" erklingt es da auch schon neben mir und meine Anspannung ist wieder da. Das hatte ich tatsächlich erfolgreich verdrängt gehabt. Verdammt. Ich zwinge mir ein kühles Lächeln auf die Lippen und sehe Taro Takagi direkt in die Augen. „Ich schätze das tun Bräute, nicht wahr?" Kurz blitzt Anerkennung in seinen Augen auf. Er weiß, dass das alles nicht meine Entscheidung war, sondern die Entscheidung von ihm und seinem Sohn. 

„Du sprichst bereits wie eine geborene Takagi, Kaya." Am Tisch angekommen zieht er Gentlemen like den Stuhl nach hinten, damit ich mich setzen kann. Ein Raunen geht durch die Menge und ich weiß nicht, was schon wieder deren Problem ist. Sollen Sie doch raunen. Ich lasse meine Blicke durch den Raum schweifen und bemerke, das noch immer alle stehen und wenn ich sage alle, dann meine ich alle. Ein Stuhl neben mir bewegt sich und mein zukünftiger Schwiegervater setzt sich. Es scheint, das alle anwesenden genau darauf gewartet hatten. Denn erst jetzt bewegen sich die Menschen um uns herum und beginnen entweder sich zu setzen oder sich Drinks von der Bar zu holen. Anscheinend war es nicht normal, das der Oyabun einer Frau wie mir Respekt zollt. Der Stuhl auf meiner anderen Seite bewegt sich und Akira setzt sich. Auch Hina ist an unserem Tisch angekommen und nimmt neben Ihrem Vater platz. Eine Hand legt sich Besitzergreifung auf meinen Oberschenkel und mein Verlobter beugt sich zu mir. „Gut gemacht watashi no Chisana utsukushi-sa. Nun steht unserer Hochzeit nichts mehr im Wege." Ich schlucke, nicke aber nur leicht. Ich war vorhin zwar mutig genug gewesen, den Oyabun mit Namen anzureden, aber seinem Sohn hier nun eine Szene zu machen, so mutig war ich dann doch wieder nicht. 

Der restliche Abend verläuft ruhig. Es wird ein elend langes 7-gang-Menü aufgetischt und die meiste Zeit wird Smalltalk gehalten. Nach dem Dessert ziehen sich mein bald Schwiegervater und mein zukünftiger Mann zurück, um geschäftliches zu besprechen. Daher bleibe ich alleine mit meiner Schwägerin in Spe zurück. „Du machst das wirklich gut Kaya." sagt meine einzige Freundin in diesem verdammten Raum. „Danke. Ist es normal das sich diesem Tisch keiner nähert? Brianna ist nicht hier oder?" Kurz schaut Sie mich traurig an. „Nein an den Tisch des Oyabuns traut sich niemand heran wenn man am heutigen Abend nicht sterben will. Brianna und ihre Familie gehören nicht zur Yakuza oder einer anderen Familia der Branche." Hina muss meine Überraschung darüber im Gesicht sehen können, denn Sie fährt fort. „Schau nicht so überrascht." Sie lacht. „Meinem Vater war auch meine Bildung wichtig und so habe ich ein reines Mädcheninternat besucht. Dort habe ich Brianna kennengelernt. Sie war die einzige, die keine Angst vor mir oder meiner Familie hatte. Mein Vater war zwar anfangs nicht begeistert, verstand aber, dass ich eine Freundin brauchte und hat es mir so ermöglicht Sie regelmäßig zu sehen, ohne Sie in diese Welt zu ziehen. Nun bis auf einen Zwischenfall." „Welcher Zwischenfall den?" „Ach das ist Vergangenheit Kaya, und ..." Weiter kommt Sie nicht, den ein Schatten ragt über mir auf. „Darf ich meine zukünftige Frau zu diesem Tanz auffordern?" Akira war also zurück. Kurz schließe ich meine Augen, Atme tief ein und erhebe mich. „Aber natürlich." Ich lege meine Hand in seine und lasse mich von Ihm auf die Tanzfläche führen. Ein Wienerwalzer beginnt und er führt mich so souverän, das gar nicht auffällt, das ich nicht Tanzen kann.

 „Du hast den Abend fast überstanden watashi no Chisana utsukushi-sa, nach diesem Tanz gehen wir. Morgen ist ein wichtiger Tag und du musst ausgeruht sein, für das was ich mit dir Vorhabe." Sein Lächeln dabei ist so anzüglich das ich genau weiß, er meint die Hochzeitsnacht. Ich versteife mich und wäre fast gestolpert, hätte er mich nicht vorher gefangen. „Das werden wir noch sehen!" fauche ich ihn nicht gerade leise an. Er lacht und führt mich in eine Drehung. Es folgen weitere Minuten, in denen er mich über die Tanzfläche wirbelt, bevor das Lied endet.

 Wir verabschieden uns kurz darauf von Taro und verlassen gemeinsam mit Hina die Veranstaltung. Im Auto wird mir mitgeteilt, das Hina heute bei mir bleiben wird, damit ich morgen pünktlich fertig sein werde. Ich verdrehe die Augen, sage aber nichts zu alldem. Der Abend war bereits so nervenaufreibend, das ich einfach das Positive an dieser Sache sehe und zwar, dass Hina heute Nacht bei mir sein wird. 

Wir sind nur noch wenige Minuten von Akiras Penthouse entfernt, als irgend etwas unser Auto rammt. Ich höre meine Freundin schreien, bevor mein Kopf gegen die Fensterscheibe knallt. Ein gleisender Schmerz explodiert an meinem Hinterkopf, bevor alles um mich herum schwarz wird.

King of Japan - In love with the YakuzaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt